Sean Penn ist zurück auf der Kinoleinwand. Muskelbepackt und mit Gedächtnisverlust muss er herausfinden, warum ein Killerkommando ihm nach dem Leben trachtet. Unterstützt wird er dabei von Idris Elba und Javier Bardem.
Sean Penn hat sich ziemlich rar gemacht in den vergangenen Jahren. Es gab kleine und mittelgroße Rollen in Filmen wie „Das erstaunliche Leben des Walter Mitty„, dem enigmatischen „The Tree of Life„, Auftritte in Werken wie „Gangster Squad„. Wirklich für Furore aber sorgte der US-Schauspieler zuletzt mit seiner oscarprämierten Performance in Gus Van Sants „Milk“ (2008). Nun meldet sich Penn, der auch als Regisseur arbeitet („Into the Wild„) mit einer Hauptrolle zurück, in der er zudem hie und da zeigen darf, was er alles drauf hat. In „The Gunman“ gibt Penn einen ehemaligen Söldner, den sein Vorleben mit aller Brutalität einholt.
Jim Terriers (Penn) bisherige Vita ist nicht eben rühmlich. Jahrelang hat er sich als Söldner auf dem afrikanischen Kontinent verdingt, bis er, der auch ein geübter Scharfschütze ist, den Bergbauminister des Kongos ermorden soll. Nach dieser Tat muss Terrier, denn wir rauchend und Schnauzer tragend kennenlernen, nicht nur Afrika, sondern auch seine Geliebte zurücklassen. Acht Jahre später ist der Schnauzer ab, auch baut Terrier nun, wieder im Kongo, Brunnen für eine Hilfsorganisation, wohl auch, um sich ein wenig rein zu waschen von all seinen Sünden.
Die Vergangenheit aber, sie ist unbarmherzig. In Form eines Killerkommandos holt sie Terrier ein. Knapp nur kann er überleben. Und will mit Hilfe von alten Freunden herausfinden, wer ihm nach dem Leben trachtet. Eine gefährliche Suche, die noch dadurch erschwert wird, dass Terrier unter rätselhaften Schwindelattacken und Gedächtnisverlust leidet.
„The Gunman“ ist ein durch und durch altmodisches Werk, vom Titel übers Filmposter („Armed with the truth“, bewaffnet mit der Wahrheit) und einer eher altbackenen Story bis hin zum kuriosen Namen des Hauptdarstellers (Terrier!). Zwar gibt es politische Untertöne, die aber meist zu verschwinden drohen im Actiongewimmel; der Film nimmt sich ernster als er vielleicht sollte, ein wenig mehr an Ironie hätte sicher gut getan.
Anachronistisch im besten Sinne des Wortes mutet eine gelungene Szene mit Idris Elba („Prometheus„) an, der recht spät im Film und dann auch nur kurz dazu stößt: Penn und Elba auf einer Parkbank bei einer wirklich hübschen, wirklich coolen Zigarettenpause. „The Gunman“ ist ein teils sehr brutaler Männer-gegen-Männer-Film, in dem Frauen bestenfalls am Rande vorkommen. Terriers große Liebe (verkörpert von der Italienerin Jasmine Trinca) etwa ist derart unterkomplex angelegt, dass es fast an Frauenfeindlichkeit grenzt.
Am besten funktioniert der Film als Star-Vehikel, als Plattform für Sean Penn, der sich hier wieder in einer veritablen Hauptrolle präsentiert. Nicht zuletzt verblüfft der bald 55 Jahre alte Darsteller dabei mit einem Körper, an dem sich die Muskelberge nur so türmen. Es ist schon eine Weile her, dass Penn im Kino zeigen konnte, wie viel physische Präsenz er bei Bedarf bieten kann. Auch wenn seine Performance nicht immer ganz frei ist von (wohl) ungewollter Komik.
In jedem Fall bemerkenswert aber ist das in einer spanischen Stierkampfarena ausgetragene Finale, das bei aller Dramatik und Ernsthaftigkeit auch so etwas wie Ironie zulässt. Mögliche Lesart: Terrier respektive Penn als der unbesiegbare, unbeugsame Stier. Bei aller Kritik an „The Gunman“ ist es schließlich einfach schön, einmal wieder so viel von Sean Penn in einem Film zu sehen.Kinokritiken im Überblick
[Matthias von Viereck]
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