Packend und vorhersehbar: Gyllenhaal boxt sich durch „Southpaw“

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Bild: © Romolo Tavani - Fotolia.com
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Vom Aufstieg und Fall eines Boxers erzählt „Southpaw“. In typisch amerikanischer Manier muss sich ein groß aufspielender Jake Gyllenhaal durch eine mitreißende, aber in starren Genregrenzen bleibende Geschichte kämpfen.

Nicht nur englischsprachige, sondern auch deutsche Medien wie das Kino-Magazin „epd Film“ stellen sich die Frage: „Kriegt er diesmal einen Oscar?“. Gemeint ist US-Schauspieler Jake Gyllenhaal, der sich in seinem neuen Film „Southpaw“ auf beeindruckende Weise körperlich verausgabt. Er spielt einen Boxer, der nach großem Erfolg all das verliert, was ihm wichtig ist. Gyllenhaal soll für die aufreibende Rolle über fünf Monate trainiert und sieben Kilo abgenommen haben.
 
An seiner Seite in diesem Drama: Rachel McAdams („Everything Will Be Fine“) und Forest Whitaker („Der letzte König von Schottland“). Regie führte Antoine Fuqua („Training Day“), das Drehbuch stammt vom Erfinder der TV-Serie „Sons of Anarchy“, Kurt Sutter.

Dass Billy Hope (Gyllenhaal) niemanden fürchtet, das prangt in tätowierten Lettern auf seinem Rücken („Fear No Man“). Und doch muss er sich gleich zu Beginn des Films im New Yorker Madison Square Garden sehr anstrengen: Nur knapp gelingt es dem Champ, seinen Weltmeistertitel im Halbschwergewicht zu verteidigen.
 
Ein schlechtes Omen: Nach mehr als 40 Siegen scheint Hopes Karriere ihren Scheitelpunkt erreicht zu haben. Auch Billys Frau (McAdams) spürt dies, nach dem Kampf redet sie ihm ins Gewissen, endlich eine Pause einzulegen. Dann der Schicksalsschlag: Billy verliert seine geliebte Frau und stürzt in ein scheinbar unendlich tiefes Loch.
 
Sein Manager (gespielt vom Rapper 50 Cent) lässt den Boxer fallen. Billy verliert seine Villa und auch noch das Sorgerecht für seine Tochter. Hope ist am Boden zerstört, richtet sich dann aber mit Hilfe eines alten Box-Hasen (Whitaker) wieder auf.
 
Schon mit seiner Darstellung eines abgemagerten Sensationsreporters in „Nightcrawler“ hat Gyllenhaal gezeigt, dass er vor körperlichen Veränderungen nicht zurückschreckt. In „Southpaw“ verwandelt sich der 34-Jährige („Brokeback Mountain“) in eine Kampfmaschine, die vor Muskelmasse nur so strotzt. Kaum eine Szene, in der Gyllenhaal, der für den Film täglich ein mehrstündiges Sportprogramm absolvierte, nicht entweder blutet, weint oder Unmengen an Schweiß verliert. Gelegentlich entbehrt Gyllenhaals körperbetontes Spiel, für das er bereits mit Robert De Niro verglichen wird, nicht einer gewissen Komik. Mithalten kann nur Forest Whitaker, der mit feinem Minimalismus kontert.
 

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„Southpaw“ reiht sich ein in eine nicht eben kurze Tradition amerikanischer Box-Dramen. Vergleiche mit Klassikern wie „Rocky“ und dem großartigen „Wie ein wilder Stier“ bleiben da nicht aus. „Southpaw“ vermag dem Genre aber kaum Neues hinzuzufügen. Die Story vom Underdog, dem der Ruhm zum Verhängnis wird, ist konventionell inszeniert. Sutters Drehbuch lässt zudem kaum ein Klischee aus: vom skrupellosen Manager bis hin zum heruntergekommenen Boxclub in einer düsteren Ecke New Yorks.
 
Jüngeren Boxfilmen wie „Million Dollar Baby“ (Regie Clint Eastwood) oder „The Fighter“ mit Mark Wahlberg kann „Southpaw“ in all seiner Vorhersehbarkeit kaum das Wasser reichen. Dass das gut zweistündige Werk trotzdem ein packender, immer wieder auch bewegender und letztlich kurzweiliger Film ist, liegt an Gyllenhaal, dessen Blut-Schweiß-Tränen-Auftritt nachhaltig beeindruckt und vielleicht ja mit einem Oscar belohnt wird.Kinokritiken im Überblick
[Matthias von Viereck/buhl]

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