Eigentlich sind die „Expendables“ viel zu alt für ihren Job, doch wegen einem skrupellosen Waffenhändler müssen sie wieder ran. Harrison Ford, Mel Gibson, Antonio Banderas und Wesley Snipes stoßen neu zur Truppe dazu, doch mehr Tiefgang bekommen die „Expendables“ dadurch nicht. Es bleibt bei dicken Muskeln, lauter Action, einem dünnen Plot und dummen Sprüchen.
Das muss man Sylvester Stallone lassen: Für „Expendables 3“ hat Mr. Rambo noch mehr Stars und Muskeln gewinnen können, als für die Promi-strotzenden ersten beiden Teile der Actionserie. Harrison Ford, Mel Gibson, Antonio Banderas und Wesley Snipes stoßen zu der altbewährten Schlägertruppe um Anführer Barney Ross (Stallone), Trench (Arnold Schwarzenegger), Lee Christmas (Jason Statham), Gunner Jensen (Dolph Lundgren) und Toll Road (Randy Couture).
Der 68-jährige Stallone ist auch nicht zu eitel für Kamera-Close-Ups seiner ledernen Falten und tiefen Stirnrunzeln. Als Boss der schießwütigen Söldner mit dem Beinamen „Expendables“, also die Entbehrlichen, mischt sich diesmal leichte Traurigkeit in seinen Dackelblick. Emotionale Tiefe ist nicht gerade Stallones Stärke, doch zumindest gibt er über 126 Minuten hinweg eine „Wir sind zu alt für diesen Mist“-Ergriffenheit zum Besten.
Genau das teilt er seiner Altherrenriege mit und schickt sie nach einer verpatzten Mission in die Rente, als ein besonders heikler Job ansteht. Ein gefährlicher Waffenhändler soll ausgeschaltet werden, für den Killerauftrag muss frisches Blut her. Barney Ross tauscht verbrauchtes Testosteron gegen junge Wachstumshormone ein. „Twilight“-Vampir Kellan Lutz, Box-Profi Victor Ortiz und die Kampfsport-Ikone Ronda Rousey sind unter den Neuzugängen.
Eigentlich hatte der australische Regisseur Patrick Hughes („Red Hill“) viel Potenzial an der Hand. Wann steigen schon mal „Rocky“ „Indiana Jones“, „Mad Max“, „Terminator“, „Blade“ und „Zorro“ gemeinsam in den Ring. Doch bei „Expendables 3“ bleibt alles beim Alten: Dicke Muskeln, laute Action, dünner Plot und dumme Sprüche.
Am meisten legt sich noch Mel Gibson ins Zeug. Er ist nicht nur der skrupellose Waffenhändler Conrad Stonebanks, sondern auch ein Ex-Expendable, der einst mit Barney Ross die Truppe gründete, nun aber zum abtrünnigen Erzfeind wird. Mit 58 Jahren schlägt sich Gibson tapfer als Oberbösewicht, wie schon 2013 in dem Action-Trash „Machete Kills“.
Auch Wesley Snipes stiehlt ein paar Szenen als der messerschwingende Doc, der von seinen Expendable-Buddys mit halsbrecherischen Helikopter-Stunts aus russischer Gulag-Haft befreit wird. Warum er im Gefängnis saß, fragt einer seiner Retter. „Steuerhinterziehung“, kommt mit eisiger Miene zurück. Wenigstens ein guter Spruch, den sich die Drehbuchautoren Creighton Rothenberger und Katrin Benedikt („Olympus Has Fallen“) mit Co-Autor Stallone ausgedacht haben. Steuersünder Snipes saß tatsächlich mehr als zwei Jahre in den USA in Haft. „Expendables 3“ war die erste Rolle für den „Blade“-Star nach der Freilassung im vorigen Jahr.
Die abgedroschenen Alterswitze machen irgendwann keinen Spaß mehr. „Relax, sonst bekommst du noch einen Herzinfarkt“, raunzt Harrison Ford als CIA-Auftraggeber Max Drummer den erschöpften Barney Ross an. Der 72-jährige Mr. Indiana Jones wirkt grau und gelangweilt. Als unrasierter Scharfschütze Trench macht Arnold Schwarzenegger kaum eine bessere Figur. Leider blufft er nur, als er den Spruch klopft: „Ich ziehe mich aus dem Geschäft zurück“. Der schlappe Terminator ist bis zum bitteren Ende dabei.
Und das lässt über zwei Stunden auf sich warten. Nach einer Verfolgungsjagd durch Somalia und Rumänien kommt es in einem zerfallenen Casino-Hotel zum Showdown zwischen Stonebanks und den Expendables. Es ist ein ohrenbetäubendes Gemetzel mit Panzern, Messern, Maschinengewehren und den Tricks der Spezialeffektekünstler.
„Expendables 3“ ist allerdings weniger grausam als sein Vorgänger. Freigegeben ist er schon ab 16 Jahren, der zweite Teil im Jahr 2012 war erst ab 18 zugelassen. Dafür ist die Söldner-Action mit 126 Minuten deutlich länger ausgefallen, ein echter Kraftakt selbst für hartgesottene Fans. Und damit nicht genug. Es werde definitiv eine weitere Fortsetzung geben, kündigte Stallone Anfang August bei der Deutschlandpremiere in Köln an. Dann soll die Männer-Gang mehr weibliche Verstärkung erhalten. Frisches Östrogen für verbrauchtes Testosteron, das ist ein Hoffnungsschimmer.Kinokritiken im Überblick
[Barbara Munker/fm]
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