In Hollywood war er ein Spätzünder, denn erst mit 40 Jahren drehte Peter Coyote seinen ersten Film. Dafür hatte er als Hippie und Aussteiger reichlich Erfahrung. Mit 70 kann er auf ein filmreifes Leben zurückblicken.
Der passionierte Bühnenschauspieler, Ex-Hippie und Aktivist Peter Coyote war fast schon zu alt, als er mit 40 Jahren sein Glück in Hollywood versuchte. Doch der hochgewachsene dunkle Typ mit dem markant zerfurchten Gesicht fand schnell eine Nische.
Vom Chef-Wissenschaftler in Steven Spielbergs Kinohit „E.T.“ (1982) avancierte er zum Liebhaber, der in „A Man in Love»“ (1987)Greta Scacchi den Kopf verdrehte. In Roman Polanskis Erotikdrama „Bitter Moon“ (1992) drehte Coyote dann als sado-masochistischer Ehemann im Rollstuhl zum Wüstling auf. Der Schauspieler, der am 10. Oktober 70 Jahre alt wird, hat in mehr als 70 Filmen mitgespielt. Sein eigenes Leben gäbe reichlich Stoff für ein spannendes Drama her.
Als Rachmil Pinchus Ben Mosha Cohon wurde der Sohn eines russischen Einwanderers in Manhattan geboren. Schon als Schüler habe er sich für Politik und Theater interessiert, schreibt Coyote auf seiner Webseite. Während der kubanischen Raketenkrise machte er als junger Student Schlagzeilen, als er mit einer Handvoll Friedensaktivisten vor dem Weißen Haus drei Tage in einen Hungerstreik ging. Mit einem Uni-Abschluss in englischer Literatur schloss er sich in den 60er Jahren der Hippie-Bewegung in San Francisco an. Nach einem Drogentrip mit Peyote legte er sich seinen Künstlernamen zu. Im Rausch war ihm ein Kojote erschienen.
Bei der legendären San Francisco Mime Troupe, einer linken Straßentheatergruppe, lernte er sein Handwerk als Schauspieler. Er lebte in Kommunen und auf der Straße. Er war Mitbegründer der „Diggers“, einer radikalen Hilfsorganisation für Hippies, die Privatbesitz ablehnten und kommunales Leben propagierten. Die Aussteiger-Jahre schilderte Coyote 1998 in seinen Memoiren „Sleeping
Where I Fall“. An seinen ultraliberalen Ansichten hält er heute noch fest. Als Buddhist beginnt er seinen Tag früh um 5 Uhr mit Meditation. Im August wurde er in seiner Zen-Gemeinde in San Francisco zum Priester geweiht.
Nach seinem Hollywood-Debüt in Steven Spielbergs „E.T. – Der Außerirdische“, trat er an der Seite von Glenn Close und Jeff Bridges in dem Thriller „Das Messer“ (1985) auf. Nach Polanskis „Bitter Moon“ holte ihn der spanische Regisseur Pedro Almodóvar für „Kika“ (1993) vor die Kamera. Coyote spricht fließend Spanisch und Französisch. Unter der Regie von Brian de Palma filmte er 2002 in Paris den Thriller „Femme Fatale“.
In Hollywood drehte er mit Dustin Hoffman und Sharon Stone den Science-Fiction-Film „Sphere – Die Macht aus dem All“ (1998) und mit Harrison Ford und Kristin Scott Thomas das Liebesdrama „Begegnung des Schicksals“ (1999). Nach seiner Anwalts-Rolle und als Gegenspieler von Julia Roberts in „Erin Brockovich“ verwandelte er sich in der Teenager-Romanze „Nur mit dir“ (2002) in einen Pfarrer, der streng über seine Tochter wacht.
Coyote hat zahlreiche Dokumentarfilme vertont, oft ohne Gage, wenn es um Umweltthemen und Gesellschaftskritik geht. Er war die Stimme hinter der oscarnominierten Doku „Enron: The Smartest Guys in the Room“ über die Firmenpleite des US-Energiekonzerns. Zusammen mit Tilda Swinton drehte er das bei der Berlinale gezeigte Doku-Drama „Strange Culture“ (2009), das einem Fall von paranoider Überreaktion der amerikanischen Sicherheitsbehörden nachgeht.
Von Hollywood hält Coyote zumindest räumlich großen Abstand. Der Vater von zwei erwachsenen Kindern lebt mit seiner zweiten Frau im nordkalifornischen Marin County, nur einen Katzensprung von der Liberalen-Hochburg San Francisco entfernt.PORTRAITS im Überblick
[Barbara Munker]
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