Drei Jahre nach Washington ist Gerard Butler wieder als Leibwächter des US-Präsidenten im Kampf gegen den Terror im Einsatz. Diesmal ist jedoch die englische Hauptstadt London das Ziel. Neben Hollywood-typischer Action zeigt sich „London Has Fallen“ jedoch auch kritisch.
Das Weiße Haus, Herzstück der amerikanischen Demokratie, muss aus Sicht von Hollywood immer wieder einmal gründlich in Schutt und Asche gelegt werden. Ein Meister dieser Disziplin ist der gebürtige Schwabe Roland Emmerich („Independence Day“), als Experte für Katastrophenfilme auch „Master of Desaster“ genannt.
Vor drei Jahren zerlegten nicht Außerirdische, sondern Terroristen in Antoine Fuquas „Olympus Has Fallen“ den Amtssitz des Präsidenten. Jetzt bringt das gleiche Produzenteam mit „London Has Fallen“ eine durchaus sehenswerte, mitunter brachiale Neuauflage des Terrordramas in die Kinos. In dem atemlosen Actionknaller ist der Kampfplatz in die britische Hauptstadt verlegt worden, die Hauptdarsteller sind die gleichen geblieben, und auch diesmal dröhnt es wieder reichlich patriotisch von der Leinwand. Aber der Film in der Regie von Babak Najafi lässt auch subversive Untertöne zu und verzichtet auf Schwarz-Weiß-Malerei.
Gerard Butler spielt erneut den bulligen Leibwächter Mike Benning, der seinen eher feingeistigen Präsidenten Benjamin Asher (Aaron Eckhart) auf Schritt und Tritt begleitet. Morgan Freeman ist jetzt Vizepräsident, einen so coolen Burschen wird es in dem Amt wohl nie mehr wieder geben. Als der englische Premierminister unerwartet stirbt, treffen sich in London die Staatschefs der Welt. Es kommt zum tödlichen Szenario, als Hunderte Terroristen ein höllisches Inferno entfesseln. Fünf Staatschefs kommen ums Leben, Benning kämpft mit seinem Präsidenten im Schlepptau gegen eine schier unbesiegbare Übermacht.
Ein wenig mulmig wird es einem als Zuschauer schon angesichts der realen Terroranschläge der vergangenen Jahre, wenn auf der Leinwand permanent Autos explodieren und Passanten umherfliegen. Aber die Verfolgungsjagden und Schießereien folgen brav der Dramaturgie des Actionsfilms. Dabei fungiert der US-Präsident als moralische Instanz, die den Philosophen Immanuel Kant zitiert, während sein Leibwächter Benning der Mann fürs Grobe ist, der verletzten Terroristen auch mal den Todestoß gibt – kein schöner Job, aber einer muss ihn halt machen. So lautet die durchaus angreifbare Message des Films, der nichts für zartbesaitete Gemüter ist.
Andererseits gibt sich „London Has Fallen“ auch differenziert: Ganz zu Beginn wird ein verheerender amerikanischer Drohnenangriff auf eine pakistanische Hochzeitsgesellschaft gezeigt, die als Initialzündung für den Terror-Wahn des Oberschurken Barkawi fungiert. Und auch die glänzenden Geschäfte westlicher Waffenexporteure werden angeprangert.
Für solche Subtilitäten hat Hauptdarsteller und Mitproduzent Gerard Butler („300“) keine Zeit. Der kantige Schotte dominiert fast jede Einstellung mit fulminanter körperlicher Präsenz. Dieser unkaputtbare Typ nimmt es mit allen Terroristen der Welt auf, und manchmal ist auch noch Zeit für einen kleinen Scherz. Die Welt retten kann verdammt stressig werden, am Ende steht der bissige Leibwächter lammfromm und sichtlich erschöpft an der Wiege seiner neugeborenen Tochter. Und auch wir sind irgendwie erleichtert, diesen Dauerbeschuss von der Leinwand unbeschadet überstanden zu haben.Kinokritiken im Überblick
[Johannes von der Gathen/buhl]
Bildquelle:
- Inhalte_Kino_Artikelbild: © Romolo Tavani - Fotolia.com