Luc Besson: „Aung San Suu Kyi hat mein Leben verändert“

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Bild: © Romolo Tavani - Fotolia.com
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Der französische Regisseur Luc Besson wagt sich nach Action-Blockbustern wie „Das fünfte Element“ und „Nikita“ in seinem jüngsten Film „The Lady – Ein geteiltes Herz“ an eine Biographie über die Menschenrechtlerin Aung San Suu Kyi, die in Myanmar 15 Jahre unter Hausarrest stand. Die 66-Jährige hinterließ bei dem Filmemacher einen nachhaltigen Eindruck.

Die Friedensnobelpreisträgerin ist die Tochter des Nationalhelden Aung San, welcher 1939 die Kommunistische Partei Birmas gründete und später als Präsident die Antifaschistische Freiheitsliga führte. Suu Kyi selbst ist heute die bekannteste Demokratie-Kämpferin des Landes.
 
Sie gewann mit ihrer Partei, der Nationalen Liga für Demokratie (NLD), im Jahr 1990 die Parlamentswahlen, wurde aber vom Militär an der Übernahme der Macht gehindert und unter Hausarrest gesetzt. Im November 2010 wurde sie nach 15 Jahren überraschend frei gelassen. Am Sonntag errang die NLD mit ihr an der Spitze einen überragenden Sieg bei den Nachwahlen zum Parlament, nach 50 Jahren Militärdiktatur könnten dem Land nun große Änderungen bevorstehen.
 
Sie setzen den Schwerpunkt auf das Privatleben Suu Kyis. War Ihnen ein politischer Film zu riskant?
Luc Besson: Ihr politisches Engagement ist, soweit es in einer Militär-Diktatur möglich ist, weitgehend bekannt. Ich wollte einen ganz unbekannten Aspekt ihrer Person beleuchten und das ist ihr Leben als Ehefrau und Mutter. Wer kennt schon ihr Privatleben?
 
Suu Kyi opfert ihre Ehe in ihrem Kampf um Demokratie. An manchen Stellen wirkt der Film sehr melodramatisch. Man hat den Eindruck, dass Sie die Geschichte der Nobelpreisträgerin persönlich sehr mitgenommen hat?
 
Besson: Als ich das Drehbuch gelesen habe, musste ich tatsächlich gegen die Tränen ankämpfen. Ohne ihren Mann hätte sie den Kampf womöglich nicht fortgesetzt. Er wollte nur ihr persönliches Glück. Die Liebe dieses Mannes war grenzenlos und völlig uneigennützig. Heute ist der Begriff Liebe egoistisch geworden.
 
Sie haben Suu Kyi nur einmal getroffen. Wie war ihre Begegnung?
 
Besson: Die moralische Stärke dieser Frau hat mich völlig beeindruckt. Hinter ihrer strengen Fassade verbirgt sich eine weiche Frau. Eine Frau, die liebt. Die einzige Waffe, die sie hat, ist die Liebe, und die Liebe ist die stärkste Waffe der Welt.

Was kann man von Suu Kyi lernen?
 
Besson: Jeder was er will. Sie hat mein Leben verändert. Ich habe die Nase voll von dem Zynismus unserer Gesellschaft. Unsere Gesellschaft ist unmenschlich geworden. Die Reichen werden immer reicher, die Armen immer ärmer. Suu Kyi ist ein wunderbarer Mensch.
 
Inwieweit war Suu Kyi an der Ausführung Ihres Films beteiligt?
 
Besson: Sie hat weder das Skript gelesen, noch den Film gesehen. Wir sprachen über alles, aber nicht über den Film. Das Einzige, was sie wusste, war, dass wir einen Film über sie drehen wollten. Ich wollte sie nicht gefährden und sie so weit wie möglich Außen vor lassen.
 
Sie haben in Thailand gedreht, andere Bilder sind während eines früheren Aufenthalts in Myanmar entstanden. Stellte dieser Film besondere Ansprüche an Sie als Regisseur?
 
Besson: Wir mussten sehr diskret sein, vor allem auch im Umgang mit unseren Quellen. Der Film basiert unter anderem auf Gesprächen mit Verwandten, Bekannten und Freunden. Die Vorbereitungen zu dem Film dauerten über vier Jahre.
 
Haben Sie versucht, sie nach dem Film erneut zu sehen?
 
Besson: Ja, aber das Visum wurde mir verweigert.
 
Vielen Dank für das Gespräch.INTERVIEWs im Überblick
[Interview: Sabine Glaubitz]

Das Interview gibt die Meinung des Interviewpartners wieder. Diese muss nicht der Meinung des Verlages entsprechen. Für die Aussagen des Interviewpartners wird keine Haftung übernommen.

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