Verfilmungen von Videospielen standen bisher unter keinem guten Stern. Und trotz eines Michael Fassbender und spektakulärer visueller Effekte schafft es auch die Umsetzung der erfolgreichen Meuchelmörder-Reihe „Assasin’s Creed“ nicht, diesen Fluch zu brechen.
Er ist der Mann für die besonderen Rollen: Michael Fassbender wagte sich als Sexsüchtiger in „Shame“ an Tabugrenzen, kämpfte als Comic-Held in „X-Men“, verkörperte glaubwürdig das Computer-Genie Steve Jobs und vergoss viel Kunstblut in der wuchtigen Shakespeare-Adaption „Macbeth“. Aber auch in dem tränenreichen Drama „Between the Oceans“ war der 1977 in Heidelberg geborene und in Irland aufgewachsene Fassbender kürzlich zu sehen – obwohl die Kämpfertypen wohl eher die Domäne des Deutsch-Iren sein dürften.
Jetzt spielt der zwei Mal oscarnominierte Fassbender in der visuell ambitionierten Videospiel-Verfilmung „Assassin’s Creed“ den zum Tode verurteilten Mörder Callum Lynch. Der gerät in die Fänge einer obskuren Templer-Organisation und wird in einem Forschungslabor auf Zeitreisen zurück in das Andalusien um 1490 geschickt: Der finstere Generaldirektor Alan Rikkin (Jeremy Irons) lässt sein Versuchsobjekt Lynch mittels einer DNA-Erinnerungs-Technologie die Abenteuer seines Vorfahren Aguilar im Spanien des 15. Jahrhunderts erleben. Rikkin und seiner ehrgeizigen Tochter Sophia (Marion Cotillard) geht es darum, den „Apfel Edens“ zu finden, um damit die Willensfreiheit des Menschen zu steuern.
Mit Logik oder Plausibilität kommt man in diesem Film nicht weit, aber die vielen Fans des Computerspiels werden auch auf der Leinwand ihren Spaß an den irren, bisweilen wirren Zeitreisen des düsteren Helden Lynch haben. Allerdings erschöpfen sich die Trips ins mittelalterliche Andalusien zumeist in ausgedehnten Kampfszenen, in denen sich die Kombattanten gerne mit dem blanken Messer massakrieren. Ganz finsteres Mittelalter mit ewig wabernden Nebeln, Hexenverbrennungen und Blutströmen. Aber die Gegenwart ist auch nicht viel besser. Da erleben wir den Protagonisten als Gefangenen in den aseptischen, kafkaesk anmutenden Versuchslaboren größenwahnsinniger Wissenschaftler.
Regisseur Justin Kurzel („Macbeth“) hat viel reingepackt in dieses 3D-Abenteuer, das visuell durchaus packend daherkommt. Dass die Charaktere aus der Videospiel-Serie flach wie ein Computerbildschirm bleiben, kann man dem Film kaum vorwerfen. Auf Konflikte und Charaktere von Shakespearschen Dimensionen hofft man hier vergebens. Aber die Besetzung von „Assassin’s Creed“ ist durchaus ansehnlich.
Jeremy Irons verkörpert überzeugend die graue Eminenz im Hintergrund, ein skrupelloser Wissenschaftler und aalglatter Geschäftsmann, der für seine finsteren Ziele über Leichen geht. Oscar-Preisträgerin Cotillard („La vie en rose“) spielt die ehrgeizige Tochter, die aber noch Restspuren von Moral in sich trägt. Manchmal glaubt man, sie hätte sich ein wenig in den unglücklichen Zeitreisenden Lynch verliebt. Aber romantische Szenen sucht man in dieser atemlosen Materialschlacht vergebens.
Schließlich ist es wieder Hauptdarsteller Michael Fassbender, der mit seiner starken Leinwandpräsenz fasziniert. Selbst im Korsett dieser eindimensionalen Videospiel-Verfilmung gelingt es ihm, eine zutiefst zerrissene Figur glaubhaft darzustellen.Kinokritiken im Überblick
[Johannes von der Gathen/buhl]
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