Schweigers Kino-„Tatort“ als hartes Actionspektakel

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Bild: © Romolo Tavani - Fotolia.com
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Als zweiter „Tatort“-Kommissar bringt es Til Schweiger auf die große Leinwand. Obwohl „Tschiller: Off Duty“ den Abschluss der vier bisherige Schweiger-„Tatorte“ bildet, sind Vorkenntnisse nicht notwendig, um der actionreichen und harten Handlung zu folgen.

Wenn Til Schweiger als Nick Tschiller im Fernsehen antritt, bleibt vom altgewohnten „Tatort“ kaum noch etwas übrig. Wenn Tschiller die Leinwand stürmt, fehlen selbst „Tatort“-Titel und -Vorspann, und sogar der Schauplatz erinnert nicht mehr an Schweigers Job als TV-Kommissar. Tschiller ist in „Off Duty“ außer Dienst – und Hamburg nicht genug für das Vorhaben der „Tatort“-Crew. Nach Schweigers jüngstem Erfolg mit der Tragikomödie „Honig im Kopf“, die mehr als sieben Millionen Besucher erreichte, und rund drei Jahre nach dem Actionthriller „Schutzengel“ mit mehr als 700 000 Zuschauern kämpft der 52-Jährige sich als Actionstar durch Istanbul und Moskau.
 
Für die seit 1970 laufende „Tatort“-Reihe ist er nach Götz George, der als Horst Schimanski mit „Zahn um Zahn“ (1985) und „Zabou“ (1987) zwei Kino-Einsätze hatte, der zweite Kommissar, der seinen Film zuerst auf die Leinwand bringt. Seit 2013 gehört Schweiger für den Norddeutschen Rundfunk (NDR) zur „Tatort“-Riege – seine Personalie bescherte dem Traditionskrimi der ARD so viel Aufsehen wie lange nicht. Nicht nur das Engagement des polarisierenden Filmstars lieferte Schlagzeilen, auch das, was er und das Team um Regisseur Christian Alvart anders machten, bot oft Stoff für Diskussionen. Jüngstes Beispiel: als Schweiger auf Facebook seinen Regisseur lobte und sich über Kritiker empörte.

Erst wurden die Leichen, die Tschillers Weg pflasterten, gezählt, dann die von ihm gern benutzten Ausrufezeichen seiner Facebook-Kommentare. Und die Zuschauerzahlen sowieso: Mit einem zwischenzeitlichen Rekord von rund 12,7 Millionen Zuschauern war der Neue an Elbe und Alster gestartet, den vierten Film – eine Fortsetzung der am Neujahrsabend begonnenen Doppelfolge – schalteten am 3. Januar dieses Jahres rund 7,7 Millionen ein. Fortlaufend erzählten die Filme von Tschillers Kampf gegen den kurdischen Astan-Clan. Firat Astan (Erdal Yildiz) ist auch im Kino wieder mit von der Partie, man muss die TV-Episoden aber nicht vorher gesehen haben, um „Off Duty“ zu verstehen.
 
Auch wenn Schweiger-Tochter Luna als Tschiller-Tochter Leonora („Lenny“) auf der Leinwand gleich zu Beginn unter Beweis stellen soll, was sie am Ende ihres vierten TV-„Tatorts“ gelernt hat: das Schießen. Allein macht sie sich auf den Weg nach Istanbul, um den Tod ihrer Mutter Isabella zu rächen. Doch die 17-Jährige wird entführt – und so jagt schon bald Vater Nick – derzeit vom Dienst suspendiert – durch die türkische Metropole und später weiter nach Moskau, um seine Tochter zu retten. Der Auftakt zu einem Actionspektakel, für das Alvart schon angekündigt hatte, in Sachen Action im Vergleich zum TV „noch zwei, drei Schippen“ draufzulegen – und die waren ganz offensichtlich ordentlich vollgepackt.
 

Es wird geprügelt, geschossen, getötet – und zwischendurch auch gelacht, denn Tschillers Kollege und Kumpel Yalcin Gümer (Fahri Yardim) ist wieder für den Humor zuständig. Das Zusammenspiel der beiden privat ebenfalls Befreundeten sorgt zwischen Stunts und Schießereien für amüsante Szenen, bis hin zum demonstrativen Po-Grapscher vor homophoben Russen. Ansonsten rast Tschiller durch die Straßen und über die Dächer Istanbuls, hechtet sich über Häuserschluchten und stürzt sich in Zweikämpfe oder nimmt es gleich mit mehreren Polizisten auf, übersteht spektakuläre Autorasereien und kommt dann doch mit einem Mähdrescher auf dem Roten Platz in Moskau an.
 
„Ich hab Isabella verloren, Lenny verlier ich nicht“ – so klar wie Tschillers Ansage sind auch die Fronten in dem 135 Minuten langen und bildgewaltigen Actionspektakel. Einige neue Figuren kommen bis zum Showdown in Moskau hinzu, es gibt kurze Dialoge ausschließlich in Türkisch, Russisch oder Englisch. Frauen spielen bis auf eine Liebesnacht mit Berrak Tüzünataç am Bosporus und eine russische Prostituierte (Alyona Konstantinova) keine große Rolle, Nick hat ja Yalcin und braucht keine Tschiller-Girls. Apropos Girls: 300 Millionen Euro soll das jüngste James-Bond-Abenteuer „Spectre“ gekostet haben, sagt Schweiger. „Off Duty“ komme auf knapp neun Millionen.Kinokritiken im Überblick
[Dorit Koch/buhl]

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2 Kommentare im Forum
  1. Wäre ja auch mal interessant zu erfahren, wie eigentlich die Kosten- und Gewinnverteilung für einen Kinofilm erfolgt, welcher mit Hilfe von öffentlich-rechtlichen Gebührengeldern finanziert und produziert wurde.
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