Seit Jahrzehnten versucht der Kater Tom, die Maus Jerry buchstäblich in die Pfanne zu hauen. Doch am Ende zieht er immer den Kürzeren. Das ist auch im neuen Kinofilm mit den beiden nicht anders. Und doch unterscheidet er sich deutlich von den Kurzfilmabenteuern aus dem TV.
Eigentlich sind Tom und Jerry ziemlich gute Freunde. Eigentlich. Denn im Grunde können Katze und Maus natürlich nur erbitterte Rivalen sein – zumal wenn es sich um Zeichentrickfiguren handelt. Und so jagen sich die beiden seit Jahrzehnten durch rasante Kurzfilmabenteuer. Doch wenn am 12. August nach mehreren coronabedingten Verschiebungen der Spielfilm „Tom & Jerry“ in den deutschen Kinos startet, dann können die Fans das Katz-und-Maus-Spiel in einem ganz anderen Setting sehen.
„Tom & Jerry“ im Stile Roger Rabbits und „Space Jam“
In ihrem neuen, computeranimierten Leinwandabenteuer bewegen sich die Trickfiguren in der realen Welt unter realen Menschen. Das mag Cartoon-Puristen abschrecken, ist aber nur konsequent. Spätestens seit den grandiosen Cartoon-Realfilm-Crossovern „Falsches Spiel mit Roger Rabbit“ und „Space Jam“ in den 1980ern und 1990ern hat sich das Genre einen festen Platz im Kino erobert – bis hin zu den erfolgreichen Schlümpfe-Verfilmungen der vergangenen Jahre.
Es ist auch keineswegs das erste Mal, dass Tom und Jerry über die Leinwand jagen. Bereits 1992 hatte Warner Bros die beiden in „Tom und Jerry – Der Film“ 81 Minuten am Stück Schabernack treiben lassen – damals noch komplett in der Cartoonwelt. Und eigentlich ist das Kino sogar die Heimat der beiden Comic-Tiere: So entstanden ihre Abenteuer in den USA zwischen 1940 und 1967 als Kurzfilme fürs Kino, wo sie reichlich Oscars einsammelten.
Udo Jürgens trällerte „Vielen Dank für die Blumen“
Hierzulande hingegen wurden Katze und Maus ab 1976 als Fernsehhelden berühmt. Eine Handvoll Folgen jeweils zusammengehalten durch die Rahmenhandlung „Jerry’s Diary“ und untermalt mit dem Udo-Jürgens-Hit „Vielen Dank für die Blumen“. So dürfte in Deutschland wohl fast jeder Fernsehzuschauer schon über die derben Streitereien der beiden gelacht haben.
Mittlerweile konnte und kann man die 161 Originalfolgen sowie einige Specials und Filme praktisch alle bei wechselnden Fernsehsendern sehen – oder natürlich im Internet, wo die meisten Folgen umsonst laufen.
Im neuen Film hat es Tom und Jerry nach New York verschlagen, wo beide getrennt voneinander ihr Glück versuchen. Jerry quartiert sich in einem Nobelhotel ein. Dort ist just in diesen Tagen eine riesige Hochzeit geplant – mit viel Pomp und Bollywood-Glitzer. Da ist eine Maus natürlich fehl am Platze. Also engagiert die Hotelangestellte Kayla (Chloë Grace Moretz) kurzerhand Tom, um Jerry los zu werden. Und wenn ein wilder Tom hinter einem listigen Jerry herjagt, kann das ja nur in einem Tohuwabohu enden. Zumal Hotelmanager Terence (Michael Peña) auch noch sein eigenes Süppchen kocht…
Schauplatz New York
Maus und Katze sind übrigens nicht allein in der realen New Yorker Menschengesellschaft. Die beiden Haustiere des Brautpaares, Spike und Toots, werden von Regisseur Tim Story („Fantastic Four“) ebenso bunt animiert wie herumflirrende Vögel und geschmückte Hochzeitselefanten.
Es gibt also reichlich Verfolgungsjagden durch prächtig arrangierte Hotelsäle und das quirlige New Yorker Stadtleben, es wird Geschirr zerdeppert, Möbel gehen zu Bruch und Jerry ist wieder einmal drauf und dran, für immer in Toms Maul zu verschwinden.
Jagdszenen und gemeinschaftliche Freundschaftsaktionen wechseln sich ab – genauso wie in den Original-Kurzfilmen aus der Feder der Familie-Feuerstein-Macher William Hanna und Joseph Barbera. Ob das und die Story der verpatzten und am Ende dann doch irgendwie geretteten Hochzeit aber über eine Filmlänge von 101 Minuten trägt, muss jeder Tom-und-Jerry-Fan selber entscheiden. Kinder dürften auf jeden Fall ihren Spaß an der rasanten Cartoon-Komödie haben – und an den Kinokassen ist das Rezept seit dem US-Start im Februar auf jeden Fall schon mal aufgegangen.
[Patrick T. Neumann]