Sönke Wortmann: Theaterschauspieler sind immer noch die besten

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Bild: © Romolo Tavani - Fotolia.com
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Mit Filmen wie „Das Wunder von Bern“, „Der bewegte Mann“ oder auch „Die Päpstin“ hat sich der deutsche Regisseur Sönke Wortmann einen Namen gemacht. Für sein neuestes Projekt griff der in Marl geborene Filmemacher aber lieber auf Theater- statt Filmschauspieler zurück.

Keine Hochzeit ohne Hochzeitsvideo. Bei der Hochzeit von Pia und Sebastian filmt Kumpel Daniel – und der schaltet die Kamera auch nicht aus, als die Vermählungsparty völlig aus dem Ruder läuft. „Hochzeitsvideo“-Regisseur Sönke Wortmann erzählte im Interview, warum er ausgerechnet von seiner eigenen Hochzeit kein Video hat und warum er dieses Mal nicht mit den Stars des deutschen Films, sondern lieber mit unbekannteren Theaterschauspielern gedreht hat.

Sie haben kein Video von Ihrer eigenen Hochzeit?

Sönke Wortmann: Leider nein. Es hat zwar jemand gefilmt, aber weil ich über vier Tage geheiratet habe, hat sie dann so viel Material gesammelt, dass sie nach knapp zehn Jahren noch nicht dazu gekommen ist, das zusammenzuschneiden. Sie hat auch viel zu tun, da muss ich sie in Schutz nehmen. Meine Hoffnung ist, dass ich das Video zum Jubiläum mal bekomme. Aber was da drauf ist, ist natürlich nicht halb so sensationell wie das, was wir gefilmt haben. Das weiß ich, weil bei mir alles rund gelaufen ist.

Gehen Sie denn gerne auf Hochzeiten?

Wortmann: Ich war eher selten auf Hochzeiten. Entweder werde ich nicht eingeladen, weil ich so eine Spaßbremse bin, oder es liegt daran, dass die Leute in meinem Bekanntenkreis schon verheiratet sind oder nicht heiraten wollen. Außer auf meiner eigenen war ich in den letzten zehn Jahren nur auf zwei Hochzeiten. Auch die beiden sind gut über die Bühne gegangen.

Wie haben Sie es im Film geschafft, dass tatsächlich alles so wirkt, als habe jemand mit der Digitalkamera privat gefilmt?

Wortmann: Es gibt ja Filme aus dem Horror-Bereich, die so tun, als ob die Geschehnisse echt seien. Found Footage (Gefundenes Material) nennt man das – dazu gehören zum Beispiel „Blair Witch Project“, „Paranormal Activity“ oder „Cloverfield“. So etwas als Komödie zu machen, fanden wir sehr aufregend. Wir haben uns letztendlich aber dagegen entschieden, Found Footage zu machen; wir behaupten nicht, dass das Material echt ist. Aber als Stilmittel haben wir es behalten.

Obwohl der Zuschauer alles aus Sicht des Hochzeitsvideo-Filmers Daniel sieht, wirkt „Das Hochzeitsvideo“ trotzdem nicht wie ein verwackeltes Home-Video, sondern wie ein richtiger Kinofilm – wie haben Sie das technisch gelöst?

Wortmann: Wir wissen ja, dass eine Handkamera, wenn sie zu viel wackelt, einem tierisch auf die Nerven gehen kann, und das wollten wir verhindern. Man hat es ja selber in der Hand im wahrsten Sinne des Wortes – man kann wild hin- und herschwenken, aber da wird einem dann schlecht, wenn man in der zweiten Kinoreihe sitzt. Man kann eine Handkamera aber eben auch relativ ruhig halten. Das beruhigt die Nerven zwischendurch.

Wie kamen Sie auf die Story?

Wortmann: In meiner eigenen Familie gibt es tatsächlich jemanden, die ihren Freund schon nach vier Monaten geheiratet hat – und er war auch Pilot. Dadurch, dass sich das Paar so wenig kennt, ist ein ganz anderer Sprengstoff in der Geschichte. Und die Familien lernen sich auf der Hochzeit erst kennen. Das fand ich besonders reizvoll.

Sie könnten vermutlich alle deutschen Schauspiel-Stars vor die Kamera bekommen – warum haben Sie mit eher unbekannten Darstellern gedreht?

Wortmann: Dafür gibt es mehrere Gründe. Es passt zum Konzept, es soll ja eine Authentizität geboten werden, die mit bekannten Leuten sofort nicht mehr da ist. Dann macht es mir immer großen Spaß, neue Schauspieler zu entdecken. Und auch als Zuschauer sehe ich neue Leute gerne.

Wo haben Sie diese Schauspieler aufgetrieben?

Wortmann: Durch langes und intensives Casting.

Es sind alles Theaterschauspieler, mit denen Sie gedreht haben…

Wortmann: Ja, das sind für mich immer noch die besten Schauspieler. Sie müssen teilweise Szenen spielen, die fast fünf Minuten ohne Schnitt dauern. Das kann man eigentlich nur, wenn man eine grundsolide Ausbildung hat und auch schon Theater gespielt hat.

Filmschauspieler können das nicht?

Wortmann: Film ist deutlich einfacher als Theater, weil man technisch so viele Hilfsmittel hat. Theoretisch kann hier auch ein schlechter Schauspieler glänzen – weil er vielleicht auch eine „Filmfresse“ hat, wie man so sagt. Umgekehrt ist das nie so. Am Theater muss man schon etwas können.

Wie sind Sie auf den Sänger Sasha gekommen, der im Film einen Auftritt als Partygast hat?

Wortmann: Die Braut arbeitet bei einer Plattenfirma. Und ich hatte das Gefühl, wenn da ein Promi auf der Party rumhängt, der sich daneben benimmt, macht das Sinn. Sasha hat so etwas Erdiges, er nimmt sich nicht soo ernst und hatte, Gott sei Dank, Zeit. Und ich bin restlos begeistert, was er da spielt.
 
 
Vielen Dank für das Gespräch!INTERVIEWs im Überblick
[Interview: Elke Vogel/fm]

Das Interview gibt die Meinung des Interviewpartners wieder. Diese muss nicht der Meinung des Verlages entsprechen. Für die Aussagen des Interviewpartners wird keine Haftung übernommen.

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