[Portrait] Falten, Format & Sex-Appeal – Susan Sarandon wird 65

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Bild: © Romolo Tavani - Fotolia.com
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Es gibt nicht genug Rollen für ältere Schauspielerinnen. Diese Klage hört man in Hollywood ständig, allerdings nicht von Susan Sarandon. Mit 65 Jahren steht der rothaarige Star pausenlos vor der Kamera.

Sie ist alt genug, um in Rente zu gehen, doch Susan Sarandon dreht stattdessen richtig auf. Die Schauspielerin, die am 4. Oktober 65 Jahre alt wird, ist auf Monate ausgebucht. Mit Robert Redford dreht sie gerade den Polit-Thriller „The Company You Keep“. Regisseur Tom Tykwer und die „Matrix“-Macher Andy und Lana Wachowski holen Sarandon für „Cloud Atlas“ nach dem Bestseller „Der Wolkenatlas“ vor die Kamera. Und nun soll sie auch noch die Rolle einer ehrgeizigen Staatsanwältin in dem Action- Thriller „Snitch“ übernehmen, berichtete das Branchenblatt „Hollywood Reporter“ wenige Tage vor dem Geburtstag der Oscar-Preisträgerin.

Zuletzt war sie mit Michael Douglas und Shia LaBeouf in dem Finanz-Thriller „Wall Street – Geld schläft nicht“ auf der Leinwand zu sehen. In dem New Yorker Börsenviertel stand Sarandon auch eine Woche vor ihrem Geburtstag auf der Straße. Diesmal nicht für Dreharbeiten, sondern als Demonstrantin. Die ultra-liberale Demokratin, die sich seit Jahren gegen Kriege, gegen die Todesstrafe und für das Recht auf Abtreibung stark macht, schlug sich diesmal auf die Seite von Aktivisten, die gegen geldgierige Unternehmen und korrupte Börsengeschäfte demonstrierten. „Zwischen den Reichen und den Armen in diesem Land klafft eine riesige Lücke“, sagte die Schauspielerin dem Wirtschaftsportal „cnbc.com“.

Lange Zeit engagierte sich Sarandon Seite an Seite mit Schauspieler Tim Robbins, dem Vater ihrer inzwischen erwachsenen Söhne Jack und Miles. Mehr als 20 Jahre war der Star mit dem zwölf Jahre jüngeren Kollegen ohne Trauschein fest zusammen, bis sie 2009 einen Schlussstrich zogen. Kennengelernt und rasch ineinander verliebt hatten sie sich 1988 am Set zu dem Film „Annies Männer“.

Ihrem ersten Ehemann Chris Sarandon hat Susan Abigail Tomalin ihre erste Filmrolle und den inzwischen berühmten Nachnamen zu verdanken. 1968 begleitete die junge Literaturstudentin ihren Mann zu einem Casting-Aufruf nach New York. Der Nachwuchsschauspieler ging beim Vorsprechen leer aus. Stattdessen wurde sie für „Joe“, ein Drama über den Generationenkonflikt zwischen Hippies und Bürgertum, für die Rolle einer rebellischen Tochter engagiert.

Ihren ersten großen Leinwandhit hat sie allerdings der verklemmten Janet in der „Rocky Horror Picture Show“ zu verdanken. In dem Kultfilm um einen außerirdischen Transvestiten spielte sie 1974 ein schüchternes Mädchen, das seine Lust an der Lust entdeckt. Das Film-Musical ist 35 Jahre nach seiner Erscheinung immer noch in Programmkinos zu sehen.

Durch den französischen Meisterregisseur Louis Malle wurde Sarandon in den 70er Jahren international bekannt, als seine Freundin und Hauptdarstellerin seiner Filme. In „Pretty Baby“ (1978) spielte sie eine Hure in New Orleans, die die blutjunge Brooke Shields ins Gewerbe einführt. In „Atlantic City“ wickelte sie Burt Lancaster in der Rolle eines erfolglosen Gangsters gekonnt um den Finger. Später lebte Sarandon einige Jahre in Italien, wo sie mit dem Drehbuchautor Franco Amurri 1985 eine Tochter bekam.

In der Baseballkomödie „Annies Männer“ verführte sie 1988 gleich zwei Männer auf der Leinwand, Kevin Costner und Tim Robbins. Doch die Schauspielerin, die den Spitznamen „Sex-Symbol des denkenden Mannes“ weg hat, landete ihren größten Hit an der Seite einer Frau, mit Geena Davis in „Thelma & Louise“. Das Roadmovie um zwei Frauen mit Revolvern wurde 1991 zu einem kommerziell erfolgreichen Kultfilm für viele Feministinnen.

Nach vier Oscar-Nominierungen, darunter für „Thelma & Louise“ und „Der Klient“, kam Sarandon unter der Regie ihres damaligen Lebensgefährten Robbins 1996 endlich zum Zug. In dem Todesstrafen-Drama „Dead Man Walking“ spielt sie eine Nonne, die einen Mörder (Sean Penn) vor der Hinrichtung betreut. Die Oscar-Trophäe fand zunächst einen „Ehrenplatz“ im Gästebadezimmer ihres Hauses, verriet Sarandon im letzten Februar vor der Oscar-Verleihung dem Filmblatt „Hollywood Reporter“. „Und nun habe ich sie schon einige Jahre nicht mehr gesehen“, gestand die Preisträgerin. Die Trophäe sei irgendwo auf einer Museumstour unterwegs.

Nach ihrer „Wall Street“-Rolle im vorigen Herbst wurde Sarandon gefragt, ob sie weiterhin gerne sexy Frauen spielen möchte. „Lieber das, als jemand der stirbt“, witzelte die Schauspielerin in dem New Yorker Kultur-Magazin „Time Out“. „Zuletzt war ich entweder am Sterben, oder jemand der anderen beim Sterben hilft, oder die heiße Mutter von jemandem.“

In „Doris and Bernard“ spielte sie die Tabakmillionärin Doris Duke, die ihrem schwulen Butler (Ralph Fiennes) ihr Vermögen hinterlässt. In „You Don’t Know Jack“ unterstützt sie als Krebskranke den amerikanischen Sterbehilfe-Arzt Jack Kevorkian (Al Pacino). Peter Jackson macht sie in dem Drama „In meinem Himmel“ zur Großmutter eines ermordeten Mädchens. Doch mit der Zigarette in der einen und dem Drink in der anderen Hand ist Sarandon auch als Großmutter bestimmt keine alte Oma.

PORTRAITS im Überblick
[Barbara Munker]

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