Cameron Diaz und Jason Segel drehen ein „Sex Tape“, um ihr Liebeslieben aufzupeppen. Im Bett läuft einfach nichts mehr. Natürlich bleibt der Privat-Porno nicht privat und „Sex Tape“ nimmt als typische US-Komödie ihren typischen Lauf.
In „Bad Teacher“ sind sie sich bereits vor der Kamera näher gekommen: Cameron Diaz und Jason Segel. Am Ende der Komödie über eine alle Normen missachtende Lehrerin war klar, dass die beiden Filmfiguren zueinander finden. In „Sex Tape“ nun spielen Segel („Trauzeuge gesucht!„) und Diaz („3 Engel für Charlie„) ein junges Ehepaar, das schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat – fast als wäre dies eine Fortsetzung von „Bad Teacher“. Die Namen der Protagonisten sind andere und Diaz arbeitet auch nicht als Lehrerin; die Regie aber kommt erneut von Jake Kasdan. Dieser lässt es nun in „Sex Tape“ ähnlich krachen, wie vor drei Jahren in „Bad Teacher“.
In einer hübsch montierten Anfangssequenz erzählt uns Annie (Diaz), wie toll sich ihre Beziehung vor nunmehr zehn Jahren anließ, vor allem in Sachen Sex. Kein Ort war den beiden zu öffentlich, keine Stellung zu kompliziert oder unanständig, immer und überall fielen Jay und Annie übereinander her. Bis die zwei Kinder kamen und die Zeit, die beide einmal füreinander hatten, sukzessive immer weniger wurde. Heute schreibt Annie einen erfolgreichen Blog für Mütter während sich Jay (Segel) von frisch verliebten Kollegen anhören muss, wie wunderbar und prickelnd doch aller Liebe Anfang ist. Und es ist vor allem die immer noch sehr attraktive Annie, die sich fragt: Wie bekommen wir all das zurück, was unsere Beziehung mal so spannend gemacht hat? Damals, vor unserer Hochzeit und vor den Kindern.
Schließlich hat sie dann tatsächlich eine Idee, die auch ihrem Mann gefällt: Warum, so fragt Annie, drehen wir nicht einfach zusammen einen privaten Porno, ein „Sex Tape“? Kaum ist der im Regal stehende Klassiker „The Joy of Sex“ entstaubt, machen sich die beiden daran, jede Stellung aus dem mehr als 40 Jahre alten Bestseller in einer mehrstündigen Orgie nachzustellen.
Im Kinosessel bekommt man davon nur wenig zu sehen, was kaum überrascht bei einer US-Mainstream-Komödie – unsere beiden Protagonisten aber sind hernach glücklich. Zu blöde nur, dass Jay vergisst, das Filmchen zu löschen und dieses statt im Mülleimer auf sämtlichen iPads landet, die Jay je verschenkt hat, und das sind ganz schön viele. Eine Katastrophe. Annie und Jay aber geben alles, damit ihr „Sex Tape“ wieder aus der Welt verschwindet.
Dass Cameron Diaz famos ist im Komödienfach, das weiß man spätestens seit dem legendären „Verrückt nach Mary“ (1998) der Farrelly-Brüder. Und tatsächlich finden sich in Hollywood kaum andere Aktricen, die auf ähnliche Art und Weise lustig und sexy zugleich sein können.
Auch in „Sex Tape“ kommt Diaz‘ großes Talent zur Selbstironie zum Tragen und Filmpartner Segel steht ihr in dieser Hinsicht keineswegs nach. In einer Nebenrolle darf zudem Rob Lowe („Die Outsider„) als skurriler, Koks schniefender Firmenchef überraschen. Bei „Sex Tape“ aber geht es längst nicht nur um Sex. Wie in ähnlich gelagerten US-Komödien der letzten Zeit, etwa „Immer Ärger mit 40“ von Judd Apatow oder „Bad Neighbors“ mit Seth Rogen, geht es auch hier um Eltern zwischen 30 und 40, die mit ihrer Beziehung, ihren Kids und all den Fallstricken eines ganz normalen Alltags zu kämpfen haben.
In einer winzigen und doch sehr viel sagenden Szene zu Beginn des Films fragt denn auch die kleine Tochter von Annie und Jay während einer Autofahrt, warum eigentlich jeder Tag gleich und was an einem so öden Leben so spannend sei. Man hätte sich mehr solch nachdenklicher Szenen gewünscht für „Sex Tape“, der trotzdem unterhält. Nicht zuletzt dank einer erneut erfrischend lässig aufspielenden Cameron Diaz.Kinokritiken im Überblick
[Matthias von Viereck/chp]
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