Rob Reiner kennt sich mit Romanzen, Horror und Dramen aus. Ob „Harry und Sally“, „Eine Frage der Ehre“ oder „Das Beste kommt zum Schluss“ – für den amerikanischen Regisseur laufen die Darsteller zur Bestform auf. Reiner feiert jetzt seinen 65. Geburtstag.
Rob Reiner lockt große Stars gekonnt aus der Reserve. In „Harry und Sally“ brachte der amerikanische Regisseur Meg Ryan zum Stöhnen. „Misery“-Star Kathy Bates spielte sich für ihn in Rage. Jack Nicholson legte in „Das Beste kommt zum Schluss“ seine Eitelkeit ab. Reiner zuliebe schlüpfte er in ein Krankenhaushemd und zeigte seinen blanken Po. Hollywoods Multitalent scheut vor keinem Stoff zurück. Am kommenden Dienstag (6. März) wird der Regisseur, Drehbuchautor, Produzent und Schauspieler 65 Jahre alt.
Zur Deutschland-Premiere der Tragikomödie „Das Beste kommt zum Schluss“ war Reiner 2008 mit seinen Stars Jack Nicholson und Morgan Freeman nach Berlin gereist. Sie spielen zwei todkranke Männer, die sich, aus der Klinik entlassen, mit letzter Kraft ins turbulente Leben stürzen. „Es ist ein Film über das Leben und nicht über den Tod“, stellte der Regisseur gleich klar.
Doch das brisante Thema machte den Filmemacher bei den Dreharbeiten im Jahr zuvor doch nachdenklich. „Ich halte mich für eine sehr junge alte Person“, sagte er damals der „New York Times“. „Doch dann kommen Gedanken wie ‚Wieviele Filme werde ich noch machen können?‘. Wenn ich Glück habe, vielleicht noch fünf“.
Zwei weitere Filme hat Reiner seither schon abgedreht. „Verliebt und ausgeflippt“ (2010), eine romantische Komödie über eine Teenagerliebe, fand in den US-Kinos allerdings kaum Beachtung. Die Romanze eines jungen Paares in den 1950er Jahren mit Aidan Quinn, Penelope Ann Miller und Rebecca De Mornay kam in Deutschland nur als DVD auf den Markt.
Für sein jüngstes Projekt konnte Reiner wieder Oscar-Preisträger Morgan Freeman gewinnen, der in „The Magic of Belle Isle“ einen früher bekannten, aber inzwischen versoffenen Schriftsteller spielt, der mit Hilfe einer alleinstehenden Mutter (Virginia Madsen) wieder Fuß fasst. Der Film soll im Sommer in die Kinos kommen.
Mit der Leinwand hatte Reiner quasi von Geburt an zu tun. Sein Vater, Carl Reiner, inszenierte unter anderem den Detektiv-Streifen „Tote tragen keine Karos“ und glänzte in der Gauner-Komödie „Ocean’s Eleven“ als Trickbetrüger. Mutter Estelle war Sängerin und Schauspielerin. Von der New Yorker Bronx zog die Familie in den 1960er Jahren nach Beverly Hills um.
Schon als Teenager stand Rob Reiner vor der Fernsehkamera. Der erste Erfolg kam mit der TV-Sitcom „All in the Family“, die Vorlage für die deutsche Hit-Serie „Ein Herz und eine Seele“. Reiner war nicht einmal 30 Jahre alt, als er nach dem eigenen Drehbuch die Rock-Satire „This Is Spinal Tap“ inszenierte. In seinem Regiedebüt spielte er selbst mit.
Nach der Verfilmung des Stephen-King-Romans „Stand By Me – Das Geheimnis eines Sommers“ (1986) stieg er in die Riege von Hollywoods gefragten Regisseuren auf. Ein Jahr später drehte er das Fantasy-Märchen „Die Braut des Prinzen“ und griff damit in die Trickkiste der Mantel-und-Degen-Filme. Mit „Harry und Sally“ gelang ihm 1989 ein Beziehungskisten-Coup. Billy Crystal und Meg Ryan glänzen als beste Freunde, die sich am Ende ineinander verlieben. Cineastischer Höhepunkt ist Ryans lautstarker Versuch, beim Lunch im Restaurant einen Orgasmus vorzutäuschen.
Mit „Misery“ wagte sich Reiner 1990 ins Horror-Genre. Wieder knöpfte sich der Regisseur eine Vorlage von Stephen King vor, in der ein Bestsellerautor (James Caan) einer wahnsinnigen Verehrerin (Kathy Bates) in die Hände fällt. Nach einem Unfall in den verschneiten Bergen von Colorado zieht Annie den bewusstlosen Paul aus dem Autowrack und „verarztet“ ihn in ihrem abgeschiedenen Haus. Durch skurrile Momente lockert Reiner den Psychoterror geschickt auf.
Mit dem Militärdrama „Eine Frage der Ehre“, mit Tom Cruise, Jack Nicholson und Demi Moore, holte sich Reiner eine Oscar-Nominierung für den „Besten Film“, unterlag am Ende aber Clint Eastwoods „Erbarmungslos“. Für die romantische Komödie „Hallo, Mr. President“ holte er Michael Douglas als Präsident der USA und Annette Bening als Öko-Lobbyistin vor die Kamera. Mit Jennifer Aniston und Kevin Costner inszenierte er 2005 mit „Wo die Liebe hinfällt“ ein witziges Nachspiel zu der legendären „Reifeprüfung“. Mit bissigem Humor nimmt Reiner die Prüderie in den USA aufs Korn.
Die meisten seiner Filme hat Reiner selbst produziert. Von Kollegen lässt er sich gerne für Nebenrollen einspannen, von „Bullet over Broadway“ über „Schlaflos in Seattle“ bis zu „Der Club der Teufelinnen“. In den 70er Jahren war er mit der Regisseurin Penny Marshall verheiratet. Seit 1989 ist er mit Michele Singer zusammen, das Paar hat drei Kinder. In Hollywood ist Reiner als kämpferischer Liberaler bekannt. So machte er sich 1998 in einer Volksabstimmung für eine höhere Tabaksteuer in Kalifornien stark. Die Mehreinnahmen fließen staatlichen Gesundheitseinrichtungen und Betreuungsstätten für Kleinkinder zu. Zudem setzt er sich seit Jahren für die Einführung der Homo-Ehe ein.Archiv
[Barbara Munker ]
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