Fünf Jahre nach dem Ende der „Harry Potter“-Saga kehrt Autorin J.K. Rowling in ihr selbst erschaffenes Universum zurück. „Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind“ verlegt den Schauplatz der düsteren, trick- und actionlastigen Geschichte nach Amerika.
New York im Jahr 1926. Eine Gruppe von Männern blickt ungläubig auf eine tiefe Furche, die im Kopfsteinpflaster einer Straße klafft. Nur Momente zuvor hat sich dort eine unbändige Kraft unter der Erde ihren Weg gebahnt und die Pflastersteine wie Kies auseinanderstieben lassen, Autos sind einfach umgekippt. „Das ist ein Tierwesen“, murmelt einer der Männer.
Die Szene stammt aus dem jüngsten Film von Harry-Potter-Autorin J.K. Rowling „Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind“, der von diesem Donnerstag an auch in deutschen Kinos zu sehen ist. Fünf Jahre nach dem letzten Potter-Film hat die 51-Jährige damit ihren magischen Kosmos erweitert.
Im Mittelpunkt steht der kauzige Zauberer und Wissenschaftler Newt Scamander (Eddie Redmayne), der mit einem Koffer voller magischer Tiere aus England in die Metropole am Hudson River kommt. Dort leben Zauberer und Hexen anders als in Großbritannien in ständiger Furcht, entdeckt zu werden. Sektiererische Aufwiegler schüren die Angst vor ihnen.
Scamanders Koffer entpuppt sich als wundersamer Schutzraum für allerlei magische Tierarten, die er vorm Aussterben bewahren will. Durch ein Missgeschick entkommen aber einige der Wesen und sorgen für Durcheinander in der Welt der Nicht-Magier. Scamander versucht sie mit Hilfe der klugen Magier-Beamtin Porpentina Goldstein (Katherine Waterston), deren koketter Schwester Queenie (Alison Sudol) und des etwas trotteligen, aber gutmütigen Nicht-Zauberers Jacob Kowalski (Dan Fogler) wieder einzufangen.
Doch Scamanders drollige Tiere sind nicht das einzige Problem, das der Magische Kongress der Vereinigten Staaten von Amerika, der US-Zaubererverband, hat. Ein sehr viel mächtigeres Wesen bedroht den Frieden zwischen Magiern und Nicht-Magiern.
Der Film gerät düsterer als die Potter-Filme. Rowling-typisch geizt er nicht mit überraschenden Wendungen und unvollendeten Erzählsträngen, die nach einer Fortsetzung verlangen. Die Jagd des Helden-Quartetts, die zwischendurch auch zu Gejagten werden, ist durchaus spannend und mittels computeranimierter Flüge durch die Häuserschluchten Manhattans rasant – zuweilen etwas zu sehr. Manchmal ist im Wirbel von Trümmerteilen verwüsteter Gebäude kein klares Bild mehr zu erkennen.
Die magischen Tierwesen hätten zum Teil noch eigenwilligere Züge vertragen. Eine Art Schnabeltier, das es auf Wertsachen abgesehen hat, ein Faultier mit einer Vorliebe für Handtaschen und ein wulstiges Nashorn mit merkwürdigem Paarungsverhalten sind stark an ihre Vorbilder in der realen Welt angelehnt. Trotzdem gelingt es dem Film, ein stimmiges Bild mit starken Charakteren zu erzeugen, das Lust auf mehr macht.
Der Film ist nur der Start einer fünfteiligen Serie, die Rowling angekündigt hat. Zauberlehrling Harry Potter spielt darin keine Rolle. Dafür suchen Regisseur David Yates und Produzent David Heyman bereits nach einem Schauspieler, der den jungen Albus Dumbledore verkörpert. Der spätere Leiter der Zauberschule Hogwarts ist in einen epischen Kampf mit dem Bösewicht Grindelwald verwickelt, für dessen Rolle Johnny Depp (53) gewonnen wurde. Depp hat im jüngsten Film einen Mini-Auftritt. Im nächsten, der im Paris des Jahres 1928 spielen soll, wird er wohl eine dominierende Rolle spielen.
Für Hauptdarsteller Eddie Redmayne geht mit der Filmreihe ein Traum in Erfüllung. Er hatte sich vergeblich um Rollen in den Potter-Filmen beworben. Die des Newt Scamander scheint ihm dafür wie auf den Leib geschneidert.Kinokritiken im Überblick
[Christoph Meyer/buhl]
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