Traumfrau der DDR – Annekathrin Bürger wird 75 [Portrait]

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Bild: © Romolo Tavani - Fotolia.com
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Sie gehörte zu den bekanntesten und erfolgreichsten Schauspielerinnen der DDR. Fast vier Jahrzehnte lang stand Annekathrin Bürger vor der Kamera oder auf der Bühne und begeisterte ihr Publikum. Am 3. April feierte sie ihren 75. Geburtstag.

Sie war eine der wenigen Deutschen, die in den 50er und 60er Jahren zu den Traumfrauen des Kinos gehörten und dafür auf der Berlinale vor einigen Jahren geehrt wurden. Sie gehörte zu den gefragtesten Schauspielerinnen der DDR, doch auch nach der Wende hat sie ihren Beruf nicht an den Nagel gehängt. Im Gegenteil: Ihr Können hat ihr zu zahlreichen weiteren Engagements in Film und Theater verholfen.

Mit 19 Jahren kommt der frühe Ruhm durch die Hauptrolle in demDEFA-Spielfilm „Eine Berliner Romanze“. Damit und zwei Jahre später mitder Liebesgeschichte „Verwirrung der Liebe“ erlangt Bürger eineungeheure Popularität im Osten Deutschlands. Im TV-Vierteiler „Wolfunter Wölfen“ nach dem Roman von Hans Fallada beeindruckt sie dann 1964als Petra Ledig. „Das ist vielleicht die beste, in jedem Fall eine derbesten Rollen, die ich je im Film gespielt habe“, sagt sie im Interview.
 
Fortan begeistert sie immer wieder damit, dass sie den von ihr gespielten Figuren, selbst wenn die Geschichte nicht sehr in die Tiefe geht, auf packende Art eine Spur des Besonderen verleiht. Ihre Charaktere haben immer Ecken und Kanten. Vom Anfang ihrer Laufbahn an spielt sie auch am Theater. An der Berliner Volksbühne findet sie 1965 ihre künstlerische Heimat und bleibt bis zu ihrer Pensionierung 2001 im Ensemble. Von 1966 bis zum seinem Tod 2000 ist sie mit dem Schauspieler und Regisseur Rolf Römer verheiratet.

1976 treten Bürger und ihr Mann offen gegen die Ausbürgerung von WolfBiermann aus der DDR auf. Ein Jahr später erwirkt das Paar sogar einenTermin bei Erich Honecker und protestiert im persönlichen Gespräch gegendie Unterdrückung und Schikanierung von Kollegen. Das geht im Land vonMund zu Mund, das Publikum liebt sie nun umso mehr.
 
1978 spielt sie in der von Römer inszenierten Folge „Schuldig“ derKrimiserie „Polizeiruf 110“ mit einer Intensität das Porträt einerTrinkerin, dass einem als Zuschauer tatsächlich der Atem stockt. DerFilm, der ungewöhnlich offen Missstände im sozialen Gefüge der DDRaufzeigt, darf bis zum Fall der Mauer nicht wiederholt werden.

DenTod ihres Mannes hat Bürger vor allem mit Arbeit bewältigt, wie sieerzählt. „Ich habe zwei Tage später wieder gedreht. Ich musste das. Bisheute steht immer eine frische Rose an seinem Bild im Schlafzimmer. Ja,ich habe getrauert, und ich trauere. Aber das möchte ich nicht larmoyantausstellen.“

Nach der Wende bekommt Bürger zahlreiche Angebote.Sie sagt dazu: „Erstmal sah es ganz gut aus. Es war ja auch irgendwieexotisch, uns Schauspieler aus dem Osten zu besetzen. Mit der Zeit ließdas Interesse jedoch nach.“ Derzeit ist Bürger bei Lesungen zu ihrerAutobiografie „Der Rest, der bleibt“ zu erleben. Und sie tritt immerwieder mit ihrem Lyrik- und Chansonprogramm „Liebe ist das schönsteGift“ auf. Auf die Frage, ob sie ein Zirkuspferd sei, antwortet sie mithellem Lachen: „Ja, das bin ich wohl.“ Und sie ergänzt: „Ich habe Freudeam Leben. Und ich finde es schön, wenn ich diese Freude durch meineArbeit immer wieder mit anderen Menschen teilen kann.“Archiv
[Peter Claus/fm]

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