Pünktlich zur Halloweenzeit starten jede Menge Horrorfilme in den Kinos. Von familientauglich über klassisch bis blutrünstig ist alles dabei. DIGITAL FERNSEHEN hat neben den Streamingtipps die Horror-Neustarts auf den Leinwänden unter die Lupe genommen.
The Beach House
Mit Halloween, Grusel und der dunklen Jahreszeit hat „The Beach House“ auf den ersten Blick wenig gemeinsam. Ein junges Paar fährt in den Urlaub zu einem abgelegenen Strandhaus. Ferienidylle, rauschende Brandung, sonnengeflutete Bilder. Doch der Schein trügt. Nach einem nächtlichen Drogentrip ist nichts mehr wie zuvor. Die Mitbewohner im Haus verhalten sich merkwürdig. Am Strand liegt ekliges, undefinierbares Getier und ein mysteriöser gelber Nebel zieht auf. „The Beach House“ schürt nach einem etwas zähen Auftakt gekonnt die Angst vor dem Unbekannten. In der Rezeption wurde der Urlaubshorror unter anderem mit Lovecrafts „Die Farbe aus dem All“ verglichen, dessen jüngste Verfilmung mit Nicolas Cage er aber locker in die Tasche zu stecken weiß.
„The Beach House“ ist gerade vor gegenwärtigen Umweltdiskursen und der Pandemielage ein überraschend zeitgemäßes Terrorstück über Verdrängung und Leugnen einer natürlichen Bedrohung. Selbstsicher zieht man sich hier ins Private zurück, bis der Horror von draußen zuschlägt. Jeffrey A. Browns Horrorfilm gipfelt in einem psychedelischen und apokalyptischen Finale. Ein wunderbar verstörender Geheimtipp, der alles aus seinem geringen Budget herausholt!
„The Beach House“ läuft seit dem 22. Oktober in den deutschen Kinos.
The Mortuary – Jeder Tod hat eine Geschichte
Wer erinnert sich noch an die Zeiten der „Twilight Zone“, der „Geschichten aus der Gruft“ oder R.L. Stines „Gänsehaut“-Reihe? „The Mortuary“ lässt die Tradition der schaurigen Anthologie-Formate noch einmal gekonnt aufleben. In Ryan Spindells Gruselfilm bewirbt sich ein junge Mädchen um eine Stelle bei dem zwielichtigen Bestatter Montgomery Dark. Der hat ihr so einige schaurige Geschichten zu erzählen, die ihm im Laufe seiner Karriere untergekommen sind. Von einer monströsen Überraschung im Badezimmerschrank bis zu einer brutalen Home-Invasion probiert sich „The Mortuary“ an verschiedenen Subgenres des Horrorkinos.
Das Resultat hätte dabei stilistisch in seinen einzelnen Episoden etwas mehr Diversität und Wagemut vertragen können. Gerade für ein jüngeres Publikum ist „The Mortuary“ allerdings ein durch und durch mitreißendes Grusel-Kaleidoskop geworden. Was nicht bedeutet, dass es hier zahm oder kindertauglich zur Sache geht! Ryan Spindell schreckt in seinem Episodenfilm auch vor blutigen Tatsachen nicht zurück, die sich auf groteske Art und Weise in die ebenso farbenfrohe wie abgründe Schauermärchenoptik einfügen. Ergibt am Ende ein augenzwinkernd schwarzpädagogisches Werk über menschliches Fehlverhalten und dessen Bestrafungen, das mit jeder Menge Nostalgie-Flair aufwartet. „The Mortuary“ ist das, was im vergangenen Jahr „Scary Stories To Tell In The Dark“ gern gewesen wäre!
„The Mortuary“ läuft seit dem 22. Oktober in den deutschen Kinos.
Zombie – Dawn of the Dead
George A. Romeros Horrorklassiker von 1978 erstrahlt in neuem Glanz. Noch bis 2019 war der wegweisende Zombiefilm in Deutschland beschlagnahmt und nur in gekürzten Fassungen erhältlich. Inzwischen reiht sich „Dawn of the Dead“ in die Menge an Horrorklassikern wie „Tanz der Teufel“, „Texas Chainsaw Massacre“ oder jüngst „Maniac“ ein, die nach einer Neuprüfung hierzulande endlich ungekürzt verfügbar sind. Während Romeros erster Zombiefilm „Night of the Living Dead“ noch mit subtilem Schrecken spielte, geht es in dem zweiten Teil der Reihe, „Dawn of the Dead“, blutig und ungeschönt zur Sache.
Die Geschichte um eine Gruppe Überlebender, die sich in einem Kaufhaus vor der Zombie-Apokalypse verschanzt, sorgte für allerhand Diskussionen und Interpretationen. Bis heute ist „Dawn of the Dead“ in jedem Fall ein beeindruckender Horrorklassiker und Meilenstein der Filmgeschichte über den Schrecken der aufziehenden Konsumgesellschaft. Sind wir nicht alle selbst inzwischen Zombies geworden?
Koch Media bringt „Dawn of the Dead“ ungekürzt und restauriert ab dem 29. Oktober für kurze Zeit in die Kinos.
Hexen hexen
Der Kinderschreck der 90er Jahre kehrt in neuem Gewand zurück. „Hexen hexen“, das berühmte Kinderbuch von Roald Dahl, wurde schon einmal verfilmt. Nicolas Roeg schuf 1990 einen wahren Kultklassiker mit seiner Adaption der Geschichte über garstige Hexen, die alle Kinder in Mäuse verwandeln wollen. Damals sorgte „Addams Family“-Star Anjelica Huston in der Rolle der furchtbar entstellten Oberhexe für so einige Albträume.
Hollywood-Regisseur Robert Zemeckis hat den Stoff nun abermals verfilmt. In der Neuinterpretation ist Anne Hathaway als diabolische Zauberin zu sehen. Auch der neue „Hexen hexen“ verspricht familientaugliche Halloween-Unterhaltung mit einer ordentlichen Portion Horror und schwarzem Humor. Etwas wird in dieser Neuverfilmung im Vergleich zu der 90er-Version aber definitiv fehlen: die gruseligen Make-Up-Effekte und aufwendigen Puppentricks von Jim Henson!
In den USA ist „Hexen hexen“ exklusiv bei HBO Max erschienen. In Deutschland läuft der Film ab dem 29. Oktober in den Kinos.
Schlaf
Ein neues Regie-Talent betritt die deutsche Kinolandschaft! Deutsche Genrefilme sind bekanntlich eher selten auf den Kinoleinwänden zu finden. Umso gespannter darf man sein, wenn, wie in diesem Fall mit Michael Venus‘ Regiedebüt, ein solch interessantes Werk erscheint. In „Schlaf“ erzählt Venus von einem angespannten Mutter-Tochter-Verhältnis. Die Mutter, gespielt von Sandra Hüller, leidet immer wieder unter heftigen Albträumen und fällt eines Tages in einen komatösen Zustand. Ihre Tochter, Gro Swantje Kohlhof, begibt sich daraufhin in einem mysteriösen Hotel auf die Suche nach der Ursache für den Zustand ihrer Mutter.
Was sich daraus entspinnt, ist ein faszinierendes und angenehm sperriges Stück Psycho-Horror mit David Lynch-Anleihen. Michael Venus schießt in seiner verschlüsselten Metaphorik zwar im Schlussakt etwas über das Ziel hinaus, aber die unheimliche Atmosphäre, das gekonnt unzuverlässige Erzählen und die albtraumhafte Bildästhetik treffen ins Schwarze. Wie hier Generationenkonflikte, deutscher Rechtsruck und Heimatfilmklischees ins Surreale und Unheimliche überführt werden, ist eines der beeindruckendsten deutschen Filmexperimente des Jahres.
„Schlaf“ startet am 29. Oktober bundesweit in den deutschen Kinos.
Bildquelle:
- mortuar: capelight pictures