Der britische Regisseur Mike Leight gehört zu den erfolgreichsten europäischen Vertretern seines Fachs. Für die diesjährigen Internationalen Filmfestspiele in Berlin wurde der Brite zum Vorsitzenden der Berlinale-Jury berufen.
Sein Debüt gab der heute 69-jährige Regisseur 1972 mit dem ernsten aber zugleich hormorvoll inszenierten Sozialdrama „Bleak Moments“, dessen Erfolg den Briten direkt in die Riege der Top-Filmregisseure Europas katapultierte. Obwohl Leigh bis heute Probleme hat, Sponsoren für seine Filme zu finden, werden seine Werke in der Branche allgemein anerkannt. Zahlreiche internationale Filmpreise belegen das. Als der Brite von seiner diesjährigen Berufung zum Jurypräsidenten der Berlinale erfuhr, soll er seine Begeisterung spontan mit dem Ausruf „Welch eine Ehre!“ bekundet haben.
Leigh, der zunächst am Theater als Schauspieler und auch Autor arbeitete, bevor er zum Kino fand, wuchs als Sohn eines jüdischen Arztes in Manchester auf. Von Kindheit an wurde er mit den Auswirkungen der Armut konfrontiert. Das hat sein Weltbild und sein künstlerisches Schaffen wesentlich geprägt.
Seine Maxime als Autor und Regisseur drückte Leigh einmal so aus: „Was mich fasziniert ist, dass jeder von uns anders ist. Deshalb ist in meinen Filmen grundsätzlich jede Figur, ob klein oder groß, auf natürliche und vollkommene Weise das Zentrum ihres Universums.“ Der anhaltende Zuschauererfolg bestätigt, wie klug und wirkungsvoll dies ist.
Trotz seines Renommees hat es Leigh bis heute schwer, Geld für seine Projekte zu bekommen. Das liegt an seiner ungewöhnlichen Arbeitsweise: Leigh verweigert bis ins Kleinste ausgefeilte Drehbücher, denn er entwickelt seine Filme stets während des Drehens im Team, vor allem mit seinen Schauspielern. Das macht seine Arbeiten so authentisch – aber auch für profitorientierte Produzenten zu Risiken. Denn vorausberechnen lässt sich der Erfolg bei einem solchen Vorgehen nie hundertprozentig.
Da helfen auch mehrere „Oscar“-Nominierungen und Ehrungen wie 1996 die Goldene Palme in Cannes für „Secrets and Lies“ und der Goldene Löwe von Venedig 2004 für „Vera Drake“ nicht. Aber der Individualist Leigh ging bisher nahezu immer als strahlender Sieger aus dem Kampf um seine Kunst hervor. Da ähnelt er vielen seiner Filmfiguren, allesamt Individualisten, die in der Regel am Ende Gewinner sind. Auch das trägt wohl wesentlich zur Zuneigung des Publikums bei.
Bei den Internationalen Filmfestspielen in Berlin hatte Leigh zuletzt vor vier Jahren mit „Happy-Go-Lucky“ einen großen Erfolg. Sally Hawkins, die Hauptdarstellerin der turbulenten Komödie, wurde mit dem Silbernen Bären als beste Schauspielerin ausgezeichnet.Starportrait – Archiv
[Peter Claus/fm]
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