„Nyphomaniac II“: Lars von Trier setzt auf Hiebe statt Liebe

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Bild: © Romolo Tavani - Fotolia.com
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Bereits mit dem ersten Teil seines Sexdramas „Nymphomaniac“ erregte der dänische Regisseur Lars von Trier jede Menge Aufsehen und spaltete die Gemüter. Auch in der Fortsetzung dreht sich alles um die Odyssee der Nymphomanin Joe, die es immer tiefer in den Abgrund treibt.

In der Türkei darf ihn keiner gucken, den Film des dänischen Regisseurs Lars von Trier um unbändige Fantasien und ungebändigte Lust einer Sexsüchtigen. In Deutschland dagegen wollte bislang kaum jemand „Nymphomaniac“ sehen. Gerade einmal 100 000 Besucher trieb der erste Teil des insgesamt vier Stunden langen Epos seit Februar hierzulande ins Kino. Die harmlose Komödie „Stromberg – Der Film“ schaffte in derselben Zeit eine Million. Schämen wir uns? Sind wir zu prüde? Oder haben wir einfach keine Lust? Fakt ist: Im zweiten Teil, der nun in die Kinos kommt, wird das mit dem Schämen für empfindsame Gemüter nicht weniger.
 
Denn die Nymphomanin Joe (Charlotte Gainsbourg) lässt sich darin etwa an ein Sofa gefesselt den Hintern mit einer Peitsche versohlen – und zwei dunkelhäutige Fremde streiten in einem Hotelzimmer darum, wie sie die Frau rannehmen, die in ihrer sich immer weiter steigernden Geilheit inzwischen „bis zu zehn sexuelle Befriedigungen am Tag“ braucht. Wie im ersten Teil herrscht kein Mangel an erigierten Penissen und hübsch runden Busen – nur kommen geschundene Pobacken und lädierte Gliedmaßen dazu.

Kurz zurück zum Anfang, zum ersten Teil: Der Junggeselle Seligman(Stellan Skarsgård) sammelt die verprügelte Joe eines Winterabends ineiner Gasse auf, nimmt sie mit nach Hause und lauscht fortan ihrerLebensbeichte. Ihre Anekdoten über Samenergüsse nutzt der beleseneEigenbrötler zu philosophischen Ergüssen – und umgekehrt. Ein Präludiumvon Bach inspiriert Joe zum Vergleich mit ihren Liebhabern: „dreiStimmen, jede mit eigenem Charakter, aber in kompletter Harmonie“.
 
Imbildgewaltigen „Nymphomaniac – Volume II“, mit 2:10 Stunden noch einmal20 Minuten länger als der erste Teil, vollendet Lars von Trier seinekünstlerische Collage. Und setzt auf unbehaglich-düstere Weise dasPsychogramm einer Sexsüchtigen fort, das er auf sorglos-jugendlichereArt begonnen hatte.
 
Wo Joe in Part Eins mit einer Freundin ineinem Zug auf Männerjagd geht, wird sie in der Fortsetzung von ihrerSucht zerfressen und treibt immer tiefer in den (auch kriminellen)Abgrund. Alle Versuche, sich von dem Schicksal als Nymphomanin zu lösen,sind zum Scheitern verurteilt: „Ich liebe meine dreckige, schmutzigeLust.“

Charlotte Gainsbourg mimt dabei wunderbar intensiv einehadernde, gierig-verzweifelte Joe, die durchs Lebens stolpert und nichtgerettet werden kann. Am Ende fällt ein Schuss. Und doch sagte dieSchauspielerin im Interview mit dpa über ihre Figur: „Da ist für michein sehr positiver neuer Start.“
 
Während auf der Berlinale imFebruar erstmals Lars von Triers eigene, über fünf Stunden langeHardcore-Version des kompletten Films über die Leinwand lief, bekommenKinobesucher in Deutschland jetzt „nur“ den gekürzten zweiten Teil mitweniger, aber immer noch reichlich nackter Haut zu sehen. Wenn sie ihndenn sehen wollen.Kinokritiken im Überblick
[Julia Wäschenbach/das]

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