Michelle Williams: „Marilyn ist für mich wie eine Freundin“

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Bild: © Romolo Tavani - Fotolia.com
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Diva, Traumfrau, Filmikone: all das verkörperte Hollywood-Megastar Marilyn Monroe in den 50er Jahren. Keine leichte Aufgabe für Schauspielerin Michelle Williams, die für ihr letztes Projekt „My Week with Marilyn“ in die Schuhe der Ikone schlüpfte. Im Interview spricht sie über die Herausforderungen dieser Rolle und wieso sie in Marilyn eine Freundin sieht.

Mit „My Week with Marilyn“ gelang der US-amerikanischen Schauspielerin Michelle Williams ihr bisher größter Erfolg. Zuvor begegnete sie Kinobesuchern hauptsächlich als Nebendarstellerin, so unter anderem in „Brokeback Mountain“, „Deception – Tödliche Versuchung“ oder auch „Shutter Island“. Aufmerksamkeit erregte sie zudem durch ihre Beziehung zu Hollywood-Star Heath Ledger, mit dem die Schauspielerin eine gemeinsame Tochter hat. Ihre Rolle als Marilyn Monroe brachte ihr nun internationale Anerkennung: Den Oscar verpasste Williams zwar, doch den Golden Globe konnte sie anfang des Jahres mit nach Hause nehmen.

Marilyn Monroe haftet ein fast übermenschlicher Status an. Hatten Sie Angst davor, solch eine Ikone zu spielen?

Michelle Williams: Ja, ich habe mich gefürchtet. Aber offenbar nicht genug. Ich habe es ja geschafft. Ich habe den Film gemacht. Ich bin nicht weggerannt. Obwohl ich das am liebsten getan hätte. Es ist beängstigend. Aber ein Teil dieser Angst ist auch berauschend. Das Hauptziel meines Lebens und meiner Arbeit ist es, besser zu werden. Und es gibt nur einen Weg, sich zu verbessern: herausgefordert zu werden. Und mit Leuten zu arbeiten, die besser sind, als man selbst – und von ihnen zu lernen.

Inwiefern war Marilyn Monroe für Sie persönlich eine Inspiration?
 
Williams: Als ich ein junges Mädchen war, hat mich ihr Image inspiriert. Vor allem auf einem ihrer Fotos, das ich sehr liebe. Darauf ist sie kein junges Mädchen mehr, sondern war wahrscheinlich in dem Alter, in dem ich jetzt bin. Sie streckt ihre Arme aus, sie ist barfuß und dreht sich im Gras. Dabei sieht sie so unglaublich frei aus und lebensfroh. Von diesem Bild ging für mich eine starke Anziehungskraft aus. Jetzt jedoch, seit ich näher an ihr dran bin und ihre Rolle recherchiert habe, wird mir klar, dass sie wirklich nichts von all dem war. Aber sie konnte so furchtbar viel ausstrahlen, durch ein einfaches, unbewegtes Foto.

Ist Marilyn eine Person, die Sie bewundern oder die Sie bemitleiden?

Williams: Ich würde mich nicht auf eine dieser Sachen beschränken wollen. Ich schätze, sie ist für mich wie eine Freundin. Man fühlt so viele Sachen für eine Freundin. Man bewundert einige ihrer Eigenschaften, und man ist traurig, dass sie sich einiger ihrer Fähigkeiten selbst gar nicht bewusst ist.

Wie haben Sie sich auf die Rolle von „Marilyn“ vorbereitet?

Williams: Ich habe alles gemacht, was mir einfiel: Ich habe alle Bücher gelesen. Ich habe alle Filme gesehen. Ich habe jedes Tape angehört, das ich kriegen konnte. Ich habe Stunden auf Youtube verbracht und mich von einem zum nächsten Link geklickt, um neues Material aufzutun. Auf diesem Weg kann man wahre Juwelen entdecken, fantastische Interviews. Es war ein bisschen so, als wäre ich ein Detektiv. Man ist an einem ungeklärten Fall dran und muss die Spur da wieder aufnehmen, wo sie abgelegt wurde. Außerdem lerne ich es immer mehr zu schätzen, für eine Rolle Zeit zu haben. Ich habe gern viel Zeit, viiiiiiel Zeit. Ich habe eingesehen, wie effektiv das ist.

Gab es einen Moment, in dem Sie davon überzeugt waren, Ihre Rolle geknackt zu haben?

Williams: Nie. Nicht ein einziges Mal. Nicht mal für einen Augenblick. Ich konnte mir nicht eine Sekunde lang sagen: „Uh! Hahaa!“ (Während sie das sagt, klopft sich Williams selbst auf die Schulter.) Erst seit der Film fertig ist, kann ich mich zurücklehnen und sagen, dass ich einige Dinge darin so gut gemacht habe, wie ich es eben konnte. Aber während des Drehens kam dieser Moment nie.

Irgendein Teil von mir wehrt sich immer dagegen, es mir an einem gemütlichen Ort gemütlich zu machen. Wissen Sie, ich fühle mich lieber so, als würde die Rolle von mir Besitz ergreifen (Williams tut so, als hinge sie an Marionettenfäden). Ich will mich nicht so fühlen, als würde ich die Sache kontrollieren. Ich will, dass sie mich kontrolliert. Denn wenn ich sie kontrolliere, dann gibt es keine Überraschungen. Deshalb habe ich mich schon immer davor gehütet, Stolz oder Befriedigung zu empfinden, wenn ich arbeite. Denn, ich vermute mal, wenn ich mit mir zufrieden bin, strenge ich mich nicht so sehr an.

„My Week with Marilyn“ zeigt, wie Schauspieler zu jedem Zeitpunkt ihrer Karriere kämpfen müssen. Kennen Sie diese Unsicherheit, dieses fehlende Selbstvertrauen, auch von sich selbst?

Williams: Absolut. Diese Unsicherheit ist wie die Luft. Sie ist einfach immer da. Ich kann damit besser umgehen als sie (Marilyn). Aber ich konnte mich damit identifizieren – und dieses Gefühl für die Rolle benutzen. Und sagen: Sie hat sich so gefühlt. Ich fühle mich so. Aber, wissen Sie, Laurence Olivier hat eine Zeile in dem Film, in der er sagt: „Wir sind alle verdammt ängstlich.“ Und ich denke, das ist wahr.
 
Vielen Dank für das Gespräch.INTERVIEWs im Überblick
[Interview: Franziska Bossy/fm]

Das Interview gibt die Meinung des Interviewpartners wieder. Diese muss nicht der Meinung des Verlages entsprechen. Für die Aussagen des Interviewpartners wird keine Haftung übernommen.

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  • Inhalte_Kino_Artikelbild: © Romolo Tavani - Fotolia.com
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