Im ersten Kinofilm von Family Guy-Schöpfer Seth MacFarlane müssen sich Mark Wahlberg und Mila Kunis mit einem Plüschtier herumschlagen, das nur auf den ersten Blick niedlich ist. Der anarchische Teddybär „Ted“ sorgte in den USA bereits für volle Kinosäle und gute Stimmung beim Publikum.
Ted flucht, trinkt, kifft und stellt üppigen Blondinen nach. Genau der Typ, wie man ihn in derben Filmkomödien wie „Hangover“ findet. Doch der kleine Unterschied bei „Ted“ – der Star des schrägen Films ist ein Teddybär. „Ted“ hält, was sein Werbeplakat verspricht. Ein Mann und sein Plüschtier stehen am Pissoir, Teddy mit einem Bier in der Hand. Schon damit ist klar, dass „Ted“ kräftig unter die Gürtellinie geht. Doch der Humor kommt an: Der Film mit Stars wie Mark Wahlberg und Mila Kunis eroberte in den USA bereits die Kinocharts.
Etwas anderes wäre von dem Schöpfer der TV-Cartoon-Serie „Family Guy“ auch nicht zu erwarten gewesen. Seth MacFarlane, der mit seiner frechen TV-Satire in den USA Kultstatus erreicht hat, gibt mit „Ted“ sein Regiedebüt. Er hat auch das Skript geschrieben und verleiht dem Kuscheltier in der Originalversion seine Stimme.
Dabei fängt alles so niedlich an, wie ein weihnachtliches Disney-Märchen, im verschneiten Boston im Jahr 1985. Der einsame kleine John wünscht sich nichts sehnlicher, als einen treuen Freund. Da kommt der Teddy mit den braunen Kulleraugen unter dem Weihnachtsbaum gerade richtig. Für immer beste Freunde bleiben, verspricht er dem Kuscheltier, als eine Sternschnuppe vorbeirast.
Johns Wunsch, dass Teddy lebendig werden soll, geht in Erfüllung. Ted wird als Sensation gefeiert und tritt in Talk-Shows auf, doch irgendwann ist der Reality-Star vergessen, nur John bleibt seinem besten Freund treu. Das ist zwei Jahrzehnte später immer noch so. John, gespielt von Wark Wahlberg lebt auch mit Mitte Dreißig noch mit Teddy zusammen. Der hat längst eine tiefe Stimme und ist nicht mehr zu bändigen: Die Computer-Animatoren verwandeln das pummelige Stofftier in einen lautstarken Schwerenöter. Mit seiner witzigen Geschmacklosigkeit trifft MacFarlane meist ins Schwarze. Es ist tatsächlich zum Lachen, wenn Ted zur vulgären Hochform aufläuft und dabei manche Tabus überschreitet.
Nur Johns Freundin Lori, gespielt von „Black Swan„-Star Mila Kunis, geht das Buddy-Leben mit Trinkgelagen, Kiff-Partys und faulen Abenden vor der Glotze langsam auf die Nerven. Als Teddy einmal völlig über die Stränge schlägt – er hat ein paar Callgirls nach Hause eingeladen – muss sich John entscheiden: Plüschtier oder Freundin. Der Bär fliegt raus, doch das wilde Teddy-Treiben geht weiter.
Mal hat das Kuscheltier mit einer drallen Kassiererin im Supermarkt Sex. Mal prügelt er John beim knallharten Streit halbtot, fast wie eine Kampfszene aus dem Box-Drama „The Fighter„, in dem Wahlberg 2010 als Profi-Boxer zuschlug. Überhaupt meistert der Schauspieler die urkomische Rolle als Teddy-Bändiger mit ernstem Gesicht, als sei es das Normalste in der Welt. Auch andere Stars hatten wohl keine Berührungsängste: Hollywood-Star Ryan Reynolds und Sängerin Norah Jones ließen sich für kleine Cameo-Rollen einspannen. Und „Flash Gordon“-Star Sam J. Jones, Filmheld des 1980er Sci-Fi-Streifens, taucht nach langer Zeit wieder auf der Leinwand auf.
Niemand ist vor MacFarlanes bissigem Humor sicher, weder Dicke und Schwule, noch Justin Bieber und Taylor Lautner. Dabei bedient sich der Regisseur reichlich bei trashiger Pop-Kultur. Nicht jede Anspielung ist auf Anhieb zu erkennen, aber es gibt so viel absurden Humor, dass man „Ted“ kleine Längen gerne verzeiht.
Beim US-Kinostart Ende Juni eroberte „Ted“ die Charts im Sturm. Der haarige Bär schlug den gleichzeitig gestarteten Stripper-Film „Magic Mike“, in dem „echte“ Stars wie Matthew McConaughey und Channing Tatum nackte Haut zeigen. Allein am Startwochenende spielte der Teddy mehr als 50 Millionen Dollar ein, inzwischen sind es schon über 170 Millionen Dollar (gut 140 Millionen Euro) – trotz der strikten „R“-Altersfreigabe, mit der unter 17-Jährige in den USA den Film nur in Begleitung eines Erziehungsberechtigten sehen dürfen.Kinokritiken im Überblick
[Barbara Munker/ps]
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