Olli Dittrich (55) geht auf Tournee. Start der „Leseschau“ unter dem Motto „Das wirklich wahre Leben“ ist am Montag in Hamburg. Insgesamt hat Dittrich 33 Auftritte in 33 Städten in ganz Deutschland.
Erfolge feiert der Komiker, Schauspieler und Musiker seit Jahren als Imbissbuden-Philosoph in der Live-Sendung „Dittsche“. Bekannt wurde er durch die Zusammenarbeit mit Wigald Boning bei „RTL Samstag Nacht“ und als Teil des Duos „Die Doofen“. Mit der Nachrichtenagentur dpa sprach Dittrich über improvisierte Auftritte, Loriot und die Zukunft des deutschen Fernsehens.
Herr Dittrich, das Motto der Tour ist ja „Das wirklich wahre Leben“, was muss man sich darunter vorstellen?
Dittrich: „Die Zeile „Das wirklich wahre Leben“ steht ja auch unter der Sendung „Dittsche“, daher habe ich sie für das Buch genutzt, das die Autorin Anne Ameri-Siemens zusammen mit mir herausgebracht hat. Das ist ja ein kleines Schatzkästchen mit vielen Anekdoten – einfach mit dem, was ich privat und beruflich in vielen Jahren erlebt habe.“
Und was passiert auf der Bühne?
Dittrich: „Es gibt eine Menge Storys, die ich auf der Bühne aus dem Buch lese, aber ich erzähle den Leuten auch etwas dazu. Das ist ganz spannend und bringt einen unglaublichen Spaß. Etwa ein Drittel des Abends ist improvisiert und die Zuschauer sind dabei, wie etwas entsteht.“
Wenn Sie jeden Abend das gleiche erzählen müssten, würde es Ihnen bestimmt auch langweilig werden, oder?
Dittrich: „Klar, etwas Abwechslung muss sein. Es gibt doch nichts Schöneres als eine Lesung. Etwas vorgelesen zu bekommen, war für mich als Kind schon immer etwas ganz Tolles. Bei einer Lesung bekommt man ja auch viele Zwischentöne mit. Zuerst wollte ich nur kurze Überleitungen zwischen den Texten sprechen, aber die sind immer länger geworden, zu eigenen Stegreif-Vorträgen. Daraus hat sich so eine eigene Form entwickelt.“
Nun gibt es „Dittsche“ schon seit acht Jahren, wird Ihnen da nicht langweilig?
Dittrich: „Nein, „Dittsche“ wird überhaupt nicht langweilig. Es ist schön, dass diese äußere Form immer gleich bleibt, diese Sendung aus der Imbissbude mit dem Überwachungskamera-Look. Die aktuellen Tagesgeschehnisse halten uns immer auf Trab.“
Sie sind ja als „Loriots Erbe“ bezeichnet worden. Ist das eine große Ehre oder auch eine Bürde?
Dittrich: „In dem Moment, wenn man das hört, beschämt einen das. Er hat mich mal angerufen, als ich in einer Sendung Franz Beckenbauer dargestellt habe und zusammen mit Harald Schmidt eine Art Kanzlergespräch parodiert habe. Ihm hatte das gefallen und so rief er mich an. Das war schon überwältigend für mich. Aber wenn man das so liest – Loriots Erbe – das ist irgendwie seltsam.“
Inwiefern?
Dittrich: „Ich bin nicht sein Nachfolger und will auch nicht, dass es irgendwie so wirkt, als wollte ich mich mit seinen Federn schmücken. Loriots Werke sind ein Stück Kulturgeschichte, sie werden weit über das herausragen, was noch so an Comedy-Wellen über dieses Land schwappen wird.“
Was sehen Sie momentan am liebsten im deutschen Fernsehen?
Dittrich: „Ach Gott, ich sehe so wenig Fernsehen. Außerdem habe ich mir angewöhnt, nicht das zu kritisieren, was andere tun. Dazu sind die unterschiedlichen Sender so verschieden ausgerichtet. Es ist sicher zu beobachten, dass viele gute Sachen in die Nischen gedrängt werden – die werden so spät gesendet, dass sie fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit laufen. Aber das ändert sich nun. Das Internet wird sehr stark verändern, wie wir Fernsehen gucken.“
Vielen Dank für das Interview!
[Dirk Steinmetz]
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