Noch immer Lampenfieber – Petra Kusch-Lück wird 70

1
83
Bild: © Romolo Tavani - Fotolia.com
Bild: © Romolo Tavani - Fotolia.com

Sie gehörte zu den bekanntesten Gesichtern des DDR-Fernsehens. Eine Weile nach dem Mauerfall kehrte sie wieder auf den Bildschirm zurück – doch mit 70 sagt Petra Kusch-Lück: Alles hat seine Zeit.

Hellblaues Spitzenkleid, rote Lippen, blondiertes Haar, freundliches Lächeln. So saß die 21 Jahre alte Krankenschwester am 7. Oktober 1969 erstmals vor der Kamera. Das DDR-Fernsehen startete zum 20. Geburtstag der Republik sein zweites Programm, und das in Farbe. Eine Reihe neuer Ansagerinnen waren engagiert worden. Für die junge Krankenschwester Petra Kusch-Lück begann eine Karriere fernab vom Krankenhaus. Sie wurde eines der bekanntesten Gesichter des DDR-Fernsehens. Am Freitag (6. April) feiert die Berlinerin ihren 70. Geburtstag – und blickt gerne auf ihre TV-Jahrzehnte zurück.

„Es war eine schöne Zeit“, sagt sie. Zunächst hatte sie noch drei Jahre lang weiter als Krankenschwester gearbeitet – und parallel als Fernsehansagerin. 1972 bekam Kusch-Lück, die vor ihrem TV-Engagement noch braunes Haar hatte, dann einen festen Vertrag und im Laufe der Jahrzehnte auch mehr Aufgaben. „Ich bin stolz darauf, dass ich viele tolle Fernsehshows präsentieren durfte. Meine Lieblingssendungen als Moderatorin waren zweifellos „Alles Gute“ und „Ein Kessel Buntes““, blickt sie zurück.
 
1980 war ihr die Moderation vom „Kessel Buntes“ angeboten worden. Dreimal präsentierte sie im Laufe der Jahre die Nummer Eins der DDR-Fernsehshows, zu deren Konzept der Wechsel der Moderatoren zählte. Das Publikum erlebte die 1,57 Meter große Ansagerin, immer top gestylt und frisiert und auf High-Heels, nun auch singend und tanzend. Achtmal in Folge wurde sie von den Lesern der Fernsehprogrammzeitschrift „FF dabei“ in der DDR zum Fernsehliebling gekürt.
 
Mit dem Mauerfall ging die Ära zu Ende. Das DDR-Fernsehen wurde zunächst zurückbenannt in DFF (Deutscher Fernsehfunk) und kurz danach ganz abgeschafft. Petra Kusch-Lück wurde entlassen. Den Schmerz über das Ende des eigenständigen DFF-Programms zeigte sie auch vor der Kamera. In einem „Tagesschau“-Interview sagte die beliebte Moderatorin 1990, Abschied nehmen sei ein wenig wie Sterben. Dann konnte sie die Tränen kaum mehr zurückhalten.
 
1992 heiratete sie den Schlagersänger Roland Neudert, mit dem sie bis heute als Duettpaar unterwegs ist. „32 Jahre bin ich mit meinem Mann Roland zusammen, davon 25 Jahre verheiratet. Diese Jahre, obwohl manchmal aufregend und turbulent, tun mir bis heute sehr gut – das muss Liebe sein“, schwärmt die Entertainerin, die sich darüber freut, wenn sie auf der Straße erkannt und angesprochen wird.
 
Nach einigen Jahren kehrte sie als Moderatorin zurück auf den TV-Bildschirm. Von 1995 bis 2003 präsentierte sie mit ihrem Mann die „Musikantenscheune“ in der ARD. Dann dampfte der Sender seine Volksmusik-Sendungen ein. Die Moderatorin sagte damals der Zeitschrift „Super Illu“: „In 32 Fernsehjahren ist es mir nie zuvor passiert, dass ich das Gefühl hatte: Die Chefs schämen sich für meine Sendung.“ Für das Publikum, das die Sendungen liebe, interessiere sich keiner.
 
Seit 1997 moderierte Kusch-Lück zudem jeden Sonntag beim MDR die Geburtstagsshow „Alles Gute“. Nach rund 15 Jahren wurde diese Sendung 2011 abgeschafft. „Ich hätte gerne noch zwei Jahre weitergemacht. Es war eine simple, einfache Sendung, die etwas für die Herzen der Menschen bot“, sagt sie heute. „Aber es grämt mich jetzt nicht mehr.“
 
Hätte sie gerne noch einmal einen festen Sendeplatz im Fernsehen? „Nein“, sagt Kusch-Lück ohne zu zögern. „Alles hat seine Zeit.“ Ganz im Ruhestand ist sie dennoch nicht. Dieses Jahr habe sie 25 Veranstaltungen zusammen mit ihrem Mann, der 78 Jahre alt ist. Es sind Entertainment-Bühnen-Programme, in denen sie moderiert und singt. Evergreens, Schlager und volkstümliche Musik. „Wir tun damit nicht nur etwas für unsere Seele, sondern auch für diejenigen, die uns all die Jahre treu begleitet haben.“ Und: Lampenfieber habe sie nach wie vor.
 
Auch gemeinsame Alben hat das Künstlerpaar in den vergangenen Jahren produziert. Ob „Steig in das Traumboot der Liebe“, „Leg deinen Arm um mich“ oder „Samba d‘ Amor“ – oft geht es in den Liedern um die Liebe. Zudem hat Kusch-Lück damit begonnen, ein Buch zu schreiben. Arbeitstitel: „Petra und Roland – Unsere gemeinsamen Jahre“. Ende der 60er Jahre war die Berlinerin mit dem Sängerin Thomas Lück (75) verheiratet. Aus dieser Ehe stammt ihre Tochter.
 
Ihren 70. Geburtstag, vor dem sie noch eine Grippe plus Angina aus der Bahn warfen, feiert sie in kleinem familiärem Kreis. „Glücklich bin ich, dass ich meine Mutti habe. Sie wird bald 93 Jahre alt“, sagt Kusch-Lück, und: „70 ist für mich nicht nur eine Zahl, es hat tatsächlich etwas mit dem Älterwerden zu tun. Was macht man daraus? Nur das Beste.“

[Sophia-Caroline Kosel]

Bildquelle:

  • Inhalte_Kino_Artikelbild: © Romolo Tavani - Fotolia.com
1 Kommentare im Forum
  1. Auch wenn mir deren Metier (Schlager) nicht von Interesse war, sie zählte zu den natürlichen und nicht überkandidelten (Hee wer bin ich) Stars im DDR TV. Wenn ich mir da andere "Stars" ansehe, Dagmar F.. und Co.. da ist PKL eine Alternative gewesen.
Alle Kommentare 1 im Forum anzeigen

Kommentieren Sie den Artikel im Forum