Eine Menge Action und fast noch mehr amerikanischer Patriotismus sind die Zutaten zum neuen Film „Olympus has Fallen“. Terroristen nehmen das Weiße Haus ein – und ein Geheimagent macht sich auf, um den entführten Präsidenten zu retten.
„Olympus“ ist der Geheimcode des Secret Service für das Weiße Haus. Die Botschaft „Olympus ist gefallen“ hat demnach nichts Gutes zu bedeuten. Das trifft auch auf den brutalen Actionthriller „Olympus has Fallen – Die Welt in Gefahr“ zu. US-Regisseur Antoine Fuqua („Training Day“) richtet ein patriotisches Blutbad an, mit Adrenalin und abgedroschenen Klischees statt Hirn, Logik und cleverer Dramatik.
Fuqua mischt „Stirb Langsam“ und „Air Force One“ neu auf und klaut bei beiden Action-Thrillern hemmungslos. Bruce Willis machte es 1988 in „Stirb Langsam“ vor, wie man im Alleingang Geiseln in einem vom Gangstern besetzten Wolkenkratzer rettet. In Wolfgang Petersens „Air Force One“ (1997) nahm es Harrison Ford als US-Präsident gleich selbst mit den Kidnappern an Bord seiner Maschine auf.
In „Olympus has Fallen“ hat Geheimagent Mike Banning (Gerard Butler) nun die ganze Arbeit. Mit brutaler Entschlossenheit bahnt sich der „300“-Star einen Weg ins Weiße Haus, das von noch grimmigeren Terroristen aus Nordkorea eingenommen wurde. Was Bruce Willis mit einem cleveren Augenzwinkern schaffte, erledigt Butler mit rabiater Gewalt.
Aus gutem Grund setzt Banning sein Leben aufs Spiel. Früher war er der persönliche Leibwächter des Präsidenten (Aaron Eckhart) und der First Lady (Ashley Judd). Doch bei einem schweren Autounfall konnte er nur seinen Boss und den Sohn retten, die Gattin starb. Er fühlt sich schuldig und wird auf einen Schreibtischposten verbannt. 18 Monate vorwärts: das Weiße Haus ist unter Beschuss, der Präsident und sein Team im unterirdischen Bunker von Terroristen gefangen. Nur Banning kennt die geheimen Gänge und Fluchtwege. Alle Hoffnung ruht auf ihm.
Die anderen schauen hilflos zu, wie ihr heiliges Machtzentrum in Schutt und Asche gelegt wird. Morgan Freeman spielt den überforderten Speaker of the House, Angela Bassett die ratlose Geheimdienst-Chefin. Aaron Eckhart gibt in Handschellen einen stoischen „Commander in Chief“ ab, der die Codes für die Zündung von Atomwaffen um keinen Preis verraten will. Sein Vizepräsident muss dran glauben. Auch die Verteidigungsministerin, eine taffe Melissa Leo, steckt heftige Prügel ein.
Was die „bösen“ Nordkoreaner im Schilde führen, ist Nebensache. Der Plot ist absurd, clevere Dialoge fehlen völlig, das Hirn schaltet ab. Fuqua, der mit „Training Day“ und „Gesetz der Straße – Brooklyn’s Finest“ halbwegs intelligente Thriller inszenierte, setzt diesmal auf brutale Action. „Olympus“ handelte sich damit in den USA ein strikteres R-Rating ein, auch in Deutschland ist der Film erst ab 16 Jahren freigegeben.
Hollywood hatte es schon öfter auf das Weiße Haus abgesehen, allen voran der deutsche Blockbuster-Regisseur Roland Emmerich. In seinem Science-Fiction-Werk „Independence Day“ (1996) beamen Außerirdische ganz Washington platt. Auch in dem Katastrophenfilm „2012“ schlug der gebürtige Stuttgarter das Machtzentrum in Stücke. Ein Flugzeugträger crashte auf einer mächtigen Flutwelle ins Weiße Haus.
Emmerich kann es weiterhin nicht lassen. Ende Juni kommt sein „White House Down“-Thriller mit Jamie Foxx als US-Präsident, der Terroristen in die Hände fällt, in die US-Kinos (deutscher Start im September). Channing Tatum als Secret-Service-Agent wird zum Retter im Weißen Haus. Ein verblüffend ähnlicher Plot wie „Olympus has Fallen“.
Der dürfte an patriotischer Symbolik kaum zu überbieten sein. Fuqua lässt die zerschossene amerikanische Flagge in Zeitlupe durch den Wind flattern. Das Washington Monument bricht in dem Terror-Inferno auseinander. Vom Weißen Haus ist kaum mehr als grauer Schutt übrig, der Präsident hat mit ein paar Schrammen überlebt. Bis zum bombastischen Happy End hofft man auf einen satirischen Unterton. Vergeblich.Kinokritiken im Überblick
[Barbara Munker/hjv]
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