Hollywoodstar Leonardo DiCaprio hat in seiner knapp 20-jährigen Karriere schon so einige Rollen meistert: Verliebter Titanic-Passagier, Traumwandler oder auch exzentrischer Milliardär. Mit Gold belohnt wurde er dafür aber noch nicht, obwohl er es mittlerweile durchaus verdient hätte. Mit 40 Jahren arbeitet er nun an seiner sechsten Chance.
Er kennt die ärmliche Seite von Los Angeles. Leonardo DiCaprio wuchs in einem Viertel auf, dass er mit den düsteren Szenen aus dem Film „Taxi Driver“ vergleicht. Dort habe er als Kind Drogensüchtige und Prostituierte auf der Straße gesehen. „Ich bin sehr arm aufgewachsen“, erzählte der Hollywoodstar mit deutschen Wurzeln im vergangenen Januar der „Los Angeles Times“. Und so habe er die andere Seite des Lebens kennengelernt.
Ein Stipendium für eine Grundschule im vornehmen Westwood-Viertel öffnete ihm die Augen für eine andere Welt. Mit 15 Jahren habe er seiner Mutter gesagt, er wolle Schauspieler werden. Er habe sie angebettelt, ihn für Rollen vorsprechen zu lassen, erinnert sich DiCaprio in dem Interview. Seine Mutter Irmelin, die aus Oer-Erkenschwick in Nordrhein-Westfalen stammt, begleitet ihr einziges Kind nun zu Filmfestivals und Preisverleihungen.
DiCaprio, der am Dienstag (11. November) 40 Jahre alt wird, führt seine rasante Hollywood-Karriere auch auf den Spürsinn von Robert de Niro zurück. Der hätte ihn 1992 aus einer Gruppe junger Anwärter für das Familiendrama „This Boy’s Life“ ausgewählt. Längst kann DiCaprio seine Rollen wählen. Oft sind es reiche, mächtige und schräge Figuren.
Für Regisseur Martin Scorsese verwandelte er sich zuletzt in „The Wolf of Wall Street“ in den überheblichen Finanzjongleur Jordan Belfort, der auf Geld, Sex und Drogen steht. Es war die fünfte Zusammenarbeit der beiden nach „Gangs of New York“, „Aviator“, „Departed – Unter Feinden“ und „Shutter Island“.
Es war auch DiCaprios fünfte Oscar-Nominierung. Bei der Trophäenvergabe im vergangenen März hätte er als bester Hauptdarsteller und als Produzent der Börsensatire Gold holen können. Doch seit seiner ersten Oscar-Nominierung vor 20 Jahren für das Familiendrama „Gilbert Grape – Irgendwo in Iowa“ und später für „Aviator“ und „Blood Diamond“ hatte der Schauspieler auf der Oscar-Bühne immer wieder Pech.
Trotz großer Auftritte: Regisseur Clint Eastwood machte ihn 2012 in „J. Edgar“ zu dem skrupellosen und gefürchteten FBI-Chef J. Edgar Hoover. Mit einer dicken Portion Make-up und DiCaprios feiner Verwandlungskunst altert er auf der Leinwand mehr als 50 Jahre. In Scorseses „Aviator“ (2004) war er der exzentrische Flugpionier Howard Hughes. Im vorigen Jahr verkörperte er in der Literaturverfilmung „Der große Gatsby“ mit pomadiger Haartolle und einem Killerlächeln den neureichen Millionär Jay Gatsby.
Doch natürlich war es die Rolle des mittellosen, verliebten Jack Dawson auf der untergehenden „Titanic“, die den Schauspieler 1997 plötzlich zum Star machte, gerade 23 Jahre alt. Erst kürzlich erinnerte DiCaprios damalige Filmpartnerin Kate Winslet an die herzergreifende Romanze. Da sei aber nie „eine romantische Sache“ zwischen ihnen gelaufen, sagte die 39-jährige Schauspielerin im Interview mit dem britischen Magazin „Marie Claire“. Sie hätten aber eine ganz besondere Freundschaft entwickelt und sich damals viel Halt gegeben.
Seine echten Romanzen hält der unverheiratete DiCaprio gewöhnlich unter Verschluss. Zu seinen Ex-Freundinnen zählen das brasilianische Model Gisele Bündchen und die israelische Schönheit Bar Refaeli. Auch mit dem deutschen Model Toni Garrn wurde er in diesem Jahr Seite an Seite gesehen.
Als Friedensbotschafter der Vereinten Nationen steht der Schauspieler nun in einer neuen Rolle im Rampenlicht. Im September bescheinigte ihm UN-Generalsekretär Ban Ki Moon, eine „glaubhafte Stimme in der Umweltbewegung“ zu sein. Beim jüngsten UN-Klimagipfel hatte DiCaprio gleich einen großen Auftritt. Der Klimawandel sei die „größte Herausforderung der Menschheit“ und keine rein politische Angelegenheit, „sondern es geht dabei um unser Überleben“, sagte DiCaprio im Hauptsitz der Vereinten Nationen in New York. „Ich spreche nicht als Schauspieler, sondern als besorgter Bürger.“
DiCaprio ist längst als „grüner“ Hollywood-Star bekannt. 1998 rief der engagierte Umweltschützer die „Leonardo DiCaprio Foundation“ ins Leben, die mit anderen Verbänden vor allem in den Bereichen Erderwärmung, erneuerbare Energien, sauberes Trinkwasser und Schutz von Ökosystemen arbeitet. Er lebt nach eigenen Angaben schon lange umweltbewusst. Er fährt danach Hybridautos und nutzt Solarenergie.
DiCaprio, der sich als UN-Friedensbotschafter besonders für den Klimaschutz starkmachen soll, wird aber weiter in Hollywood vor der Kamera stehen. Sein nächstes Projekt ist der Western-Thriller „The Revenant“, in dem er einen Jäger in der amerikanischen Wildnis im 19. Jahrhundert spielt. Nach einer schweren Bären-Attacke wird er von seinen Begleitern ausgeraubt und halbtot zurückgelassen. Der Trapper überlebt und schwört auf Rache. Regie führt der Mexikaner Alejandro González Iñárritu („Babel“, „Biutiful“). Das könnte Stoff für DiCaprios sechste Oscar-Nominierung sein. [Barbara Munker/fm]
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