Erst die USA, jetzt Deutschland? Nordkorea richtet seine Drohungen jetzt auch gegen die Bundesrepublik – genauer gesagt gegen die Berlinale. Der Grund hierfür ist anscheinend ein Irrtum der kommunistischen Machthaber.
Im Streit mit den USA um die Filmsatire „The Interview“ richtet Nordkorea seine Drohgebärden nun auch gegen die Veranstalter der Filmfestspiele von Berlin. In dem Film geht es um ein fiktives Mordkomplott gegen den nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Un. Nordkoreas Außenministerium rief dazu auf, die Aufführung bei der Berlinale zu stoppen – der Film wird dort allerdings gar nicht gezeigt.
Möglicherweise handelt es sich um eine Verwechslung: „The Interview“ kommt am 5. Februar in die deutschen Kinos; am selben Tag startet die Berlinale. Wer im Internet außerdem „The Interview“ und „Berlinale“ sucht, findet tatsächlich einen Eintrag. Allerdings handelt es sich dabei um einen gleichnamigen Kurzfilm von Ernest Pintoff, der bereits vor Jahren beim Festival gezeigt wurde.
In den aktuellen Äußerungen aus Nordkorea wurde Deutschland unterstellt, sich den „feindseligen Aktionen der USA gegen Nordkorea“ anzuschließen. Diejenigen, die dabei mitmachten, die „Souveränität und Würde der Volksrepublik (Nordkorea) zu verletzen, werden einer gnadenlosen Bestrafung nicht entgehen“, hieß es am Freitag auf der Website der staatlich kontrollierten nordkoreanischen Nachrichtenagentur KCNA.
Den USA warf ein Sprecher des Ministeriums vor, den Film in einem „seiner Vasallenstaaten unter dem Vorwand zu zeigen, an einem internationalen Filmfestival teilzunehmen“. Mit Meinungsfreiheit habe das nichts zu tun.
Mit Drohungen hatte das weithin isolierte Regime in Pjöngjang bereits auf den Kinostart von „The Interview“ im Dezember in den USA reagiert. Die USA werfen Nordkorea vor, hinter einer enormen Cyber-Attacke auf das Hollywood-Studio Sony Pictures zu stehen, das den Film produziert hatte. Die US-Regierung hatte deshalb die Sanktionen gegen Pjöngjang verschärft. Der Film war dann aber noch vor Weihnachten in US-Kinos angelaufen.
Update: 23.1.2014, 14.12 Uhr
Festivaldirektor Dieter Kosslick hat mit dem nordkoreanischen Botschafter in Berlin, Si Hong Ri, gesprochen. Das Missverständnis sei nun ausgeräumt, erklärten die Internationalen Filmfestspiele Berlin am Freitag. Der US-Film über ein fiktives Mordkomplott gegen den nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Un werde nicht im Programm der Berlinale gezeigt. „Das war auch nie vorgesehen. Und der Film wurde uns auch nie von Sony angeboten.“
Der gleichzeitige deutsche Kinostart von „The Interview“ am 5. Februar falle zufällig auf den Termin der Berlinale-Eröffnung. „Das scheint zu dem Missverständnis geführt zu haben“, so das Festival.
[dpa/kh]
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