Die kleine Merida ist alles andere als die typische Prinzessin. Denn statt sich die Zeit mit Puppen zu vertreiben und auf den vermeintlichen Prinzen zu warten, greift die schottische Königstochter zu Pfeil und Bogen und kämpft gegen wilde Bären. Pixars neues Abenteuer „Merida – Legende der Highlands“ läuft seit dem 2. August in den deutschen Kinos.
„Es war einmal“ – so fangen viele Märchen an. Doch „Merida – Legende der Highlands“ ist ganz anders, als die Geschichten von unglücklichen oder verwünschten Prinzessinnen, die von tapferen Traumprinzen befreit werden. Die schottische Königstochter mit den widerspenstigen roten Locken kann das alles selbst: Mit Bären kämpfen, erwachsene Männer austricksen und einen Zauber lösen.
Dass sie damit gegen alle pinken Prinzessinnenträume und Konventionen verstößt, kommt ihr gerade recht. Denn eines will die freche und schlaue Merida auf keinen Fall: Ein braves Mädchen sein, das stickt, singt und auf den Allerliebsten wartet. Einmal mehr haben Disney und Pixar einen wunderbaren, animierten Familienfilm geschaffen, der obendrein erfrischend und frech sämtliche Prinzessinnen- und Mädchenklischees auf den Kopf stellt.
Dabei sind sich die Regisseure Mark Andrews und Brenda Chapman durchaus bewusst, dass sie gängigen Erzählweisen widersprechen. Mit großer Lust spielen sie damit, etwa als sich Kleinkind Merida zum Geburtstag von ihrem Vater Fergus Pfeil und Bogen wünscht. „Ein Bogen, Fergus? Sie ist eine Dame!“ empört sich ihre Mutter, die sich neben ihren frechen Drillingssöhnen doch so sehr ein zart-hübsches Mädchen gewünscht hätte.
Und so gibt sie ihrer stürmischen und aufmüpfigen Tochter endlose Ratschläge. „Eine Dame vertreibt sich die Zeit auf elegante Weise“ oder „Eine Prinzessin erhebt nicht ihre Stimme“. Bei Merida, in der deutschen Fassung von Nora Tschirner gesprochen, stößt sie damit auf taube Ohren. Sie ist gar nicht ladylike und rebelliert wie jeder andere Teenager aufs Allerfeinste gegen ihre Eltern.
Letzte Hoffnung der ratlosen Königin: eine Hochzeit. Sämtliche Adelssöhne der Umgebung werden zum Schaulaufen geladen. Eine herrliche Parade – von der grobschlächtigen Dumpfbacke bis hin zum ängstlichen Jammerlappen. Eine Chance bei Merida hat keiner – sie schlägt den hohen Lordschaften lieber ein Schnippchen und flieht.
Was Kindern gut gefällt: Merida ist nicht die perfekte, sanfte Schönheit, die immer nur Gutes tut, im Gegenteil. Aus Trotz und aus Wut über ihre Mutter wendet sie sich an eine Hexe und richtet großes Unheil an. Ihre Mutter und ihre drei frechen Brüder schweben in großer Gefahr. Mutig begibt sich Merida in die geheimnisvolle Welt der Geister, Feen und uralten schottischen Sagen, um ihren Fehler wieder gut zu machen. Und so beginnt eine gefährliche Reise auf Leben und Tod.
Nicht nur die spannende Geschichte macht den Film so sehenswert – auch für Erwachsene. Es sind die treffend gezeichneten Charaktere und die Dialoge, von hintergründig bis sehr lustig. Und es ist die bezaubernde Animation, mit der das Studio Pixar nach Werken wie „Toy Story“, „Findet Nemo“ und „Ratatouille“ einmal mehr fasziniert: Merida mit der leuchtend roten Haarmähne vor dem Blau-Grün-Grau der schottischen Highlands. Verwunschene, magische Orte. Und glitzernde, wispernde Lichtlein, die der Prinzessin den Weg zeigen.
Ankreiden könnte man dem Film einzig und allein, dass er am Ende sehr unheimlich wird. Selbst für Erwachsene wirkt es bedrohlich, wenn Riesenbären mit Pranken und scharfen Zähnen miteinander kämpfen. Ein Schreck für jüngere Kinder. Doch Durchhalten lohnt sich, denn zum Schluss geht auch dieses Filmmärchen positiv aus. „Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute“ – gut zu wissen!Kinokritiken im Überblick
[Cordula Dieckmann/fm]
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