Vom YouTube-Star zum ESC – Michael Schulte erfüllt seinen Traum

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Bild: © Romolo Tavani - Fotolia.com
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Angefangen hat es mit Webcam-Videos auf YouTube, nun singt Michael Schulte für Deutschland beim Eurovision Song Contest. Als „altes Nordlicht“ mit entsprechendem Temperament bezeichnet sich der Musiker selbst. Für den ESC brenne er jedoch seit seiner Kindheit.

Kurz lässt Michael Schulte dann doch etwas Aufregung durchblicken. Nach dem sein Sieg beim ESC-Vorentscheid feststeht, pustet der Sänger aus Norddeutschland einmal tief durch, ballt die Fäuste und nimmt das Ticket zum Eurovision Song Contest in Lissabon eilig an – noch bevor Moderator Elton die Frage beenden kann. Doch schon wenig später erklärt der 27-Jährige seinen Erfolg nordisch nüchtern: „Ich hatte ein gutes Gefühl, und das habe ich mit auf die Bühne genommen“. Auch wenn die Freude groß sei, richtet er den Blick nach vorne: „Ich habe immer gesagt: Der Vorentscheid ist eine Zwischenetappe für mich“.

 
Vielleicht liegt diese Ruhe daran, das Schulte ein „altes Nordlicht“ ist, wie er selbst sagt. Aufgewachsen ist er im beschaulichen Dollerup bei Flensburg (Schleswig-Holstein). Inzwischen hat es ihn aus dem Örtchen mit etwas mehr als 1000 Einwohnern nach Buxtehude in Niedersachsen verschlagen. „YEEEESSSSS! Herzlichen Glückwunsch an Michael Schulte aus Buxtehude! Was für ein Durchmarsch“, lautete der Jubel-Kommentar auf dem Twitter-Account der Hansestadt nach Schultes Sieg. Und der Bürgermeister von Dollerup, Peter Wilhelm Jacobsen, gab auf der Webseite seiner Gemeinde bekannt: „Wir sind stolz auf Dich, Michael! Wir werden Dir im Mai die Daumen drücken und Dich anfeuern – Viel Glück!“
 
Er liebe den Norden, sagt der rote Lockenkopf, und meint damit nicht nur Norddeutschland. Er hat eine dänische Schule besucht und ist als Musiker auch in Schweden und Norwegen kein Unbekannter.
 
„Ich habe wahnsinnig früh angefangen zu singen“, erklärt der 27-Jährige, „schon mit vier oder fünf“. 2008 beginnt er sich Gitarre spielend und singend mit seiner Webcam zu filmen. Die Videos, zunächst mit knisterndem Ton und grobkörnigem Bild, werden bei YouTube zum Erfolg. Drei Jahre später wird der Sänger Rea Garvey auf Schulte aufmerksam. Bei der Casting-Show „The Voice of Germany“ wird Schulte immerhin Dritter. Inzwischen hat sein YouTube-Kanal mehr als 200 000 Abonnenten, seine Songs wurden bei Spotify Millionen Male aufgerufen. 
 
Bei „The Voice“ steht er auch mit dem britischen Sänger Ed Sheeran auf der Bühne, mit dem er so oft verglichen wird – mit Blick aufs Aussehen wie musikalisch. Schulte selbst nennt als musikalische Vorbilder Ben Howard, London Grammar, Woodkid, Alt-J und Enya. 
 
Der Rotschopf betont, dass er nicht immer dem Klischee des kühlen, ruhigen Jungen aus dem Norden entspricht: „Ich kann sehr ruhig sein, aber wenn ich mich dann entschieden habe für eine Sache, die ich erzählen möchte, dann kann ich auch sehr laut sein“, sagt er. Sein Siegersong „You Let Me Walk Alone“ ist seinem verstorbenen Vater gewidmet. „Es ist mir wichtig, auf der Bühne echte Gefühle zu zeigen“. Er habe aus seinem familiären Umfeld viel Unterstützung für diese Entscheidung erhalten. 
 
Seine Verlobte soll ihn auf jeden Fall zum ESC-Finale am 12. Mai begleiten. Einige Familienangehörige hätten sogar schon nach Flügen in die portugiesische Hauptstadt geschaut. Mit dem Auftritt in Lissabon gehe für ihn „ein Kindheitstraum in Erfüllung“, sagt Schulte.

[David Schwarz]

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