„Steve Jobs: The Lost Interview“ – Frühe Worte eines Visionärs

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Bild: © Romolo Tavani - Fotolia.com
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Als Steve Jobs 1995 in einem Interview Rede und Antwort stand, glaubte wohl kaum jemand daran, dass Jobs Apple wenige Jahre später zu einem der erfolgreichsten Konzerne unserer Zeit machen würde. 17 Jahre galt das frühe Gespräch mit dem Visionär als verloren, nun findet es seinen Weg in die Kinos.

Ein Kinofilm, der nur aus einem 17 Jahre alten Interview in miserabler Bildqualität besteht – das klingt in Zeiten von Mega-Blockbustern mit ihren aufwendigen Digitaleffekten zunächst nach einer wahnsinnig schlechten Idee. Doch der Mann, der da eine gute Stunde lang spricht, ist Apple-Gründer Steve Jobs. Und damit ist Aufmerksamkeit garantiert.

„Steve Jobs: The Lost Interview“ zeigt ein Gespräch, das 1995 für eine Dokumentation des öffentlich-rechtlichen US-Senders PBS über die Geschichte des Personal Computers geführt wurde. Es galt tatsächlich lange als verschollen: Das Original-Band verschwand beim Versand, es blieben nur die Fragmente, die seinerzeit für die Sendung „Triumph of the Nerds“ verwendet wurden, in der auch andere Größen wie Bill Gates zu Wort kamen. Erst nach über 15 Jahren wurde eine Kopie des kompletten Jobs-Interviews auf VHS-Kassette in einer Garage entdeckt. Die Bildqualität der Aufnahme ist entsprechend mies.

Das Interesse an Steve Jobs, dem Mann hinter dem überragenden Erfolg von iPhone und iPad, hat nach seinem Krebs-Tod im vergangenen Oktober einen Höhepunkt erreicht. Es erschien die erste große Biografie, für die Jobs stundenlang aus seinem Leben erzählte. Weggefährten teilten ihre Erinnerungen. Selbst das FBI veröffentlichte seine Jobs-Akte (er war einmal für den Zugang zu Staatsgeheimnissen überprüft worden). Auch mehrere andere „verlorene“ Interviews tauchten auf, etwa als ein Reporter Kassetten mit Stunden an alten Aufzeichnungen in seinem Schuppen wiederfand.

Was bringt da also dieses Interview überhaupt noch, zumal die griffigsten Zitate schon in die Dokumentation „Triumph of the Nerds“ einflossen? Es ist überraschend interessant: Zum einen ist es eine seltene Möglichkeit, viele Geschichten von Steve Jobs persönlich zu hören. Der mit seinen damals 40 Jahren sehr jugendlich wirkende Jobs sprach mit Doku-Autor Robert Cringely etwa darüber, wie er seine Liebe zu Computern entdeckte und den späteren Apple-Mitgründer Steve Wozniak kennenlernte. Es geht um die ersten Schritte mit dem Bau einer Blue-Box, die illegal kostenlose Gespräche im amerikanischen Telefonnetz zuließ und auch mit einem Anruf beim Papst im Namen von US-Außenminister Henry Kissinger ausprobiert wurde.

Viele bekannte Zitate, die seit Jahren durch Artikel und Bücher über Jobs geistern, bekommen einen Kontext. Etwa das brüske „Microsoft hat keinen Geschmack“, mit dem Jobs den damals zur Weltdominanz strebenden Apple-Rivalen kleiner machte. Oder der von ihm zitierte Picasso-Satz „Gute Künstler kopieren, große Künstler stehlen“, der heutzutage angesichts des von Jobs angestoßenen Mobilfunk-Patentkriegs besonders oft wieder aufkommt. Das volle Interview zeigt, dass Jobs nicht etwa das rücksichtslose Stehlen fremder Ideen meinte, sondern vielmehr, dass man auch in der Computertechnik aus der Geschichte, der Erfahrung der Menschheit und Vorbildern aus Kunst und Natur schöpfen sollte.

Robert Cringely hatte Steve Jobs genau zum richtigen Zeitpunkt vor die Kamera bekommen, da er damals noch zu offenen Gesprächen aufgelegt war. 1995 war er noch nicht der Übervater des Silicon Valley, der sich weitgehend von der Öffentlichkeit abschirmte, sondern nur der vertriebene Apple-Gründer, dessen nächste Firma Next dahinsiechte. Niemand konnte da ahnen, dass Jobs keine zwei Jahre später Apple vor dem Ruin rettet, die Next-Software zur Grundlage der Mac-Computer wird, der iPod das Musikgeschäft umkrempelt und schließlich iPhone und iPad das Unternehmen Apple zum wertvollsten der Welt machen.Kinokritiken im Überblick
[Andrej Sokolow/fm]

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