Oscar-Nominierung, Europäischer Filmpreis und jetzt die wichtigste deutsche Filmauszeichnung – „Toni Erdmann“ ist der große Sieger bei der Lola-Gala. Und ein prominenter Regisseur schaltet sich aus den USA zu.
Die Tragikomödie „Toni Erdmann“ ist bei der Lola-Gala in Berlin als bester Spielfilm ausgezeichnet worden. Das oscarnominierte Vater-Tochter-Drama von Maren Ade gewann am Freitagabend bei der Verleihung des 57. Deutschen Filmpreises neben dem Hauptpreis weitere fünf Lolas.
Sandra Hüller und Peter Simonischek wurden für ihre Rollen in „Toni Erdmann“ von der Deutschen Filmakademie zu den besten Schauspielern gekürt. Preise gab es außerdem für Regie, Drehbuch und Schnitt.
In der Königskategorie Bester Spielfilm setzten sich zwei weitere Regisseurinnen durch: Die Silber-Lola erhielt Anne Zohra Berrached mit dem Abtreibungsdrama „24 Wochen“. Bronze holte Nicolette Krebitz mit dem Wolfs-Film „Wild“. Der mit acht Nominierungen als Favorit ins Rennen gegangene Film „Die Blumen von gestern“ (Regie: Chris Kraus) mit Lars Eidinger als Holocaust-Forscher ging überraschend leer aus. Die vom ZDF zeitversetzt zu später Stunde ab 22.50 Uhr ausgestrahlte Gala sahen im Schnitt rund eine Million Fernsehzuschauer (7,1 Prozent Marktanteil).
Preise in der Kategorie Beste Nebenrolle gab es für Fritzi Haberlandt („Nebel im August“) und Georg Friedrich („Wild“). Bester Kinderfilm wurde „Auf Augenhöhe“ von Evi Goldbrunner und Joachim Dollhopf über einen Jungen mit einem kleinwüchsigen Vater. US-Regisseur Michael Moore („Bowling for Columbine“) wurde bei der Vorstellung der Dokumentationen per Video zugeschaltet. Er bedankte sich im Namen der Amerikaner bei den Deutschen für Donald Trump – eine ironische Anspielung auf die deutschen Wurzeln der Familie des US-Präsidenten.
„Wir brauchen die Wahrheit“, sagte Moore und warb damit für die Kraft von Dokumentarfilmen. Im Doku-Gewinner „Cahier Africain“ geht es um das Schicksal misshandelter Frauen in der Zentralafrikanischen Republik. Simon Verhoeven bekam die Lola für den besucherstärksten deutschen Film. Die Flüchtlingskomödie „Willkommen bei den Hartmanns“ sahen mehr als 3,6 Millionen Zuschauer im Kino. Schnittmeisterin Monika Schindler („Freier Fall“, „Nachtgestalten“) wurde für ihr Lebenswerk geehrt.
Die Lola-Gewinner werden von den knapp 1900 Mitgliedern der Deutschen Filmakademie gewählt. Der Filmpreis ist mit insgesamt knapp drei Millionen Euro Preisgeldern der höchstdotierte deutsche Kulturpreis. Von Til Schweiger bis Senta Berger war fast die komplette deutschsprachige Filmprominenz bei der Show im Palais am Funkturm dabei. Durch die Gala führte die Schauspielerin Jasmin Tabatabai, eine parodistische Gesangseinlage im Schmetterlingskostüm kam von Katja Riemann. [dpa]
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