Mit „Berliner Philharmoniker in Singapore – A Musical Journey in 3D“ kommt die weltweit erste Kinoadaption eines klassischen Konzerts in 3D in die Kinos. Damit erweisen sich die Berliner Philharmoniker wieder einmal als Vorreiter in Sachen moderner Wiedergabetechnik.
Nach dem Tanzfilm „Pina“ von Wim Wenders kommt in dieser Woche (20. Oktober) erneut ein künstlerisch anspruchsvoller 3D-Film in die Kinos: „Berliner Philharmoniker in Singapore – A Musical Journey in 3D“. Regisseur Michael Beyer sowie Co-Regisseur und Kameramann Tomas Erhart bieten dem Publikum damit ein Erlebnis, wie es auf keinem noch so teuren Sitzplatz in den besten Konzertsälen der Welt zu haben ist.
Sir Simon Rattle, seit 1999 Chefdirigent des Weltklasse-Orchesters, schwärmte nach der Uraufführung im Frühjahr in London: „Dieser Film schenkt uns eine neue Art des Musikhörens“. Tatsächlich stellt sich Verblüffendes ein, wenn die Kameras während Gustav Mahlers 1. Sinfonie unentwegt auf dem Podium bleiben: Das Publikum kann die ausgefeilte Balance von solistischer Arbeit und Teamgeist eines Orchesters im Konzert durch die Nähe zu den Musikern in bisher unbekannter Nähe erfahren.
Der zweite Teil des im Vorjahr in Singapurs größter Konzerthalle gedrehten Films sorgt bei manchen Besuchern zunächst vielleicht für Irritation: Sergej Rachmaninows „Sinfonische Tänze“ werden von lyrischen und expressiven Bildfolgen aus dem kulturell, ethnisch und religiös überaus vielfarbigen Alltag der Metropole begleitet. Auch hier stellt sich aber rasch ein schöner Effekt ein – die elegante, sich nie aufdrängende visuelle Gestaltung lenkt nicht ab, sondern stützt den emotionalen und gedanklichen Reichtum der Musik.
Mit „Berliner Philharmoniker in Singapore – A Musical Journey in 3D“ setzt das Orchester sein jahrzehntelanges Engagement für neue Techniken fort. Das äußerte sich bereits in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts mit Aufnahmen für Schellackplatten, erreichte 1982 mit der weltweit ersten Produktion einer Klassik-CD einen frühen Höhepunkt und wird in den vergangenen Jahren mit Kino-Erfolgen wie „Rhythm Is It!“ und seit jüngerem insbesondere mit der „Digital Concert Hall“ untermauert.
Seit 2008 übertragen die Berliner Philharmoniker in der sogenannten „Digital Concert Hall“, einem Internet-Portal, nahezu alle Abonnementskonzerte des Orchesters live. Damit und auch mit dem 3D-Konzertfilm wollen sie auch all jenen den Zugang zu ihrer Kunst ermöglichen, die aus zeitlichen, räumlichen oder finanziellen Gründen keines der Konzerte besuchen können.
Martin Hoffmann, der Intendant der Stiftung Berliner Philharmoniker, lässt bei allem Einsatz des Orchesters außerhalb des Konzertsaals an einem keinen Zweifel: „Im Mittelpunkt wird bei uns immer das Konzerterlebnis selbst stehen.“ Das machen sie mit den neuesten technischen Mitteln, wie Internet und jetzt 3D-Film, auf attraktive Weise auch Menschen zugänglich, die keine Chance haben, das berühmte Orchester live zu erleben. Damit entsprechen die Berliner Philharmoniker dem, was sie sich 1882 zur Gründung auf die Fahnen geschrieben haben: Demokratie im Orchesteralltag und im Umgang mit dem Publikum. [Peter Claus/ar]
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