Seine Rolle in der französischen Komödie „Ziemlich beste Freunde“ machte Omar Sy über Nacht zum Weltstar. Doch der Rummel um seine Person ist dem Franzosen mittlerweile zu viel geworden. Daher ist Sy nun samt Familienach Amerika geflohen.
Vor gut einem Jahr war Omar Sy nur ein populärer TV-Moderator und Sketche-Macher. Dann kam im November 2011 „Intouchables“ in die französischen Kinos. Ein Sensationserfolg: Mit über 19 Millionen Zuschauern wurde die Komödie zum erfolgreichsten Film des Jahres und Sy zum ersten schwarzen Schauspieler, der mit dem begehrten César-Filmpreis ausgezeichnet wurde, dem französischen Oscar.
Unter dem Titel „Ziemlich beste Freunde“ eroberte der anrührende Film auch die Charts in Deutschland. Vor dem Medienrummel ist der 34-jährige Sy mittlerweile mit seiner Frau und seinen vier Kindern nach Amerika geflüchtet. Sy spielt in dem Film einen vorbestraften Pfleger, der bei einem gelähmten Aristokraten (François Cluzet) zu arbeiten beginnt. Mit seiner Spottlust und Unbefangenheit stellt er das Leben des reichen Franzosen auf den Kopf.
„Ich habe mich hier niedergelassen, um etwas Ruhe und Frieden zu finden. In Paris ist das Leben für mich zu unruhig geworden“, sagte Sy nach seinem Umzug nach Los Angeles der französischen Fernsehzeitschrift „Télé 2 Semaines“. Er wolle zunächst einmal für ein Jahr bleiben, denn er liebe Frankreich, das multikulturelle Frankreich, in dem er groß geworden sei. Sy ist das vierte von acht Kindern. Sein Vater ist Arbeiter und stammt aus dem Senegal, seine Mutter aus Mauretanien.
Diskretion, Respekt und Solidarität: Er ist in der Tradition der Fulbe erzogen worden, wie er sagt, einer Bevölkerungsgruppe, die größtenteils in Westafrika beheimatet ist. Über sein Privatleben redet er kaum. Als er 2007 seine Frau Hélène heiratete, kannten sich beide bereits seit 14 Jahren. Zum Fernsehen kam er vor mehr als zehn Jahren durch seinen Schauspielerfreund Jamel Debbouze, der 2006 in Cannes für seine Rolle in „Tage des Ruhms“ als bester Darsteller ausgezeichnet wurde.
In vielem ähnelt Sy seiner Filmfigur. Er sagt, was er denkt, und lehnt falsche Ehrfurcht ab. Eine Einladung des damaligen konservativen Präsidenten Nicolas Sarkozy zu einem Abendessen im Elysée-Palast schlug er aus. Sy wurde am 20. Januar 1978 in Trappes geboren, einem jener Vororte, in denen 2005 während der gewaltigen Unruhen Busse in Flammen aufgingen. Sarkozy, damals noch Innenminister, wollte die Vorstädte mit dem Hochdruckreiniger vom „Gesindel“ befreien.
In Amerika will Sy wieder wie Jedermann leben, wie er in dem Interview erzählte: essen, schlafen, die Zeit mit der Familie verbringen, die Sonne genießen und den kleinen Gewohnheiten und Alltagsfreuden nachgehen. Verdient hat er seinen Traum vom amerikanischen Leben. In der Zwischenzeit hat er drei Filme gedreht: „De l’autre côté du périphérique“, die Fortsetzung von „Mais qui a re-tué Pamela Rose“ und „L’Ecume des jours“.
Mit der Ruhe in Amerika könnte es jedoch bald vorbei sein. „Ziemlich beste Freunde“ ist im Rennen um die begehrten Oscars für den besten ausländischen Film. Filmproduzent Harvey Weinstein will mit kostspieligen Kampagnen um die Gunst der Oscar-Jury werben, so wie er es 2012 erfolgreich für den Stummfilm „The Artist“ getan hat. Der weltgrößte Oscar-Wahlkämpfer, wie die „Los Angeles Times“ Weinstein nennt, will zudem unter dem Titel „Untouchable“ 2013 ein Remake in die US-Kinos bringen.Archiv
[Sabine Glaubitz/fm]
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