Mit „Herbert“ und „In den Gängen“ hat Regisseur Thomas Stuber leise, nachdenkliche Filme über ostdeutsche Schicksale ins Kino gebracht. Für das Fernsehen hat er „Kruso“ verfilmt. Geht es nach ihm, kann es mit den Stoffen so weitergehen.
Der in Leipzig geborene Regisseur Thomas Stuber (37) leuchtet in seinen Filmen ostdeutsche Schicksale aus. Die Region biete wunderbare Geschichten, findet der 37-Jährige. Wie er seine Zusammenarbeit mit dem Leipziger Autor Clemens Meyer fortsetzen will und warum er mit Selbstbewusstsein an die Projekte herangeht, erzählt er im dpa-Interview.
Frage: Sie haben „Herbert“, „In den Gängen“ und jetzt für den MDR „Kruso“, der am Mittwoch im Ersten läuft, gemacht – alle mit einem Ost-Bezug. Warum suchen Sie sich verstärkt solche Themen aus?
Antwort: Ich habe gerade für den Hessischen Rundfunk einen „Tatort“ gedreht mit Ulrich Tukur, der mit dem ostdeutschen Thema überhaupt nichts zu tun hat. Ich habe auch eine Sehnsucht nach solchen Sachen. Trotzdem habe ich aber gar keine Berührungsängste, als der zu gelten, der ostdeutsche Geschichten macht. Was ich mit Clemens Meyer fürs Kino mache, das Autorenkino, da interessiert mit vor allem die Post-Wende. Die 90er, die 2000er – was hat das mit dem Landstrich und den Menschen hier gemacht.
Frage: Was macht die Zusammenarbeit mit dem Autor Clemens Meyer für Sie aus?
Antwort: Er erzählt von Orten und Figuren, von denen er was versteht. Ich habe mit ihm einen Partner gefunden, der entweder solche Geschichten als Vorlage schreibt oder mit mir zusammen als Drehbuch, in denen ich mich wohlfühle, in denen ich mich auskenne, die aber auch über sich hinausweisen. Für uns ist das Interessante: Genau zu sein an einem bestimmten Ort, mikrokosmisch was zu berichten und dann zu gucken, dass man drüber hinaus etwas erzählt. Und ich komme halt nicht aus Berlin, sondern aus Leipzig. Ich finde, Mitteldeutschland ist der Ort für wunderbare Geschichten.
Frage: Kommen Ost-Themen inzwischen besser beim Publikum als noch vor ein paar Jahren?
Antwort: Das weiß ich nicht. Ich gehe da grundsätzlich mit der Prämisse vor, immer weiter zu machen. Ich glaube nicht, dass man Publikum erziehen kann. Aber wenn man dem Publikum immer nur inhaltslosen Kommerzkram vorsetzt, hat es ja auch keine andere Wahl, als das zu gucken. Deswegen versuchen wir mal den Gegenentwurf.
Frage: Wenn Sie mit einem so stillen Film wie „In den Gängen“ ankommen – ist es leicht, dafür Finanziers zu finden?
Antwort: Ehrlich gesagt ja. Die Geschichte hat von Anfang an überzeugt. Das hat gar nichts mit Ostdeutschland zu tun. Es waren die besondere Herangehensweise, das besondere Tempo, die Figuren, die Warmherzigkeit. Bei der Mitteldeutschen Medienförderung musste ich mit so einem Stoff nicht auf den Knien gerutscht kommen. Wir haben einen Autor aus Leipzig, wir haben einen Regisseur aus Leipzig, wir haben einen Stoff, der in Ostdeutschland spielt. Das ist doch toll, dass eine Mitteldeutsche Medienförderung oder ein MDR hier wieder relativ große Geschichten ansiedeln können.
Frage: Klingt nach einem neuen Selbstbewusstsein.
Antwort: Ja. Und damit meine ich uns. Ich gehe den Weg mit dem Clemens, ich gehe den Weg mit meinem Kameramann, mit meiner Szenenbildnerin. Mir gefällt der Gedanke, dass wir eine eigene, unverwechselbare Sprache entwickeln. Wir arbeiten auch schon am nächsten Kinofilm, „Die Stillen Trabanten“. Wir wollen diesen Weg weitergehen. Es ist völlig legitim, dafür ein Selbstbewusstsein zu haben und zu sagen: Hier kommen wir.
ZUR PERSON: Thomas Stuber (37) wurde 1981 in Leipzig geboren. Er wuchs auch in der Messestadt auf. Stuber arbeitet als Regisseur und Drehbuchautor.
[Interview: Birgit Zimmermann]
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