Das Warten ein Ende: Mit „Smaugs Einöde“ kommt nun endlich der zweite Teil des „Hobbit“ in die Kinos – und der ist ganz anders als sein Vorgänger. Die Geschichte kommt richtig in Fahrt, die Spannung steigt und dank überwältigender Bilder wird der Kampf um den Berg Erebor zu einem echten 3D-Feuerwerk.
Peter Jackson ist wieder zurück: Mit „Smaugs Einöde“ macht der „Herr der Ringe“-Regisseur den holprigen Start der Fantasy-Trilogie „Der Hobbit“ wett. „Eine unerwartete Reise“ aus dem Jahr 2012 war eher behäbig und von der Handlung her ziemlich dünn. Ein Kinderbuch, aufgeblasen zu einem Dreiteiler mit Überlänge, so schien es. Doch die Fortsetzung überrascht: Der zweite Teil ist ein hochspannendes, dramatisches und visuell überwältigendes Kinoerlebnis in 3-D, grandios untermalt von Howard Shores Filmmusik.
Bilbo Beutlin, der Zauberer Gandalf und 13 Zwerge wollen darin das Zwergenreich Erebor befreien. Mit ihrem Anführer Thorin Eichenschild wollen sie in den Einsamen Berg eindringen, einst Sitz der Zwergenherrscher. Nun bewacht darin der riesige und machtgierige Drache Smaug mit seinem glühenden Feuerbauch die unermesslichen Schätze der kleinen Wesen.
Mit dabei sind die altbekannten Darsteller: Martin Freeman als Bilbo, Ian McKellen als Gandalf der Graue und Richard Armitage als Thorin. Benedict Cumberbatch ist im englischen Original nicht nur als geisterbeschwörender Nekromant zu hören, sondern auch als Drache Smaug. Allerdings hat seine Stimme einen seltsam verzerrten Hall, der vor allem in Kombination mit der Gestalt des computergenerierten Riesenlindwurms mitunter an eine Geisterbahn erinnert.
J.R.R. Tolkien hatte die Erlebnisse des Hobbits Bilbo in der wunderbar fantastischen Welt von Mittelerde eigentlich als Kinderbuch geschrieben, als Vorläufer des „Herrn der Ringe“. Für junge Zuschauer taugt der Film aber nicht, trotz mancher lustiger Szenen. Etwa, wenn der Elb Legolas im Kampf auf einem gestürzten Ork wie auf einem Skateboard dahin gleitet. Oder wenn die Zwerge auf der Flucht vor ihren Verfolgern murrend durch ein Plumpsklo klettern müssen.
Doch vor allem in der zweiten Hälfte des 160 Minuten langen Streifens geht es gewaltig zur Sache: Riesenspinnen krabbeln, abgehackte Köpfe fliegen durch die Luft, Gliedmaßen werden von Körpern getrennt und Pfeile bohren sich in Rücken, Brüste und Gehirne. Wilde Gemetzel, denen vor allem die blutrünstigen Orks zum Opfer fallen. Die Zwerge müssen sich gegen die skrupellos brutalen Monster zwar nach Kräften wehren, doch am Ende überstehen sie die Kämpfe nahezu unversehrt. Die Orks, so scheint es, sind am Ende doch nicht so gefährlich, auch wenn sie mit einer unheimlichen, äußerst bösen Macht im Bunde stehen und sich rasant vermehren.
Wenn gar nichts mehr geht, sind die Elben zur Stelle: der aus dem „Herrn der Ringe“ bekannte Legolas (Orlando Bloom) und seine äußerst hübsche und waffengewandte Gefährtin Tauriel (Evangeline Lilly). Mit Unsterblichkeit gesegnet tauchen die beiden in letzter Sekunde auf, um die Bösewichte mit Pfeilen und Schwertern zur Strecke zu bringen.
Anders als im ersten Teil kommt die 3-D-Technik dieses Mal voll zur Geltung. Grandios ist etwa die rasante Fahrt der Zwerge auf einem reißenden Fluss. In unglaublichem Tempo rast die Kamera durch die weiße Gischt, taucht unter Wasser und steigt kurz darauf in einem Regen glitzernder Wassertropfen wieder nach oben. Nicht minder beeindruckend das geschmolzene Gold, das sich gegen Ende des Films in einem gewaltigen Schwall ergießt als glänzende, brodelnde, zähe Masse. Auch die Kampfszenen sind unglaublich schnell geschnitten. Wie schon der Vorgänger wurde auch dieser Film mit 48 Bildern pro Sekunde gedreht. Üblich ist sonst gerade mal die Hälfte.
Die Macher waren bei der digitalen Ausgestaltung mit Spaß bei der Sache, so scheint es. Nun muss sich der in Neuseeland gedrehte Film nur noch an der Kinokasse beweisen. Den ersten Teil hatten nach knapp vier Wochen bereits mehr als fünf Millionen Menschen gesehen. Regisseur Jackson dürfte es aber auch mit „Smaugs Einöde“ gelingen, die Zuschauer bei der Stange zu halten, ist das Böse am Ende seines zweiten Teils doch noch lange nicht besiegt, sondern – im Gegenteil – erst richtig entfesselt. Oder, um es mit Bilbos Worten zu sagen: „Was haben wir bloß getan?“Kinokritiken im Überblick
[Cordula Dieckmann/fm]
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