Weltraum-Action mit viel Witz und Gefühl: In „Star Trek Beyond“ bekommt die Crew der Enterprise den Spiegel vorgehalten: Während sie im Wohlstand leben, haben andere nichts – und die rufen nun zur Rebellion auf, um die Förderation zu vernichten.
Die Spannung ist groß, die Erwartungen sind hoch: Mit „Star Trek Beyond“ startet kein gewöhnlicher Film im Kino. Die Abenteuer der Sternenflotte sind Kult. Was 1966 als Fernsehserie begann, hat sich seitdem zu einem Franchise-Unternehmen mit mehr als 700 Serienfolgen und 13 Kinofilmen ausgeweitet. Zum 50-jährigen Bestehen der Saga haben „Fast and Furious“-Regisseur Justin Lin und Produzent J.J. Abrams deshalb einiges aufgefahren: Dramatische Kampfszenen, aufwendig inszenierte Bilder, starke Gefühle und viele komische Momente. Neben Anklängen an die legendäre Serie gibt es auch 50 Arten Außerirdischer und einen kleinen, feinen musikalischen Stilbruch, eine „Sabotage“ der Beastie Boys.
Der dritte Teil der 2009 gestarteten Neuauflage ist weniger düster und nachdenklich als die beiden ersten Teile. „Beyond“ hat viele lustige Dialoge, setzt aber auch stark auf Action, wie man sie aus „Star Wars“ oder „The Avengers“ kennt. Für manche Fans zu viel des Guten, hatten manche Trekkies doch schon vorher eine „Marvelisierung“ befürchtet. Für andere dagegen bietet der Film genau das, was sie erwarten: Spannung, Spaß und altvertraute Figuren wie Captain Kirk (Chris Pine), Commander Spock (Zachary Quinto) oder Lieutenant Uhura (Zoe Saldana). Auch Simon Pegg ist wieder dabei, als Ingenieur Scotty, Experte fürs Beamen, und als Co-Autor des Drehbuchs.
Das Raumschiff Enterprise erforscht seit drei Jahren die Weiten des Universums. Plötzlich ein Hinterhalt: Tausende Flugobjekte bohren sich wie Speerspitzen in das Schiff. Bei der Notlandung auf einem unwirtlichen Planeten werden die Crew-Mitglieder zerstreut. In kleinen Gruppen versuchen sie, die anderen zu finden und sich in Sicherheit zu bringen. Auf dem Planeten lauert der mysteriöse Krall, mit übermächtigen Kräften im Bunde, der die Vereinte Föderation der Planeten vernichten will. Mit letzter Kraft nehmen die Sternenflottenforscher den Kampf gegen ihn auf.
Erfinder Gene Roddenberry verwirklichte in seinen Geschichten die Vision einer Welt, in der unterschiedlichste Lebewesen einträchtig zusammenleben und sich dem Frieden verschrieben haben. In „Beyond“ ist die Ordnung bedroht von den Vernachlässigten, den Ausgestoßenen, die sich von der Föderation im Stich gelassen fühlen. Idris Elba („Mandela“) gibt eine fulminante Darbietung als Krall, der sich hinter einer fürchterlichen Maske verbirgt. Seinen blinden Hass hat er über viele Jahre hinweg genährt, bitter enttäuscht von der Selbstzufriedenheit, vor der auch die Föderation nicht gefeit zu sein scheint, mag sie auch noch so sehr auf Würde und Gleichheit pochen.
Über die vielen Action-Szenen und Effekte mag man geteilter Meinung sein. Daneben gibt es viele schöne emotionale Szenen. Regisseur Lin hat die Eigenheiten der Figuren fortentwickelt, wenngleich dies noch ausführlicher hätte geschehen können. Lustig: Die Einblicke in den Alltag an Bord der Enterprise, jenseits der Kommandobrücke. Die hübsche Uhura und der spröde Spock sind immer noch verliebt, gehen sich aber nach einem Streit aus dem Weg. Und in seltenen Augenblicken gewährt Mr. Spock winzige Einblicke in seine Gefühle – Weinen und sogar Lachen, nah beieinander.
Und dann ist da noch die Außerirdische Jaylah (Sofia Boutella – „Kingsman: The Secret Service“). Krall und seine Mörder haben ihre Leute abgeschlachtet, sie lebt seitdem versteckt. Wie ein scheues Tier lässt sie sich misstrauisch darauf ein, mit Kirk und den anderen für die Freiheit zu kämpfen.
Am Rande versteckt gibt es noch eine kleine Begebenheit, die zum Geist von „Star Trek“ passt, soziale, politische oder weltanschauliche Themen aufzugreifen. Steuermann Hikaru Sulu gibt sich als schwul zu erkennen. Liebevoll legt er den Arm um seinen Partner und herzt die Tochter, die sie großziehen. Ein beiläufiger Moment, der eine Hommage an George Takei sein sollte, den Sulu-Darsteller aus der alten Serie, der 2005 seine Homosexualität öffentlich machte.
„Ich bin froh, dass es jetzt eine schwule Figur gibt“, sagte Takei dem Magazin „Hollywood Reporter“. Und fügte hinzu: Aber warum Sulu? Das verfälsche die von Roddenbury ausgedachte Figur, die immer heterosexuell gewesen sei. Der neue „Sulu“ John Cho dagegen sieht es positiv. „Das ist es auch, was ich mir für uns als Spezies wünsche: dass künftig nicht mehr unsere persönlichen Orientierungen politisiert werden“, sagte er der australischen „Herald Sun“.
Eine Hommage gibt es dann auch noch, im Abspann. Denn gewidmet ist der Film zwei Toten: Leonard Nimoy, dem allerersten Mr. Spock. Und Anton Yelchin. Als Chekov navigiert er die Enterprise geschickt durchs All und ist so naiv und freundlich, dass ihn alle ins Herz schließen. In der geplanten Fortsetzung von „Star Trek“ wird er nicht mehr auf der Kommandobrücke sitzen. Er starb am 19. Juni bei einem Unfall, mit 27. Produzent J.J. Abrams twitterte damals: „Du warst brillant. Du warst freundlich. Du warst verdammt witzig und höchst begabt. Und Du warst hier nicht annähernd lang genug. Vermisse Dich.“Kinokritiken im Überblick
[Cordula Dieckmann/fs]
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