Terror-Drohungen: Sony cancelt „The Interview“-Filmstart

31
27
Bild: © Romolo Tavani - Fotolia.com
Bild: © Romolo Tavani - Fotolia.com

Nach vermehrten Cyber-Angriffen auf Sony Pictures im November und neuerlichen Drohungen sah sich das Filmproduktionsunternehmen nun gezwungen, den Start des umstrittenen Films „The Interview“ vorerst zu canceln. Wie vermutet wird, könnten Hacker im Auftrag Nordkoreas für die Androhungen verantwortlich sein.

Nach Terror-Drohungen gegen Vorführungen des umstrittenen Films „The Interview“ hat das Filmstudio Sony Pictures den Kinostart abgesagt. „Angesichts der Entscheidung einer Mehrheit unserer Kinobetreiber, den Film „The Interview“ nicht zu zeigen, haben wir beschlossen, den für den 25. Dezember geplanten Kinostart abzusagen“, zitierten zahlreiche US-Medien am Mittwochabend (Ortszeit) aus einer Mitteilung des Filmstudios. Nach Berichten amerikanischer Medien wurde noch am Donnerstag eine offizielle Erklärung der Behörden erwartet, nach der Hacker im Auftrag Nordkoreas hinter der Affäre stecken.

US-Präsident Barack Obama empfahl den Amerikanern, trotz aller Drohungen „ohne Angst ins Kino» zu gehen. Vorerst seien die Drohungen nicht glaubwürdig, deutete er am Abend in einem Interview von „ABC News“ an. „Wir bleiben wachsam, und wenn wir etwas sehen, das bedrohlich und glaubwürig aussieht, werden wir die Öffentlichkeit warnen“, sagte er.

„Wir respektieren und verstehen die Entscheidung unserer Partner und teilen natürlich auch ihr vorrangiges Interesse an der Sicherheit ihrer Angestellten und Kinobesucher“, begründete Sony die Entscheidung zum Rückzug des Films aus den Kinos. Zudem habe sich Sony auch gegen jede andere Form der Veröffentlichung des Films entschieden, sei es als Video auf privaten Kabelkanälen oder auf DVD, zitierte das Magazin „Variety“ eine Sony-Sprecherin.

Zuvor hatten zahlreiche große Kino-Ketten in Nordamerika mitgeteilt, den Film nicht zeigen zu wollen. Auch die für Donnerstag geplante New Yorker Premiere wurde nach Medienberichten abgeblasen. Wie der „Hollywood Reporter“ berichtete, verzichtet das Landmark’s Sunshine Cinema darauf, den Film zu zeigen. Die Angreifer hätten in E-Mails an Reporter konkrete Drohungen mit Verweis auf den 11. September 2001 veröffentlicht. Laut „Wall Street Journal“ will auch die viertgrößte US-Kinokette Carmike Cinemas den Film nicht zeigen.

Sony Pictures habe den Kinos die Entscheidung, ob sie den Streifen bringen wollen, selbst überlassen – ein beispielloses Vorgehen für Hollywood, wie das „Wall Street Journal“ berichtete. Normalerweise stünden die Spielpläne Monate im Voraus fest. Das Filmstudio war zuletzt Ziel einer massiven Hacker-Attacke geworden.

„The Interview“ sollte am 25. Dezember in den USA starten. In dem Streifen bekommen zwei US-Journalisten, gespielt von Seth Rogen und James Franco, den Auftrag, den nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Un bei einer Interview-Gelegenheit zu töten. In Deutschland sollte der Film, dessen Produktion rund 44 Millionen Dollar (etwa 35 Millionen Euro) gekostet hat, im Februar anlaufen.

Die Drohungen rund um den Film stammten vermutlich von denselben Personen, die Ende November die Computersysteme von Sony Pictures angegriffen hatten, berichtete das „Wall Street Journal“. Unter Berufung auf Quellen bei der US-Bundespolizei FBI berichtete der Sender Foxnews, dass Nordkorea hinter diesen Cyberattacken stehe. Allerdings sei der Angriff „nicht unbedingt“ aus dem Land selbst erfolgt. Nach Angaben von CNN wollten US-Behörden dies noch am Donnerstag in einer offiziellen Erklärung bestätigen.

Dabei war es den Hackern in einer beispiellosen Aktion gelungen, flächendeckend auf die Datenbestände des Konzerns zuzugreifen. Über Tage war der IT-Betrieb von Sony Pictures lahmgelegt.

Eine Hackergruppe namens „Guardians of Peace“ hat sich inzwischen zu den Angriffen bekannt und fordert konkret, den Film „The Interview“ zu stoppen. Nordkorea bestritt offiziell, an der Attacke beteiligt gewesen zu sein.

[dpa/kh]

Bildquelle:

  • Inhalte_Kino_Artikelbild: © Romolo Tavani - Fotolia.com
31 Kommentare im Forum
  1. AW: Terror-Drohungen: Sony cancelt "The Interview"-Filmstart Na wenn dieses Beispiel schule macht... Aber auf der anderen Seite... wenn dann doch was passiert... Keine Ahnung! Hab gerade darüber etwas in WDR5 Hörfunk gehört und dort wurde der Film als Satire dargestellt. Mir kam dagegen der "Ausschnitt" nicht sehr satirisch vor! Das Thema ist brand gefährlich und ich versteh nicht, wieso die Filmstudios überhaupt sowas produzieren. SG
  2. AW: Terror-Drohungen: Sony cancelt "The Interview"-Filmstart Oder dafür sorgen das "zufällig" der Film einen Weg ins Internet finden würde. Sony würde zwar außer Werbung nichts verdienen, aber würde der jemals offiziell ausgestrahlt werden ? Es ist schon bezeichnend, das solche Verbrecherstaaten mit regieren können.
  3. AW: Terror-Drohungen: Sony cancelt "The Interview"-Filmstart So ein Schrott. Würde mir lieber eine lustige Komödie ansehen, in der nordkoreanische Agenten versuchen Barack Obama auszuschalten.
Alle Kommentare 31 im Forum anzeigen

Kommentieren Sie den Artikel im Forum