Nicht nur in den USA, sondern auch in Deutschland avancieren die „Tribute von Panem“ zum Phänomen. Nicht nur dominiert die düstere Zukunftsvision die Kinocharts, auch die Bücher der Romanreihe finden sich in Bestsellerlisten wieder. Regisseur Gary Ross geht dennoch von Bord.
Erst „Harry Potter“, dann die „Twilight“-Saga und jetzt die „Tribute von Panem“. Spätestens seit dem Kinostart ist klar: Der Teenie-Himmel hat ein paar neue Sterne. Denn der Film „Die Tribute von Panem – The Hunger Games“ ist auch in Deutschland auf Erfolgskurs. Nach drei Wochen haben fast anderthalb Millionen Zuschauer den Film in deutschen Kinos gesehen, der Filmverleih Studiocanal peilt insgesamt die Zwei-Millionen-Marke an. Weltweit hat das düstere Zukunftsdrama nach Angaben des Verleihs bislang schon rund 460 Millionen US-Dollar eingespielt. Zum Vergleich: Der erste „Twilight“-Film blieb insgesamt unter 400 Millionen, der erste Teil der „Harry Potter“-Reihe schaffte es auf eine Milliarde Dollar – allerdings in drei Monaten.
„Trotz heiß erwarteter Neustarts wie ‚Titanic 3D‘ ist der Run auf die Bestseller-Verfilmung ungebremst“, heißt es in einer Mitteilung von Studiocanal. Dass das passieren würde, war im Grunde zu erwarten. Schon vor dem Kinostart wurden die „Tribute“ nach dem weltweiten Erfolg der Buchtrilogie von US-Autorin Suzanne Collins in eine Reihe gestellt mit den Erfolgsgeschichten von „Harry Potter“ und den „Twilight“-Vampiren – zu Recht, wie jetzt schon die ersten Kinowochen gezeigt haben.
Auch die ohnehin schon erfolgreiche Buchvorlage profitiert vom Filmerfolg: Alle drei Titel – „Tödliche Spiele“, „Gefährliche Liebe“ und „Flammender Zorn“ – schafften es in dieser Woche in die Top Fünf der „Spiegel“-Bestsellerliste, seit Erscheinen des ersten Buches „Die Tribute von Panem – Tödliche Spiele“ im Jahr 2009 sind nach Angaben der Hamburger Verlagsgruppe Oetinger inzwischen mehr als eine Million Bücher der Trilogie verkauft worden.
Das Erfolgsrezept von Buch und Film ist so einfach wie unschlagbar: Viel Spannung, ein bisschen Romantik und ein hübsches, starkes Mädchen zwischen zwei gut aussehenden jungen Männern. Die Zeiten, in denen der „Twilight“-Hype eine ganze Generation vor allem junger Mädchen in „Team Edward“ (Robert Pattinson) und „Team Jacob“ (Taylor Lautner) spaltete, könnten sich nun mit Gale (Liam Hemsworth) und Peeta (Josh Hutcherson) wiederholen.
Vor allem Hauptdarstellerin Jennifer Lawrence aber dürfte auf dem Weg sein, in ihrer Rolle der Katniss Everdeen zum Vorbild einer ganzen Mädchen-Generation zu werden. Sie spielt ihre jungen männlichen Kollegen – und sogar die älteren – an die Wand. Dass sie etwas von ihrem Job versteht, zeigte sie schon vor den „Tributen“: Ihre Rolle in „Winter’s Bone“ brachte ihr eine Oscar-Nominierung.
Lawrence soll, so heißt es, auch für die Rolle der Bella in der Verfilmung der „Twilight“-Saga vorgesprochen haben. Die bekam dann Kristen Stewart – zum Glück für Lawrence. Sie hat jetzt die bessere Geschichte und die bessere Rolle. Denn während Bella in erster Linie vor Sehnsucht nach ihrem Vampir oder Werwolf (je nachdem) zergeht und sich alles um die Frage dreht: Wen nimmt sie denn nun, Edward oder Jacob, ist diese Frage bei Katniss zweitrangig. Sie ist der Mittel-, Dreh- und Angelpunkt der Geschichte. Ihre männlichen Kollegen spielen – wenn überhaupt – die zweite Geige. Sie hat wichtigeres zu tun, als sich um ihr Liebesleben zu kümmern.
„Ich spiele mutige und starke Personen“, sie selbst sei aber „bloß stur und dumm“, sagt Lawrence selbst über sich im „Bild“-Interview. „Ich würde mich wohl auch freiwillig für diese Spiele melden, um meine Familie zu schützen, aber ich würde sicher nicht gewinnen“.
Zwar ist die Verfilmung des ersten Bandes weltweit ein Kinohit, dennoch muss das zuständige Studio Lionsgate einen herben Rückschlag verkraften. Gary Ross, Regisseur und Drehbuchautor der „Tribute“, steht für die Fortsetzung nicht mehr zur Verfügung. Das bereits lange kursierende Gerücht bestätigte Ross am Mittwoch. Er machte vor allem den engen Zeitplan und den bereits feststehenden Release-Termin des zweiten Teils für seine Entscheidung verantwortlich. Als Regisseur und Autor stehe ihm nicht genügend Zeit zur Verfügung, um das Skript zu schreiben und parallel den Film vorzubereiten, den er sich vorstelle. [Britta Schultejans/rh]
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