„Operation: Overlord“ – Monstergrusel mit Nazis

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Bild: © Romolo Tavani - Fotolia.com
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Nazi-Soldaten und Untote: Der neue Kriegshorror aus der Filmschmiede des J.J. Abrams („Star Trek“, „Super 8“) setzt auf doppelten Gruselfaktor, außerdem auf atmosphärische Optik und das bedrückende Gefühl, allein unter Feinden zu sein.

Nazi-Soldaten als Bösewichte sind eine klassische Zutat trashiger Unterhaltungsfilme. Man denke etwa an Quentin Tarantinos „Inglourious Basterds“ (2009) oder an „Iron Sky“ (2012), in dem hinter dem Mond aufgewachsene Nazi-Nachkommen im Jahr 2018 mit ihren „Reichsflugscheiben“ die Erde angreifen. Auch als Untote blicken Wehrmachtssoldaten auf eine reiche Kinokarriere zurück. In dieser Tradition baut nun der neue Kriegshorror „Operation: Overlord“ in den Kinos die historisch dokumentierten Menschenversuche von NS-Ärzten zu einer Monsterfiktion aus.

In der Nacht vor der Invasion der Alliierten 1944 in der Normandie sind zwei Dutzend unerfahrene US-Fallschirmjäger im Flugzeug unterwegs hinter feindliche Linien. Die Mehrheit wird bereits in den ersten Minuten des Films im infernalischen Kugelhagel zerfetzt, die vier Überlebenden schlagen sich in ein von Nazis besetztes Dorf durch.
 
In Vorbereitung des D-Day sollen die US-Soldaten dort einen Kirchturm sprengen. Doch neben einer deutschen Funkanlage stoßen sie in den Katakomben auch auf ein geheimes Labor, in dem ein NS-Arzt tote Dorfbewohner in rasende Untote mit übermenschlichen Kräften verwandelt.
 
Das wirkt in der klaren und atmosphärischen Bildsprache des australischen Regisseurs Julius Avery sehr stimmungsvoll. Schon der mit Leichen gepflasterte Weg ins Einsatzgebiet ist höchst bedrückend und spannend erzählt: Wie in apokalyptischen Gemälden hängen tote Kameraden an ihren Fallschirmen im Wald. Der väterliche Vorgesetzte wird sogleich vom Feind durchsiebt, der angehende Schriftsteller des Trupps in einem Sekundenbruchteil pulverisiert.
 
Entsprechend fühlt man sich mit den vier Verbleibenden, zur Sperrstunde allein unter Feinden und Kollaborateuren – als Verbündete lediglich die junge Französin Chloe (Mathilde Ollivier), die dem Nazi-Kommandanten Wafner (Pilou Asbæk) nicht länger zuwillen sein möchte.
 
Auf dem ernsten Gesicht des Sympathieträgers Boyce (Jovan Adepo), Schwarzer in einer überwiegend weißen Einheit, spielen sich derweil Dramen ab: Der Wehrpflichtige kann und will nämlich gar nicht kämpfen. Das muss er erst noch lernen, als ihm die inhumane Bedrohung gegenübertritt.
 
Gemessen an anderen Filmen des Nazihorror-Subgenres hat das durchaus Tiefgang – etwa im Wettbewerb der Grausamkeiten zwischen den deutschen Wafner und dem ranghöchsten US-Soldaten Ford (Wyatt Russell). Wirklich „figurengetrieben“, wie die Macher um den Produzenten J.J. Abrams das nennen, ist der Film mit seiner Handvoll Einblicke in das Seelenleben der Figuren aber nicht.
 
So geht im letzten Drittel, wenn die Mission mit ordentlich Krach abgewickelt wird, die Aufmerksamkeit des Zuschauers schon mal ein bisschen vor dem Kinosaal spazieren.
 
Ob Monster in einem Film über Nazis für den Gruselfaktor überhaupt nötig sind, ist Geschmackssache. Wer atmosphärischen Horror und effektvolle Action mag, bekommt in „Operation: Overlord“ knapp zwei Stunden lohnendes Popcorn-Kino. [Fabian May]

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