Vier Mal war Pierce Brosnan in der Rolle des Geheimagenten James Bond auf der Leinwand zu sehen, dann war Schluss. Nun kehrt er in der Bestsellerverfilmung „A Long Way Down“ als abgehalfterter Talkmaster, der sich das Leben nehmen will, zurück. Im Interview mit der Nachrichtenagentur dpa sprach Brosnan über Ruhm, Schmerz, Tod und Freitod.
Bedauern Sie Ihren Abschied von James Bond?
Pierce Brosnan: Der Vertrag war zu Ende, ganz einfach. Sie hatten mich für vier Filme verpflichtet, und danach lief der Vertrag aus. Es war Zeit, etwas Neues zu machen. Ruhm kann ja sehr verführerisch sein. Es ist schön, beachtet, bewundert und gefeiert zu werden. Aber man muss aufpassen, dass man auf dem Boden bleibt. Zum Glück habe ich eine Frau und Kinder, die dafür sorgen. Und zum Glück ging’s in meinem Leben schon mehrmals hoch und runter. Ich habe also beigebracht bekommen, dass ich nicht so groß bin, wie ich denke.
Ist es seit „007“ leichter, Rollen zu bekommen?
Brosnan: Von nichts kommt nichts. Man muss kämpfen, präsent sein, weitermachen – und aufpassen, dass man nicht in eine Schublade gesteckt wird. Ich habe ja mal beim Theater angefangen, aber durch die Rollen, die man spielt, bekommt man so ein bestimmtes Image. Der Bond war ein Geschenk, von dem ich immer noch profitiere. Und ich empfinde nichts anderes als Dankbarkeit dafür. Die Rolle war für mich eine wunderbare Basis, die es mir ermöglicht, immer noch zu spielen. Man muss halt schauen, die besten Leute und die besten Geschichten zu finden.
Hat sich mit dem Älterwerden Ihre Einstellung zum Tod verändert?
Brosnan: Ja, natürlich. Wie könnte das anders sein, wenn man eine Frau und eine Tochter an Krebs verliert? Wie könnte ich nicht verstehen, wie vergänglich das Leben ist und wie schön, wenn ich dabei war, wie jemand trotz großer Schmerzen mit aller Kraft um dieses Leben kämpft? Vielleicht kann dieser Film Menschen in einer verzweifelten Situation ein bisschen helfen – ein ganz, ganz kleines bisschen. Ich liebe das Leben, ich liebe es und ich genieße es, aber man muss wissen, dass es auch schwer werden kann.
Haben Sie selbst schon einmal daran gedacht, sich das Leben zu nehmen?
Brosnan: Ich habe sehr viel Schmerz und Kummer und Trauer erlebt, aber ich war noch nie so verzweifelt, dass ich aus der Welt scheiden und meine Familie verlassen wollte.
(Brosnans erste Frau war 1991 an Eierstockkrebs gestorben, im vergangenen Jahr erlag auch seine Tochter mit 41 Jahren der Krankheit. Anm. d. Red.)
Gibt es ein moralisches Recht, selbst über das Ende seines Lebens zu bestimmen?
Brosnan: Es gibt Situationen, in denen es einem Menschen so schlecht, so aussichtslos geht, dass ihm niemand mehr helfen kann. Dann sollte er das Recht haben zu sagen: „Das war’s, vielen Dank, Zeit zum Sterben.“ Wenn sich jemand so entscheidet, soll es so sein. Vielleicht ein großer Cocktail, Sonnenuntergang, Brahms, Beethoven und dann Gute Nacht.
Vielen Dank für das Gespräch. Archiv
[Nada Weigelt/das]
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