Am Freitag wird das neugestaltete Deutsche Filmmuseum in Frankfurt wiedereröffnet. In der Dauerausstellung gibt es einen Alien, die Blechtrommel, einen Oscar und natürlich eine Menge Filme. Vieles darf man selbst ausprobieren.
Unten läuft eine 20 Jahre alte Laterna Magica, oben lässt digitale Filmtechnik die Besucher via Greenscreen durchs Weltall fliegen – nach 22 Monaten Umbau ist das Deutsche Filmmuseum in Frankfurt in der Gegenwart angekommen. Am Freitag wird das Haus am Museumsufer mit viel Filmprominenz wiedereröffnet. Als erste Sonderschau sind bis Februar nächsten Jahres „100 Porträts für das Deutsche Filmmuseums“ des Fotografen Jim Rakete zu sehen.
Außen hat sich wenig verändert, nur der moderne Vorbau wurde abgerissen. Innen aber ist das 1984 eröffnete Haus kaum wiederzuerkennen. Die Räume wurden komplett entkernt, die Dauerausstellung modernisiert, die Fläche um 30 Prozent vergrößert. Die Sonderausstellungen sind in den dritten Stock umgezogen, das vierte Obergeschoss gehört der Museumspädagogik. Auch das Kino im Keller wurde technisch auf den neuesten Stand gebracht. Im Erdgeschoss sind ein Café und ein Buchladen untergebracht.
Die Dauerausstellung erstreckt sich über zwei Stockwerke. Sie ist komplett in Schwarz gehalten, das Licht kommt gebündelt von oben – „Spot an“ eben. Wie entsteht beim Betrachter die Illusion von Bewegung, wo doch Film nur aus Einzelbildern besteht? Dieses Phänomen erklärt der Ausstellungsteil „Filmisches Sehen“ anhand historischer Geräte. Lange bevor Emile Reynaud 1892 den ersten Trickfilm zeigte und die Brüder Lumière 1895 zur ersten Filmvorführung luden, gab es Wundertrommeln und Daumenkinos, die Camera Obscura und die Laterna Magica.
Vieles darf der Besucher selbst ausprobieren, durch Drehen Teufelchen aus Schachteln springen lassen oder durch Kurbeln Männchen über Reckstangen hieven. In einer Ecke des Saals ruckelt ein Laterna-Magica-Film über die Wand. In einem Mini-Kino laufen Filme aus der Anfangszeit des Mediums, darunter auch der Frankfurter Marktplatz im Jahr 1896.
In der zweiten Abteilung geht es um „Filmisches Erzählen“. Entlang den Wänden wird der Film zerlegt in seine Bestandteile: Bild, Ton, Montage, Schauspiel. Links schwebt ein menschengroßer „Alien“ in der Luft, eine Vitrine schützt die „Blechtrommel“ aus der Grass-Verfilmung. Hinten die Noten für „Metropolis“ und die Handkamera, mit der „Das Boot“ gedreht wurde. Rechts die Zeichnung, nach der das Haus für „Vom Winde verweht“ gebaut wurde, und das Storyboard für die Dusch-Szene aus „Psycho“. Dazwischen ein Drehbuch, ein Drehplan, der Oscar von Maximilian Schell.
In der Mitte des Raumes bahnt sich der Filme selbst Platz: Auf einer U-förmigen Leinwand läuft eine halbstündige Montage aus 250 Filmausschnitten, die keinen geringeren Anspruch hat, als zu erklären, wie Film funktioniert.
Zwölf Millionen Euro hat die Renovierung gekostet, 1,8 Millionen Euro die neue Dauerausstellung. „Wir freuen uns über mehr Licht und Luft, über großzügige Ausstellungsräume, über eine gelungene Mischung aus Alt und Neu und einen tollen Blick auf den Main und die Skyline“, sagte Museumsdirektorin Claudia Dillmann bei der Pressevorbesichtigung am Donnerstag. [js]
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