In der Bestsellerverfilmung „Becks letzter Sommer“ mimt Christian Ulmen den gleichermaßen frustrierten wie tragikomischen Lehrer Beck, der früher zu gern Rockstar geworden wäre. Zwischen den immer gleichen Unterrichtsfolien findet sich jedoch ein talentierter Schüler, der seine alte Leidenschaft wieder aufleben lässt und ihm eine zweite Chance für seinen Traum gibt.
Sympathisch, aber ein bisschen verschroben. Voller Hoffnungen, doch bisweilen stark verunsichert. Männer mit solchen Eigenschaften spielte Christian Ulmen (39) schon in vielen seiner Erfolgsfilme wie „Herr Lehmann“, „Männerherzen“ oder „Maria, ihm schmeckt’s nicht!“. Der Held in Ulmens neuem Film „Becks letzter Sommer“ ist ein Lehrer in der Sinnkrise. Genervt, gelangweilt und frustriert, setzt er seinen desinteressierten Schülern im Unterricht jedes Jahr die selben, einfach umdatierten Klarsichtfolien vor. Und auch privat läuft es für Beck nicht gut.
Dabei hatte Robert Beck mal ganz große Pläne: Er spielte in einer Band, wollte Rockstar werden – und zog am Ende doch die Sicherheit vor. Irgendwo im hintersten Winkel seines Herzens sehnt sich Beck aber immer noch nach dem wilden, aufregenden Leben, das er sich einst erträumt hatte.
Als er das musikalische Talent seines unangepassten Schülers Rauli (mit bemerkenswerten Ecken und Kanten gespielt von dem argentinischen Newcomer Nahuel Pérez Biscayart) entdeckt, sieht Beck seine zweite Chance gekommen. Er will den in der Schule als Außenseiter geltenden, aus Litauen stammenden Jungen groß rausbringen, um selbst endlich doch noch ins Musikgeschäft einsteigen zu können.
Die Story basiert auf dem Debütroman des 1984 in München geborenen Schriftstellers Benedict Wells („Fast genial“), dem damit im Jahr 2008 auf Anhieb der Durchbruch gelang. Der Film von Regisseur Frieder Wittich („13 Semester“) bleibt aber hinter seiner viel gelobten Vorlage zurück.
Ulmen verleiht dem vom Leben enttäuschten Beck zwar wunderbar tragikomische Züge, da ist der Schauspieler ganz in seinem Element. Doch vor allem in der ersten Hälfte des Films lahmt das Drehbuch (Oliver Ziegenbalg/Frieder Wittich) erheblich, da zieht sich die Geschichte in einer etwas umständlichen Langatmigkeit zäh in die Länge – was nur mit viel gutem Willen als Sinnbild für Becks langweiliges Leben ausgelegt könnte.
Fahrt nimmt der Film erst auf, als Beck sich in die Welt hinauswagt. Sein chaotischer Freund Charlie (Eugene Boateng) bittet ihn händeringend, ihn nach Istanbul zu begleiten – aus wirklich dringenden Gründen, die sich im Laufe der Reise zu einer echten Kamikaze-Mission auswachsen. Rauli kommt auch mit auf den Roadtrip von Deutschland durch Osteuropa bis in die Türkei. Je turbulenter die Reise wird, desto besser sind die drei Schauspieler. Und Beck bewegt seine Lebensfrage „War das alles?“ am Ende nicht nur im Herzen, sondern handelt endlich. Kinokritiken im Überblick
[Elke Vogel/ag]
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