Vor kurzem ließ eine Schlagersängerin aus Hessen aufhorchen: Mit ihrem neuen Album stieg Daniela Alfinito auf Platz eins der deutschen Album-Charts ein. Damit überholte sie sogar Branchen-Größen wie Lindenberg und Grönemeyer. Dabei ist sie nur eine Teilzeit-Musikerin.
Daniela Alfinito sitzt daheim in Hessen in ihrem kleinen Büro und blättert in einem Fotobuch, das ihr Fans geschickt haben. „Das rührt mich total. Solche Geschenke gehen mir zu Herzen. Denn meinen Fans habe ich meinen Erfolg zu verdanken“, sagt sie und signiert Autogrammkarten. Es läuft gerade für die 47-jährige Schlagersängerin aus Hungen im Landkreis Gießen. Anfang des Jahres erlebte Alfinito den Höhepunkt ihrer Karriere: Mit ihrem neuem Album („Du warst jede Träne wert“) legte sie einen glanzvollen Start hin und eroberte den Spitzenplatz in den Deutschen Album-Charts.
Mit dem kometenhaften Aufstieg auf Platz eins gelang ihr auch das Kunststück, Größen wie Udo Lindenberg und Herbert Grönemeyer hinter sich zu lassen. „Damit hätte ich nie gerechnet. Das ist alles traumhaft. Und ist doch schön, wenn auch ein Schlagerfuzzi oben ist“, sagt sie lachend beim Treffen mit der Deutschen Presse-Agentur. Dass der Höhenflug nicht anhielt, kann sie verkraften, denn die Momentaufnahme kann ihr niemand nehmen. Die Auszeichnung für Platz eins steht auf einem Sideboard im Wohnzimmer ihres großzügigen Hauses.
Der breiten Masse wird der Name Daniela Alfinito noch kein Begriff sein. Aber in der deutschen Schlager-Branche ist sie schon länger aktiv. 2008 veröffentlichte sie ihr erstes Album („Bahnhof der Sehnsucht“), ihr aktuelles ist Album Nummer neun. Wesentlich bekannter als Alfinito sind ihr Vater Bernd (68) und ihr Onkel Karl-Heinz Ulrich (70). Sie bilden das Schlager-Duo „Die Amigos“ (aktuelles Album: „110 Karat“) und haben sich zu Stars der Szene entwickelt. Wer die Amigos einmal gesehen hat, prägt sich die beiden Musiker mit ihren auffallenden Outfits ein.
Mit Blick auf ihre Lehrmeister sagt Alfinito, die seit bald 25 Jahren mit Ehemann Domenico (51) verheiratet ist und seinen klingenden Nachnamen trägt: „Ich habe den Amigos viel zu verdanken. Sie haben mir eine Menge beigebracht, zum Beispiel in Sachen Gesang.“ Denn eine Ausbildung in dem Fach hat sie nicht. Mit sieben Jahren stand sie erstmals mit ihnen auf der Bühne und durfte mitsingen. „Da habe ich gemerkt, wie schön das ist, wenn die Menschen einem zujubeln“, sagt sie. Nun macht sie selbst Karriere, allerdings nicht als Vollprofi, für den sich alltäglich alles um Musik dreht.
Alfinito sagt: „Es ist und bleibt vorerst ein Hobby. Für die Musikkarriere möchte ich die Arbeit im Altenheim nicht aufgeben.“ Montags bis donnerstags arbeitet sie als Altenpflegerin, von Freitag bis Sonntag absolviert sie Show-Auftritte. In diesem Jahr rechnet sie mit 120 Terminen. Der Großteil finde in Discos statt. Sie ist aber auch mit Branchenkollegen bei der großen Schlager-Hitparade auf Tour zu sehen. Mit dabei ist zum Beispiel Altstar Bernhard Brink.
Zum Alltag gehörten zuletzt neben den Bühnen-Auftritten auch Autogrammstunden etwa in Einkaufszentren. Alfinito mag das – auf Tuchfühlung gehen mit ihren Fans. Sie will eine Sängerin zum Anfassen sein. „Ich bin bodenständig“, betont sie gern. „Ich gehe nicht, bis jeder sein Autogramm und sein Bild bekommen hat. Ich rede halt auch gern mit den Leuten.“ Die Resonanz auf ihre Auftritte ist sehr unterschiedlich. „Es waren schon mal 15 000 bei einem Open-Air-Konzert mit anderen in der Schweiz. Ich habe aber auch schon vor 50 Leuten in Ulrichstein im Vogelsberg gesungen.“
Wenn sie von den Auftritten oder der Arbeit im Altenheim nach Hause kommt, zieht es sie gleich wieder raus. Dann geht sie hinten aus dem Gartentor, überquert eine Straße und steht wenig später in freier Natur. Ihr Dobermann-Rüde Falcon wetzt über Feldwege und Daniela Alfinito mit leichtem Schritt glücklich hinterher.
Die Spaziergänge helfen ihr durchzuatmen und zu relaxen. „Die Arbeit im Altenheim kostet eine Menge Kraft. Wobei es für mich schön ist, Menschen glücklich zu machen. Und das verbinde ich dann auch wieder mit der Musik. Diese Menschen mache ich dann auch glücklich.“ Glück ist ein Wort, das in ihren Texten häufiger vorkommt. Und es ist nichts Geringeres als die ganz großen Gefühle, über die Alfinito singt: „Liebe, Sehnsucht, Verlassenwerden, Zusammenfinden, Kummer.“ Sie sei keine, die sozial-kritische Themen besingt. „Liebe ist schließlich mit die stärkste Emotion, und auch Tränen sind stete Begleiter im Leben.“ Sie wolle auch „lieber die breite Masse“ mit ihren Liedern ansprechen. Die Texte stammen von Songtextern, einige auch von Vater Bernd Ulrich.
Musikalisch ist das Ziel, die „breite Masse“ zu bedienen, klar erkennbar. Nicht selten wummert den Zuhörern in den Songs ein zuweilen uniform wirkender Bass entgegen. Doch Menschen, die dazu Discofox tanzen wollen, werden sich nicht beschweren. Ihr Produzent ist Michael Dorth, der auch mit den Amigos zusammenarbeitet, früher auch schon mit Michael Wendler.
Zu ihrer musikalischen Entwicklung sagt Alfinito: „Ich wollte zuletzt peppiger klingen und möchte auch mehr jüngere Leute ansprechen.“ Sie sei zwar ehrgeizig („Wenn ich was mache, dann zieh‘ ich das durch“), doch der große Masterplan für ihre Karriere schwebt ihr nicht vor. „Ich lasse alles auf mich zukommen“, sagt sie und lehnt sich entspannt in ihrem Stuhl zurück.
Für Papa Bernd ist es jetzt schon eine runde Sache. „Ich bin unheimlich stolz. Sie hat es sich verdient, weil sie hart gearbeitet hat bei all‘ den vielen Terminen und Auftritten. Sie darf aber nicht so klingen wie die Amigos und wird ihren eigenen Weg gehen.“[Jörn Perske]
Bildquelle:
- Inhalte_Kino_Artikelbild: © Romolo Tavani - Fotolia.com