Schauspieler, Regisseur, Produzent und Drehbuchautor: John Malkovich ist ein echtes Multitalent. Jetzt wird der preisgekrönte Hollywood-Star, der in seinen über 70 Filmen so gut wie jedes Genre bedient hat, 60 Jahre alt.
John Malkovich ist kein Hollywood-Schönling. Er hat ein hageres Gesicht und einen stechenden, oft diabolischen Blick. Doch der US-amerikanische Schauspieler, der am Montag (9. Dezember) 60 Jahre alt wird, ist auf der Leinwand unwiderstehlich. Als eiskalter und sexhungriger Verführer Vicomte de Valmont in „Gefährliche Liebschaften“ wurde er 1988 zum Star. In dem Oscar-prämierten Spielfilm über die skrupellosen Intrigen französischer Aristokraten im 18. Jahrhundert trieb er mit Glenn Close und Michelle Pfeiffer seine Spiele.
Ebenso verführte er vor zwei Jahren als alternder Casanova auf der Bühne der Hamburger Staatsoper. In „The Giacomo Variation“ gab der ausgebildete Theaterdarsteller mit Charme und Humor den liebestollen Herzensbrecher. Als vielschichtiger Bösewicht ist Malkovich unschlagbar. Julia Roberts machte er in „Mary Reilly“ (1996) in der Doppelrolle des eher gefühlvollen Dr. Jekyll und des wahnsinnigen Mr. Hyde Angst. Als psychopathischer Killer in Wolfgang Petersens Thriller „In the Line of Fire – Die zweite Chance“ (1993) war er so gut, dass er damit seine zweite Oscar-Nominierung holte.
Die erste hatte es zehn Jahre zuvor für seinen Debütfilm „Ein Platz im Herzen“ gegeben, mit Sally Field als Farmersfrau während der Großen Depression und Malkovich als ihr blinder Untermieter. Nicht nur seine Rollenvielfalt macht ihn zu Hollywoods gefeiertem „Chamäleon“. Malkovich ist zudem Produzent, Regisseur und Modemacher.
2002 gab er mit dem Politthriller „Der Obrist und die Tänzerin“ sein Regiedebüt. Javier Bardem spielt einen Polizisten, der in Südamerika auf Rebellen angesetzt wird. Im selben Jahr stellte das Multitalent seine erste Modekollektion vor. „Technobohemian“ heißt sein neuestes Design. 2010 war er mit seiner Herrenlinie auch bei der Berliner Modewoche zu Gast. Er interessiere sich für Stoffe und das Schneidern, weniger fürs Geschäftliche und für Defilees, sagte er damals.
Der in einem Kohlenstädtchen im US-Staat Illinois geborene Schauspieler entdeckte schon als Schüler seine Liebe zum Theater. Er spielte am Broadway und in Produktionen der „Steppenwolf Theatre Company“, lange bevor er zum Film kam.
Malkovich ist ein Hollywood-Außenseiter. Mit seiner Familie lebte der zweifache Vater lange in Frankreich, er drehte oft mit europäischen Regisseuren. Volker Schlöndorff holte ihn 1985 zusammen mit Dustin Hoffman für das Drama „Tod eines Handlungsreisenden“ vor die Kamera, und 1995 noch einmal für die Hauptrolle in «Der Unhold».
Er hat ein Faible für schräge und riskante Geschichten. In dem Science Fiction-Kultfilm „Per Anhalter durch die Galaxis“ wird er zum Guru. In der Coen-Brüder-Satire „Burn After Reading“ mimt er einen entnervten CIA Agenten. In „Beint John Malkovich“ parodiert er sich selbst. In dem skurril-witzigen Debüt von Spike Jonze schlüpfen die Protagonisten durch einen Tunnel in den Körper des Schauspielers. Dort dürfen sie kurz in der Haut des Stars leben.
Von Steven Spielberg („Das Reich der Sonne“, 1987) über Bernardo Bertolucci („Himmel über der Wüste“, 1990) bis Woody Allen („Schatten und Nebel“, 1991) reißen sich namhafte Regisseure um den Charakterdarsteller. Malkovich hat in seinen über 70 Filmen kein Genre ausgelassen. Er dreht Blockbuster („Con Air“, „Transformers 3“), Gesellschaftsdramen („Portrait of a Lady“) und Action-Komödien. Zuletzt war er an der Seite von Bruce Willis in der Fortsetzung der Agentenparodie „R.E.D. – Älter, Härter, Besser“ in den Kinos. Als ergrauter Ex-Agent mit bunten Hütchen ist er die perfekte Mischung aus Alt-Hippie und Sprengstoffexperte.
Als Malkovich 2011 auf dem Filmfest München mit dem Cine Merit Award für sein Lebenswerk ausgezeichnet wurde, stellte er klar, dass ihm Ruhm wenig bedeutet. „Die Leute gehen oft davon aus und das ist wirklich ein großer Irrtum, dass man Schauspieler wird, um bekanntzuwerden“, erklärte er. Die meisten Schauspieler wollten sich lieber verstecken. „Ich lebe nur für die Zeit, in der ich auf der Bühne stehe oder wenn die Kamera läuft. Das ist mir wichtig, der Rest ist mir völlig egal.“[Barbara Munker/sho]
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