Als Fahrradkurier in New York muss man stahlharte Nerven und blitzschnelle Reflexe haben – vor allem zur Rush Hour. Wenn man dann noch ein äußerst pikantes Paket abzuliefern hat, dann mündet das fast zwangsläufig in einer Verfolgungsjagd – wie aktuell im Echtzeit-Film „Premium Rush“.
Eine Warnung gleich vorneweg: Die Fahrten von Joseph Gordon-Levitt auf seinem Rad in „Premium Rush“ sind nicht zur Nachahmung empfohlen. In dem Action-Thriller tritt der „Inception“-Star als Fahrradkurier in Manhattan halsbrecherisch in die Pedale. Er wird zum Rebell Wilee, der ohne Bremse und Gangschaltung durch verstopfte Straßen, über rote Ampeln und volle Bürgersteige rast. Der Fahrradbote muss einen „Premium Rush“-Auftrag – eine extrem wichtige Briefsendung – so schnell wie möglich im New Yorker Chinatown-Viertel abgeben.
Pech für Wilee, dass auch ein korrupter Cop (Michael Shannon) hinter dem Paket her ist. Glück für die Zuschauer, denn damit wird „Premium Rush“ zu einer 90-minütigen Tour de Force von Verfolgungsjagden während der Rush Hour in Manhattan. Haarscharf vorbei an Autotüren und Fußgängern, zwischen Bussen, durch Hinterhöfe und über Parkwege. Wer bei so viel Beinmuskelpower schon beim Zuschauen müde wird, der sollte trotzdem bis zum Abspann sitzen bleiben: Ganz zum Schluss strömt echtes Blut über die Leinwand.
Bei den Dreharbeiten crashte Gordon-Levitt nämlich unfreiwillig in die Heckscheibe eines Taxis. Dabei zog sich der Schauspieler eine tiefe Platzwunde zu, die mit 30 Stichen genäht werden musste. Voller Einsatz für die Rolle, wie die Bilder zeigen. „Fahr wie der Teufel“, heizt das Filmplakat für „Premium Rush“ weiter an.
Man glaubt es Wilee aufs Wort, wenn der schwitzend in die Pedale tritt und dabei tönt, dass ein Job im Büro das Letzte wäre. Gleich in den ersten Minuten geht es zur Sache, wenn er in Zeitlupe durch die Luft fliegt und laut krachend auf dem Asphalt landet. Der in Echtzeit gedrehte Thriller macht es den Zuschauern leicht, der Story zu folgen. Die Briefsendung ist für chinesische Gangster bestimmt. „Premium Rush“ führt in Spielhöllen und zu Menschenhändlern. Doch am besten schaltet man das Gehirn sofort aus. Die Geschichte ist blasse Nebensache, nur die Action auf zwei Rädern ist wirklich sehenswert.
Statt digitaler Tricks, gibt es echte Stunts, mitten im New Yorker Berufsverkehr gedreht. Gordon-Levitt und sein weiblicher Co-Star Dania Ramirez („X-Men: Der letzte Widerstand“, „25 Stunden“) trainierten wochenlang mit Fahrradkurieren. Für die meisten Szenen saßen sie selbst im Sattel. Nur für spektakuläre Stürze und Hetzjagden hielten Stuntleute her.
Dennoch trug Gordon-Levitt Narben davon. „Das war ein aufsehenerregender Unfall, weil jede Menge Blut im Spiel war“, erzählte der Schauspieler dem Branchenblatt „Hollywood Reporter“ über seine Kollision mit einem Taxi. Doch damit nicht genug. „Wenig später stürzte ich einfach vom Rad und landete auf meiner Hand. Für die restlichen Dreharbeiten musste ich mein Handgelenk ständig bandagieren“, verriet der Shooting-Star. Überhaupt überzeugt Hollywoods Allround-Talent, das in diesem Jahr bereits in so unterschiedlichen Filmen wie der Tragikomödie „50/50 – Freunde fürs (Über)Leben“ und dem Batman-Spektakel „The Dark Knight Rises“ zu sehen war, nun als drahtiger Action-Held.
Regisseur David Koepp hingegen ist in Hollywood schon lange kein Unbekannter. Als Drehbuchautor lieferte er die Vorlagen für Blockbuster wie „Jurassic Park“, „Mission: Impossible“, „Spider-Man“ und „Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels“. Nun zeigt der Hollywood-Veteran erneut überspitzte Action, bei der man den Kopf getrost ausschalten kann. Genau das Richtige für Adrenalin-Junkies, die mit „Premium Rush“ 90 Minuten lang einen Geschwindigkeitsrausch erleben können.Kinokritiken im Überblick
[Barbara Munker/hjv]
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