„Tatort“-Kommissar Ulrich Tukur: „Viel Mist und Durchschnitt“

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Bild: © Romolo Tavani - Fotolia.com
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Ulrich Tukur gehört als „Tatort“-Kommissar eher zu den Jungspunden. Gerade erst hat der 55-Jährige seine dritte Episode abgedreht. Im Interview spricht Tukur über über seine zukünftigen Pläne für die Rolle und kritisiert die häufige Durchschnittlichkeit der „Tatort“-Folgen.

Herr Tukur, die Dreharbeiten für „Tatort“ Nummer drei werden jetzt beendet. Wie oft gehen Sie danach noch auf Verbrecherjagd?  
 
Ulrich Tukur: „Tatort“ vier und fünf sind geplant. Danach weiß ich nicht, ob es weitergeht und wie. Wenn ich merke, dass es mir keinen Spaß mehr macht, höre ich auf. Der Tumor im Kopf kann Felix Murot ja jederzeit erledigen. Ich werde zwar in dieser Folge als geheilt entlassen, aber die Zuschauer werden sich des Eindrucks nicht erwehren können, dass meine Operation doch nicht so erfolgreich war.  
 
Wovon machen Sie mehr „Tatort“-Folgen mit Ihnen abhängig?  
 
Tukur: Ich höre auf, wenn unser „Tatort“ beliebig wird wie viele andere. So lange es begeisterte Zustimmung und wütende Ablehnung gibt, mache ich weiter. Unser letzter „Tatort“ hat sehr polarisiert, und das war gut so.
 
Klingt nicht so, als hätten sie Deutschlands beliebtestes Fernsehkrimi-Format schon richtig lieben gelernt.  
 
Tukur: Ich bin kein eingefleischter „Tatort“-Fan. Ich habe zu viel Mist und Durchschnitt gesehen. Der „Tatort“ ist eine Blase geworden. Es gibt ja fast keine deutsche Stadt mehr über 100 000 Einwohner, die nicht über einen „Tatort“-Kommissar verfügte.  

Was missfällt Ihnen am „Tatort“ generell?  
 
Tukur: Man sollte mit dem „Tatort“ mehr experimentieren, Ungewohntes zeigen. Es ist ja ein sehr robustes Format. Da muss man mal aus der Reihe fallen dürfen und bei aller Unterhaltung auch ein wenig anstrengen und den Zuschauer etwas höher springen lassen. Sonst wird am Ende alles seicht und beliebig. Und das missfällt mir. Es sollten auch unangenehme Wahrheiten verhandelt werden: Krankheit, Tod, die Zerbrechlichkeit des Lebens.

Was schätzen Sie denn am „Tatort“?  
 
Tukur: Es ist großartig, dass dieses Format seit vierzig Jahren existiert und von so vielen Menschen geliebt wird. Nur muss man es immer wieder neu erfinden, dann ist der „Tatort“ eine großartige Chance unsere Gesellschaft, das Leben und seine Abgründe unterhaltsam und spannend abzubilden.  
 
Sie sind einer der renommiertesten Filmschauspieler Deutschlands. Neulich erst gab’s den Bambi. Keine Angst vor dem Karriere-Knick?  
 
Tukur: Der Knick kommt immer irgendwann. Bis dahin sollte man nicht zu viel machen und sich nicht an Dinge verkaufen, hinter denen man nicht steht. Im Übrigen sind Preise wunderbar, sie sind ein Zeichen dafür, dass man bemerkt und geschätzt wird. Dafür bin ich dankbar, denn es gibt viele wunderbare Künstler, die dieses Glück nicht haben.  
 
Spüren Sie Eifersucht von Kollegen, die nicht so gefeiert werden?  
 
Tukur: Es gibt viel Missgunst im Metier. Ich halte mich da raus.
 
Vielen Dank für das Gespräch.Archiv
[Jörn Perske/ps]

Das Interview gibt die Meinung des Interviewpartners wieder. Diese muss nicht der Meinung des Verlages entsprechen. Für die Aussagen des Interviewpartners wird keine Haftung übernommen.

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4 Kommentare im Forum
  1. AW: "Tatort"-Kommissar Ulrich Tukur: "Viel Mist und Durchschnitt" Da kann ich zu Herrn Tukur nur sagen "Wer im Glashaus sitzt sollte nicht mit Steinen werfen."
  2. AW: "Tatort"-Kommissar Ulrich Tukur: "Viel Mist und Durchschnitt" Die Qualität einer Sendung wird nicht nur durch das Drehbuch oder das Können des Regisseurs bestimmt, sondern auch durch die Leistung des Schauspielers! Mit einem Schauspieler, der seine Rolle launenhaft spielt oder der der übertragenen Rolle nicht gewachsen ist, wird auch aus dem besten Drehbuch kein Bestsellerfilm. Dass es den "Tatort" bereits seit mehr als vierzig Jahren gibt ist kein Qualitätsmerkmal! Bei der ARD ist es mehr ein Festhalten an Altbewährtem, weil man zu ängstlich ist, mal etwas Neues auszuprobieren. Oder das Fehlen geeigneter neuer Konzepte. Seit den guten, alten "Schimi"-Tatorten, in denen der Hauptakteur auch mal mit nicht "ganz koscheren" Methoden das Ziel zu erreichen versuchte, sind sie immer oberflächlicher, seichter und beliebiger geworden. Gezeigt wird die "schöne, heile Tatort-Krimi-Welt", die es in Wirklichkeit so gar nicht gibt. Nicht umsonst kritisieren auch die "Profis", die Kriminalbeamten, aktuelle "Tatorte".
  3. AW: "Tatort"-Kommissar Ulrich Tukur: "Viel Mist und Durchschnitt" Gerade seine eigenen Tatorte waren noch nicht einmal durchschnittlich.
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