Blut spritzt, Speere fliegen: Der Kinofilm „The Northman“ erzählt eine große Wikingergeschichte. Inmitten brutaler Szenen kommt dann doch eine entscheidende Frage auf: Was fasziniert Menschen daran eigentlich?
Wahrscheinlich gibt es nicht viele Figuren, um die sich in der europäischen Geschichte so viele Mythen ranken. Manche denken beim Wort „Wikinger“ an die blutigen Kämpfe bärtiger Männer. Andere erinnern sich an den letzten Abend auf dem Sofa, denn nicht zuletzt die Serie „Vikings“ fand viele Fans. Nun kommt mit „The Northman“ ein neues Wikingerepos auf die Kinoleinwand. Dabei wollte Regisseur Robert Eggers so einen Film anfangs gar nicht drehen.
„Ich hielt Wikinger immer für gewalttätige, grobschlächtige Unmenschen ohne interessante Aspekte“, wird er im Presseheft zum Film zitiert. Seine Frau hingegen sei sehr angetan von den Isländersagas und habe gewusst, dass er sie auch lieben würde. Trotzdem habe er nie eines der Bücher aufgeschlagen. Vor einigen Jahren seien sie dann nach Island gefahren und die Landschaften hätten ihn begeistert.
Stürmende See, moosgrüne Hügel und einen rauchenden Vulkan gibt es nun auch im Film zu sehen. Erzählt wird die Geschichte des Prinzen Amleth (Alexander Skarsgård), der als Kind erlebt, wie sein Vater (Ethan Hawke) ermordet wurde. Als erwachsener Mann kehrt er in seine frühere Heimat zurück, um den Täter (Claes Bang) zu finden und seine Mutter (Nicole Kidman) zu befreien.
Man braucht einen Moment, bis man unter den dichten Haaren und blutverkrusteten Körpern entdeckt, welche bekannten Schauspieler hier eigentlich wen spielen. In Nebenrollen sind auch Hollywoodstar Willem Dafoe und Sängerin Björk zu sehen. Und Anya Taylor-Joy („Das Damengambit“) spielt eine Frau, die noch wichtig wird.
„The Northman“ adaptiert eine berühmte Sage
Regisseur Eggers hat bisher die beiden Horrorfilme „The Witch“ und „Der Leuchtturm“ gedreht. Nun kommt sein dritter Spielfilm ins Kino. In dem Historienepos zieht er es mit der Rache dann voll durch. Speere fliegen, Köpfe rollen und Eingeweide fallen aus einem Bauch. Dass die Hauptfigur Amleth heißt, ist auch ein Verweis auf die nordische Legende von Amletus, auf der auch Shakespeares „Hamlet“ mitberuhen soll. „The Northman“ erzählt eine ähnliche Story.
Neben den Schrecken kriegerischer Auseinandersetzungen hat der Film etliche Momente, in denen man sich fragen kann, ob der Regisseur das eigentlich alles so ernst meinst. Es wird gerülpst und gefurzt und nackt vor glühender Lava gekämpft. Gestandene Männer imitieren heulende Wölfe. Manchmal wirkt das etwas überreizt und schrill, die Kampfszenen verlangen einem einiges ab.
Der Film bleibt aber mit faszinierenden und detailreichen Bildern im Kopf. Der „New Yorker“ jedenfalls hat beschrieben, wie genau versucht wurde, die Lebenswelt früherer Zeiten einzufangen – inklusive Lederschuhen, die während der Dreharbeiten immer wieder repariert worden seien. Hauptdarsteller Alexander Skarsgård („Godzilla vs. Kong“, „Big Little Lies“) hat an der Entstehung des Films lange mitgearbeitet. Bekannt wurde er übrigens mit der Serie „True Blood“ – als Vampir, der früher selbst Wikinger war.
Text: dpa/ Redaktion: JN