Kann „Das Erwachen der Macht“ der erfolgreichste Film aller Zeiten werden? Dafür blickt alle Welt nach China, wo der Film jetzt erst anläuft. Nur sind die Chinesen nicht mit Luke Skywalker aufgewachsen.
Das neue „Star Wars“-Abenteuer hat eine starke China-Premiere hingelegt. Der siebte Teil der Sternenkrieger-Saga brachte am Samstag nach vorläufigen Schätzungen der Disney-Studios umgerechnet 33 Millionen US-Dollar in die Kinokassen, wie chinesische Staatsmedien am Sonntag berichteten. Auf dem zweitgrößten Kinomarkt der Welt nach den USA liegt der Film von Regisseur J.J. Abrams damit allerdings deutlich hinter dem Actionspektakel „Fast & Furious 7“, der im vergangenen Jahr rund 54 Millionen US-Dollar am ersten Tag eingespielt hatte.
Ein Erfolg im Reich der Mitte ist wichtig, wenn „Das Erwachen der Macht“ weltweit „Avatar“ als den bisher erfolgreichsten Film aller Zeiten ablösen soll. Zumindest in den USA hat „Star Wars“ das Fantasy-Abenteuer schon überholt. Disney hob hervor, dass die Premiere in China das bislang beste Ergebnis eines Films bei einem Samstag-Start.
Die „Star Wars“-Nostalgie unter Chinesen ist allerdings nicht so groß wie anderswo, weil das Reich der Mitte gerade erst die Kulturrevolution (1966-76) hinter sich gebracht hatte, als das erste Abenteuer um Luke Skywalker 1977 auf die Leinwand gebracht wurde.
Bei der Premiere am Samstag waren die Kinos auch nicht alle ausverkauft. Eine der Hauptabendvorstellungen in einem großen Cinema-Komplex im Pekinger Vergnügungsviertel Sanlitun war nur zu drei Viertel voll, wobei auffallend viele Ausländer in den Reihen saßen. Viele Chinesen fragten sich auch, ob sie die anderen Teile der siebenteiligen Reihe kennen müssen, um das neue Abenteuer genießen zu können.
„Ich würde gerne erst alle früheren „Star Wars“-Filme sehen, bevor ich mir diesen anschaue, weil ich es sonst vielleicht nicht verstehe“, sagte etwa die 33-jährige Helen Lai. „Aber das sind mehr als 13 Stunden. Ich weiß nicht, ob ich die Zeit dafür habe.“
So erschien noch ungewiss, ob das chinesische Publikum „Star Wars“ weltweit auf den Spitzenplatz hieven wird. „Wir sind nicht so mit Filmen aufgewachsen wie die Menschen in der westlichen Welt“, sagte der 26-jährige Grafikdesigner Andi Cheung. „Ich denke, die jungen Leute in China sind neugierig zu sehen, was es mit „Star Wars“ auf sich hat, aber die ältere Generation ist nicht so scharf darauf.“
Erst 1995 war im Zuge der Öffnung Chinas erstmals eine Quote von zehn ausländischen Filme im Jahr zugelassen worden – angefangen mit Arnold Schwarzenegger in „True Lies“. Bis heute wird die Zahl ausländischer Filme derart beschränkt. 2015 waren 34 ausländische Produktionen erlaubt. Viele Chinesen schauen allerdings ausländische Filme auf meist raubkopierten DVDs, die leicht und billig erhältlich sind.
So gibt es durchaus auch richtige „Star Wars“-Fans: „Ich liebe „Star Wars“ seit ich jung war“, sagt die 34-jährige Lin Jianan. In der Mittelschule habe sie die Filme auf DVD gesehen. Damals habe es meist nur Hongkonger Filme und sehr wenig ausländische Werke im Kino gegeben. „“Star Wars“ war auch einer der ersten Filme mit Spezialeffekten“, sagte Lin Jianan.
„Ich erinnere mich, dass wir eine kaputte Leuchtstoffröhre genommen, und es im Spiel als Lichtschwert benutzt haben“, sagte die 34-Jährige. Ihr erster Kinoheld sei auch Harrison Ford (Han Solo) gewesen. „Ich schaue mir bis heute jeden Film an, in dem er mitspielt.“[Andreas Landwehr]
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