Mit dem „Titanic“-Oscar in der Hand erklärt sich James Cameron vor über 20 Jahren zum „König der Welt“. Nun arbeitet der Regisseur gleich an vier Fortsetzungen seines „Avatar“-Hits. Und macht sich nebenbei für den Umweltschutz stark.
Wenige Wochen vor seinem Geburtstag ist James Cameron von Superhelden entthront worden. Diese Niederlage steckte der Erfolgsregisseur aber augenscheinlich souverän weg. Cameron, der am Freitag (16. August) 65 Jahre alt wird, führte mit „Avatar – Aufbruch nach Pandora“ und „Titanic“ als Box-Office-König viele Jahre die Liste der umsatzstärksten Filme aller Zeiten an.
Dann preschte im Mai das Superhelden-Epos „Avengers: Endgame“ an der „Titanic“ (1997) vorbei und hängte Ende Juli auch noch den bisherigen Spitzenreiter „Avatar“ (2009) ab. Auf Twitter gratulierte Cameron prompt den Machern des Marvel-Streifens zum Erfolg als neuer „Kinokassen-König“ mit einem Foto von Iron Man, der von „Avatar“-Wesen umgeben ist. In der Sprache der blauen Na’vi-Bewohner von Pandora ließ Cameron mit „Oel ngati kameie, ich sehe dich Marvel“ freundlich grüßen.
Insgeheim mag der Regisseur aber hoffen, mit seinen vier geplanten „Avatar“-Fortsetzungen bald wieder selbst der „King“ zu sein. Bis Dezember 2021 müssen sich die Fans allerdings noch gedulden, ehe „Avatar 2“ Premiere feiert. Cameron arbeitet derzeit in Neuseeland an allen vier 3D-Fantasy-Folgen, die dann im Zweijahresrhythmus auf die Leinwand kommen sollen.
Ein „episches Unterfangen“, räumte der gebürtige Kanadier ein, der als Highschool-Schüler mit seiner Familie nach Kalifornien kam. Erst studierte er Physik und englische Literatur, schwenkte dann auf Spezialeffekte und Drehbücher um. Sein erstes „Terminator“-Regiewerk kostete nur wenige Millionen Dollar, war aber 1984 gleich ein großer Hit und machte Arnold Schwarzenegger zum Star.
Mit seiner zweiten Ehefrau Gale Anne Hurd als Produzentin drehte er den Science-Fiction-Thriller „Aliens“ (1986) und das Unterwasser-Abenteuer „The Abyss“ (1989). Starke Frauen begleiteten seine Karriere. Nach dem Ende seiner dritten Ehe mit Regisseurin Kathryn Bigelow („The Hurt Locker“) gab er „Terminator“-Star Linda Hamilton das Ja-Wort. Seit 2000 ist der vierfache Vater mit der Schauspielerin Suzy Amis verheiratet.
Die „Titanic“ war Camerons großer Oscar-Triumph. 1998 holte das Schiffsuntergang-Drama sensationelle elf Trophäen, darunter als bester Film und für die beste Regie. Der Regisseur hielt bei der Verleihung nicht zurück. „I’m the king of the world“ („Ich bin der König der Welt“), jubelte Cameron auf der Oscar-Bühne. Das dreistündige Liebes- und Katastrophenepos machte die jungen Hauptdarsteller Kate Winslet und Leonardo DiCaprio zu Stars. Die „Titanic“ stellte damals neue Zuschauerrekorde auf.
Mit „Avatar“ überbot Cameron 2009 seinen eigenen Rekord. Mit modernster 3D- und Motion-Capture-Technik versetzte der Regisseur die Zuschauer in das futuristische Pandora-Universum, wo blauhäutige Ureinwohner im Einklang mit der Natur leben, aber von irdischen Ausbeutern bedroht werden. Die weltweiten Einnahmen von 2,78 Milliarden Dollar wurden erst jetzt von „Avengers: Endgame“ noch getoppt.
Neben den Hollywood-Erfolgen engagiert sich Cameron als Umweltschützer. Mitunter lautstark, etwa bei früheren Protesten gegen ein umstrittenes Staudammprojekt in Brasilien. Oder im eigenen Studio seiner Produktionsfirma Lightstorm Entertainment im kalifornischen Manhattan Beach, das er mit der Zielvorgabe als „das grünste Set in Hollywood“ bauen ließ – mit nachhaltigen Materialien, Solartechnik und veganer Küche für die über 150 Mitarbeiter, wie Cameron im Dezember 2017 der Zeitschrift „Architectural Digest“ erklärte. „Das Büro spiegelt unsere Werte wider, ebenso wie die ‚Avatar‘-Filme“, sagte der Regisseur.
Aus Umwelt- und Gesundheitsgründen machen sich Cameron und seine Frau seit Jahren für eine rein pflanzliche Ernährung stark. Der Blockbuster-Regisseur wirkt auch häufig bei Umweltschutz-Dokumentationen mit. Die Doku „Deepsea Challenge 3D“ dreht sich um ein Tiefseeabenteuer im Jahr 2012, als Cameron mit einem Mini-U-Boot im Westpazifik nahezu 11 000 Meter tief abtauchte. Sein Solo-Trip ins Challengertief des Marianengrabens führte zum tiefsten Punkt der Erde. Die renommierte National Geographic Society machte den Star-Regisseur als „Explorer-in-Residence“ zu einem Gastforscher.
Auch während der laufenden „Avatar“-Dreharbeiten will Cameron wieder auf Tauchgang gehen. Im Interview mit dem Filmblatt „Variety“ gab er Ende Juli das Doku-Projekt „Mission OceanX“ bekannt. Das Forschungsschiff „Alucia2“ soll im kommenden Jahr im Indischen Ozean mit Meeresbiologen auf Entdeckungsreise gehen. Cameron will dabei die Forscher und deren Leidenschaft und Neugier für die Umwelt „wie eine Art Reality-TV“ ins Licht rücken. Er nähme sich dabei den berühmten Meeresforscher Jacques Cousteau (1910-1997) zum Vorbild. Mit seiner Show hoffe er die Zuschauer so zu bewegen, dass sie lernen, die bedrohten Ozeane zu lieben und zu respektieren, erklärte Cameron.
[Barbara Munker]
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