Eine Premiere: Mit „Yummy“ startet in dieser Woche der erste belgische Zombiefilm in den deutschen Kinos. Über zu wenig Blut können sich alle Fans des Genres hier definitiv nicht beschweren!
Die Anhängerschaft des Horror-Genres teilt sich ja gerne mal in zwei Gruppen. Die eine steht mehr auf das ruhige, psychologische Grauen, die andere mag es, wenn es mit blutigen Taten handfest zur Sache geht. Am Ende spielt das natürlich keine große Rolle. Der Film an sich muss überzeugen. In welches der zahlreichen Horror-Subgenres er sich vorwagt, ist da erst einmal nebensächlich. Netter Zufall, dass alle Fans in dieser Woche dennoch in den Kinos die Wahl zwischen beiden Richtungen haben. Während das Kammerspiel „The Vigil“ über eine unheimliche Totenwache mit subtilem Grusel überzeugt, wird in „Yummy“ nicht lange um den Brei geredet. Hier wird gemetzelt und geschlachtet, was die Kunstblutkübel hergeben.
Lars Damoiseaux lässt seine Zombie-Schlachtplatte in einer osteuropäischen Schönheitsklinik stattfinden. Hier trifft der tapsige Michael mit seiner Frau Alison ein, die sich ihre Brüste verkleinern lassen will. Während Alison nun im OP-Saal liegt, begibt sich Michael auf Erkundungstour durch das Gemäuer. In einem abgelegenen Zimmer findet er eine gefesselte Frau, die sich als Zombie entpuppt. Schon bald bricht die Hölle in der Klinik los. Die Untoten kommen!
Man will sich in gewisser Weise schützend vor den Regisseur werfen. Wer sich einmal mit den Strukturen der Filmbranche auseinandergesetzt hat, der weiß, wie schwierig es sein kann, heute noch derartige Genrefilme auf die Beine zu stellen und abseits von einschlägigen Festivals an ein Publikum zu bringen. Allein die Entscheidung, einen Film nur für ein volljähriges Publikum zu drehen, ist schon mit erheblichen kommerziellen Problemen verbunden. Und man möchte Damoiseaux noch mehr Respekt zollen, wenn man erfährt, dass „Yummy“ hauptsächlich per Crowdfunding finanziert wurde. Das große Problem ist nur, dass dieser Film etwa zwanzig Jahre zu spät kommt.
Altbackene Gags
Allein das Setting der Horrorkomödie ist theoretisch gut gewählt. Eine Schönheitsklinik als Ort, an dem transhumanistische Visionen wahr werden, an dem der menschliche Leib nach Belieben umgeformt werden kann, bietet sich ja hervorragend an, um ihn mit den ekelhaften Untoten zu verkehren. Leider bleibt es aber bei der bloßen Idee. Vielmehr wirkt sie lediglich wie ein Stichwortgeber für altbackene Ekelgags wie eine fehlgeschlagene Fettabsaugung und einen brennenden Penis. Solche Szenen hätten früher gut in die „Scary Movie“-Reihe gepasst. Im Jahr 2020 ringt einem das aber nicht mehr als ein müdes Schmunzeln ab. Man hat diese Gags und überzogenen Gewaltspitzen viel zu oft gesehen.
Dabei gibt „Yummy“ zumindest in punkto Gewalttätigkeit Vollgas! Angeblich soll die FSK im ersten Anlauf sogar die Freigabe für die spätere Heimkinoauswertung verweigert haben. Die handgemachten Spezialeffekte und skurrilen Todesszenarien können sich jedenfalls durchaus sehen lassen. Damoiseaux hat in dieser Hinsicht seine zahlreichen filmischen Vorbilder sorgfältig studiert, um Fans die Schauwerte zu geben, die sie wahrscheinlich sehen wollen. Aber so ist es nun einmal: Große Kunst kommt selten heraus, wenn man nur versucht, sich mit seinem Publikum zu versöhnen.
Das Lachen bleibt im Halse stecken
Das Zombie-Genre ist natürlich auch geprägt von solchen unzähligen Splatter-Komödien. Mit Peter Jacksons „Braindead“ fing alles an. Aber man darf dabei nicht vergessen, dass das gleiche Genre einige große, ernst zu nehmende Titel hervorgebracht hat. Angefangen bei „28 Days Later“ bis zuletzt zu dem wunderbar surrealen „Hungrig“ (erschienen bei Netflix). Von den Klassikern von George A. Romero ganz zu schweigen!
Es steht gar nicht zur Debatte, dass sich mit Sicherheit auch für „Yummy“ ein Publikum finden lässt, aber mit solchen Hochkarätern kann dieses gut gemeinte Geschlachte einfach nicht mithalten. Dafür fühlt sich die belgische Horrorkomödie zu oft wie eine altbackene Zotenparade an, die dann nicht einmal den Mut besitzt, seinen Humor bis zum Ende durchzuziehen. Die letzte halbe Stunde von „Yummy“ nimmt sich seltsam ernst und steuert auf eine Pointe zu, die weder konsequent noch clever, sondern einfach nur verdammt zynisch und finster daherkommt. Schade, dass sich die Zombiekomödie selbst als ihr größter Spaßverderber entpuppt!
„Yummy“ feierte seine Deutschlandpremiere im Rahmen der Fantasy Filmfest Nights und läuft ab dem 23. Juli bundesweit in den deutschen Kinos.
Bildquelle:
- yummy2: Busch Media Group
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