Über 40 Jahre lang schrieb Roger Ebert Filmkritiken. Ein „Daumen Hoch“ von dem Star-Kritiker war für viele Regisseure und Schauspieler ein Karriereschub. Nach dem Krebstod des 70-Jährigen trauert Amerika, von Barack Obama bis Michael Moore.
Ein „Daumen Hoch“-Zeichen von Filmkritiker Roger Ebert war über Jahrzehnte mit das Wichtigste in Hollywood: Der amerikanische Kritikerpapst, der durch seine unzähligen Filmbesprechungen selbst zum Star wurde, ist tot. Ebert starb nach Angaben seiner Zeitung, der „Chicago Sun-Times“, am Donnerstag in Chicago. Der 70-Jährige litt seit Jahren an Krebs. Viele Fans des Kritikers, von US-Präsident Barack Obama bis Oscar-Preisträger Michael Moore, drückten ihre Trauer aus.
Michelle und er seien über die Nachricht von Eberts Tod traurig, schrieb Obama. Er habe einer ganzen Generation von Amerikanern viel bedeutet. „Ohne Roger werden Filme nicht mehr dasselbe sein“, hieß es in der Mitteilung aus dem Weißen Haus.
„Roger Ebert liebte Filme. Bis auf die, die er hasste“, sagte die Zeitung über ihren bekanntesten Kopf. Eberts Kritiken waren ebenso begehrt wie gefürchtet. Er „war ohne Zweifel der prominenteste und einflussreichste Kritiker des Landes“, schrieb die „Sun-Times“. Ebert hatte 46 Jahre lang für die Zeitung und auch mehr als drei Jahrzehnte im Fernsehen Filme kritisierte.
„Wir haben einen nachdenklichen Schreiber verloren“, sagte „Black Swan“-Regisseur Darren Aronofsky auf Twitter. Eberts erste Kritik seines Films „Pi“ sei für ihn ein „Karriere-Highlight“ gewesen, schrieb er weiter. Mit einem schlichten „Thanks Mr. Ebert“ bedankte sich US-Komödiant Steve Carell. „Schockiert und zutiefst betrübt“, twitterte die Schauspielerin Anna Kendrick. „Millionen ‚Daumen Hoch‘ für dich. Ruhe in Frieden“, schrieb Oscar-Preisträger Michael Moore auf Twitter.
Als erster Filmkritiker überhaupt gewann Ebert 1975 einen Pulitzer-Preis. Auch einen Stern auf dem Hollywood Walk of Fame hatte vor ihm noch keiner seiner Zunft. Dort wurden am Donnerstag Blumen niedergelegt. Auch als Drehbuchautor hatte der Kritiker eine Fangemeinde. 1970 schrieb er das Skript für Russ Meyers Erotik- Kultfilm „Blumen ohne Duft“ („Beyond the Valley of the Dolls“).
Die Verrisse des Filmexperten waren gefürchtet, seine lobenden Worte begehrt und geachtet. Für Wolfgang Petersens Katastrophenfilm- Flop „Poseidon“ fand er 2006 immerhin noch ein gutes Wort. „Petersen war nicht mit ganzem Herzen bei der Sache. Er ist viel zu klug, um die Story als erstklassiges Material anzusehen, und er ist einfach ein zu guter Regisseur, um daraus unterhaltsamen Müll zu machen.“
Auch dem Melodrama „Sieben Leben“ (2009) mit Will Smith fand Gnade: „Manche werde den Film bemängeln, weil er emotional manipuliert. Andere wollen emotional manipuliert werden. Dazu gehöre ich – zumindest, wenn der Film gut gemacht ist.“ Über Michael Hanekes Oscar-prämiertes Altersdrama „Liebe“ schrieb Ebert treffend: „Altern ist nichts für Feiglinge – auch dieser Film nicht.“
Die letzten zehn Jahre hatte sich Ebert vielen Krebsoperationen unterziehen müssen. Sein Unterkiefer wurde teilweise entfernt, er konnte nicht mehr sprechen, aber schrieb weiter seine Kritiken. Einen Tag vor seinem Tod teilte er mit, dass der Krebs zurückgekehrt sei und er eine Pause einlegen müsste. [dpa/ps]
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