„Michael Kohlhaas“: Arnaud des Pallières über Mads Mikkelsen

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Bild: © Romolo Tavani - Fotolia.com
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Anlässlich des Filmstarts der Kleist-Verfilmung „Michael Kohlhaas“ sprachen wir mit dem französischen Regisseur Arnaud des Pallières über den dokumentarischen Stil seines Films, seinen Hauptdarsteller Mads Mikkelsen und die wohl schwierigste und mutigste Szene des ganzen Drehs.

Die Handlung von „Michael Kohlhaas“ orientiert sich stark an der berühmten Original-Novelle, beinhaltet aber auch den ein oder anderen neuen Charakter. Alles beginnt mit einem Schlagbaum, der den Weg des Pferdehändlers Kohlhaas versperrt und ihn daran hindert, seinen Handel in der Stadt zu betreiben. Ein junger Adliger fordert Wegezoll und nimmt dann letztendlich zwei Rappen als Pfand. Bei Kohlhaas’ Rückkehr macht dieser jedoch die schreckliche Entdeckung, dass aus seinen Rappen zwei zugrunde gerichtete Tiere geworden sind und dass sein treuer Knecht César (David Bennent) durch eine Hunde-Attacke schrecklich zugerichtet wurde. Als sein Gesuch, den Fall vor Gericht zu tragen, fehlschlägt, beginnt ein langwieriger Feldzug gegen den Adel, bei dem Kohlhaas sein Recht einfordert.
 
Der ganze Film ist in einem sehr realitätsnahem Ton gehalten, weshalb uns im Gespräch mit dem Regisseur besonders diese Stil-Art interessierte:
 
Herr des Pallières, Sie verwendeten ausschließlich natürliches Licht und hauptsächlich Originaltöne. Warum wählten Sie den dokumentarischen Charakter des Films?
 
Arnaud des Pallières: Was mir wichtig ist, ist dass es innerhalb eines Dokumentarfilms auch eine Art von narrativer Struktur gibt und umgekehrt in einem Spielfilm ebenso eine dokumentarische Wahrheit existiert. Am wichtigsten ist für mich immer, dass der Zuschauer an die Geschichte glaubt, die ich ihm erzähle. Ich glaube auch überhaupt nicht an Special Effects oder an irgendwelche Dinge, die dem Kino künstlich hinzugefügt werden. Mir geht es immer darum: Wenn es geht, alles vor der Kamera geschehen zu lassen. Und so war das eben auch hier. Das heißt einfach, dass es für sehr viele Leute sehr, sehr viel Arbeit bedeutet hat und man muss so etwas sehr lange im Voraus sagen, damit das überhaupt funktionieren kann.

Demnach ist die gezeigte Pferdegeburt echt?
 
Pallières: In dem Fall war es so, dass Frederic Sanabra, der Pferdezüchter und –Experte, den Schauspielern das Reiten beigebracht und sich um die Pferde gekümmert hat. Er sagte mir „Ich habe eine Stute, die ist läufig und wird im September ein Fohlen zur Welt bringen. Und das hat er natürlich erwähnt, um mich zu überzeugen mit ihm zusammenzuarbeiten, was er dann auch getan hat. Und so war klar, dass der September der erste Drehmonat werden würde. Und wir haben dann in den ersten drei Wochen mit Mads Mikkelsen alle diese Szenen gedreht von Michael Kohlhaas in seinem Haus, um sein Haus herum, in seiner täglichen Arbeit. Und es war klar, dass diese Stute eben Tag und Nacht in der Lage gewesen wäre, dieses Fohlen zu werfen. Wir waren also per Handy permanent in Alarmbereitschaft und hätten das auch Tag und Nacht gedreht. Wir haben mit einem Tierarzt zusammengearbeitet, weil man muss, kurz bevor es soweit ist, so ein bisschen nachhelfen, damit es zur Geburt kommt.
 
Und wie hat sich Mads Mikkelsen als Geburtshelfer geschlagen?
 
Pallières: Mads Mikkelsen hatte natürlich noch niemals bei der Geburt eines Fohlens assistiert. Und Frederic Sanabra hat also versucht, ihm alles zu sagen, was es da zu erklären gibt und ihn auf diese Art und Weise vorzubereiten. Als die Szene dann gedreht wurde, war Frederic Sanabra hinter einer Tür, die man nicht sehen kann und hat ihm immer mal wieder ganz kurze Anweisungen gegeben – hat ihm gesagt, „Jetzt zieh!“ oder „Jetzt musst du sie an den Läufen festhalten.“, damit Mikkelsen wusste, was er zu tun hat. Aber im Prinzip hat er da wirklich alles allein gemacht. Und das Schwierige für ihn war natürlich, dass es so wirken musste, als sei das ganz alltäglich für ihn. Für ihn war das eine hochemotionale Szene, weil er das erste Mal bei einer Geburt von einem Fohlen dabei war. Und die Schwierigkeit bestand darin, seine Emotionen zurück zu halten, weil eben diese Figur so wirken muss, als wäre das eine ganz alltägliche Sache. Er musste praktisch seine Gefühle maskieren.
 
Vielen Dank für das Gespräch!
 
„Michael Kohlhaas“ ist derzeit in ausgewählten Kinos zu sehen. [ft]

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